Hallo,
Wie die zahlreichen Beiträge im Forum zeigen, scheint den Rötlingen das außergewöhnliche Wetter dieses Jahres gut zu gefallen. Die Freude der Finder wäre natürlich doppelt so groß, wenn auf eine tolle Aufnahme nicht eine mühsame Bestimmung folgen würde.
Deshalb will ich nachfolgend ein paar Tipps geben, wie man sich die Bestimmungsarbeit erleichtern kann.
1. Cheilozystiden
Man entnimmt dem Fruchtkörper eine einzelne Lamelle, legt sie auf einen Objektträger und trennt mit einer Rasierklinge durch einen parallel zur Schneide angesetzten Schnitt den Rest der Lamelle ab.
Dann wird der verbleibende schmale Streifen (mit der Schneide !) gut in Kongorot angefärbt (Einwirkzeit etwa 10 Minuten).
Anschließend saugt man mit einem Papiertaschentuch vorsichtig die „rote Brühe“ möglichst vollständig ab. Die nur fehlende Flüssigkeit ersetzt man mit destilliertem Wasser.
Jetzt geht´s unters Mikroskop.
Achtung: Keinesfalls das Präparat quetschen! Das Vorhandensein von Cheilozystiden kann in einem Quetschpräparat in den meisten Fällen nicht beurteilt werden. Da viele Leptonien in den Zellen lichtbrechende Körnchen eingelagert haben, erhält man durch das Quetschen auch noch eine fast nicht mehr untersuchbare „Milchsuppe“.
Zuerst wird die Schneide nach vorspringenden oder anders als Basidien geformten, sterilen Elementen abgesucht.
Hinweis: findet man zwischen reifen Basidien nur ähnlich aussehende Elemente die zudem kleiner sind, so handelt es sich fast immer um Basidiolen, d.h. um unreife Basidien. (Wenn man sicher gehen will kann man zum Vergleich die Lamellenschneide eines überständigen Fruchtkörpers untersuchen)
Da bei europäischen Rötlingen nur extrem selten Pleurozystiden vorkommen, kann man sich diese Untersuchung sparen.
2. Schnallen
Insbesondere bei vielen Arten der Untergattung Nolanea ist die Frage Schnallen ja/nein? Nur schwer zu beantworten. Am ehesten finden sich bei Rötlingen Schnallen am Fuß der Basidien (nicht in der Huthaut/-trama).
Zur Untersuchung kann man Präparat 1 hernehmen. Nun darf gequetscht werden.
3. Hut
Man halbiert zur Untersuchung des Hutes am Besten einen Fruchtkörper, d.h. man macht einen Schnitt genau durch die Mitte.
Anschließend entnimmt man aus der Hutmitte durch einen senkrecht zur Huthaut angesetzten, möglichst feinen Schnitt Material. Eine Färbung ist in diesem Fall nicht erforderlich. Die Untersuchung erfolgt in Wasser.
Auch hier darf das Präparat nicht gequetscht werden.
4. Pigmentierung
Die meiste Erfahrung erfordert wohl die Beurteilung der Pigmente. Man verwendet zur Untersuchung am Besten das Hutpräparat.
Während die üppige intrazelluläre Pigmentierung vieler Leptonien nicht zu übersehen ist, bereitet es oft Schwierigkeiten feine Inkrustierungen zu erkennen. Dazu darf das Hutpräparat jetzt auch gequetscht werden. Das 100-er Objektiv ist zur Untersuchung in jedem Fall erforderlich. Am ehesten findet man Inkrustierungen übrigen an den schmalen Zellen der Huthaut.
In Sachen Sporenmessung haben ja andere Pilzfreunde schon ausreichend Hinweise gegeben.
Viel Spaß mit Rötlingen!
Gruß
Gerhard