Warum musste ich mir ausgerechnet Pilze als Hobby aussuchen, frage ich mich manchmal. Durchaus berechtigt, die Frage, sage ich mir dann.
So Vieles ist unbekannt, bleibt unbestimmt. Zu wenig Zeit, zu wenig Ahnung. Habe ich dann etwas Zeit (wie im Augenblick), stapeln sich
die Funde in den Behältnissen umso höher. Bei manchen gehe ich nach dem Öffnen erstmal drei Schritt zurück und schnappe nach Luft.
Verdammt, so ein schönes Ding - schon wieder vergammelt. Mit manch anderen (speziell so kleine graue Dinger) kann ich immerhin meinen
Wurfarm trainieren. Ein grausames und beklopptes Hobby ist das, denke ich mir.
Und gehe zur Ablenkung von solchen Gedanken erstmal Pilze suchen.

Hallo zusammen!

Trotz des leichten Frustes nahe am Wahn ein paar Fotos aus dieser Woche, mit den Bestimmungsversuchen renne ich hinterher, bringe
wahrscheinlich alles durcheinander...

1. Radkappen finde ich öfters an Parkplätzen am Waldrand, sogar schon mitten im Wald.
Rotkappen seltener, und wenn, dann nur Birken-Rotkappen zwischen Steinpilzen in Birken-Fichten-Wäldchen. Dieses Jahr aber auch noch nicht,
trotz intensiver Regenfälle ist wieder alles Nass vom Winde verweht.
Espen-Rotkappen wuchsen schon sehr zahlreich in der Kiesgrube - die hier im Eichen-Buchen-Wald, in der Nähe Fichten, sehr abseits alte Birken,
haben für mich kaum etwas mit denen zu tun. Einzelne Eichen-Rotkappen, am Wegrand durch den Schotter stoßend. Letztens mit dem Albino-"Birkenpilz",
der sich als Albino-"Pappelpilz" herausstellte, versagend, bin ich vorsichtig geworden. Zudem heißen meine Espen-Rotkappen-Bilder nun alle
L. aurantiacum, da muss für die Eichen-Gesellen nun L. quercinum herhalten:

Um noch annähernd Großpilze zeigen zu können, muss ich schon tiefer in der Kiste kramen.
Diese hier stammen aus einem feuchteren Tal vom Bachrand, etwa 20 cm am senkrechten Hang über der Wasseroberfläche gewachsen. Mich wundert ja
inzwischen nichts mehr, auch keine Saftlinge am Bach. Vielleicht demnächst auch noch im Bach. Mikroskopisch komme ich zu Hygrocybe chlorophana -
darf der einfach so tief im Wald und teilweise so orange sein? (2.)

Ansonsten gab es dort am Bach zumeist Mycena crocata - weitaus weniger als letztes Jahr, auch teilweise so knallrot, wie noch nie.
Im Bach lagen Zweige mit bunten Knubbeln dran. Im Hinterkopf die vielen Unbestimmten zuhause, musste ich mich arg bremsen.

3. Gelbe Knubbel an daumendickem (Laubholz-)Ast:

Diese bis 2-mm-Dinger machen mich rasend. Asci 120-140x8µ, IKI=blau, Haken+. Paraph. apikal leicht verdickt, 2-3µ, mit kleinen Tröpfchen.
Sporen im Ascus mit 2, reif mit 1 Tropfen und kleineren Tröpfchen, bis 10x4µ, elliptisch. Dazu noch diese Knubbel an den teilw. septierten Sporen,
freie Sekundärsporen bis 5x6µ. Irgendwo hatte ich mir ein paar Namen notiert. So gut können sie nicht gewesen sein, wenn ich sie nicht mehr finde.
Auch wenn ich jetzt schon eine zeitlang mit Zottos Arbeiten vergleiche, es fällt mir unheimlich schwer, mich dort zurechtzufinden - sorry, wenn
ich immer wieder um Hilfe schreien muss!

4. Violettliche Knubbel an dünneren Zweigen und der Innenseite von Rinde. An anderen Hölzchen gab es die Teile auch in reinweiß:

Ombrophila hätte ich gedacht, vielleicht violacea. Meine Aufzeichnungen dazu sind irgendwo im Chaos vergraben, auf einem so beschrifteten Zettel
stehen noch Sporenmaße von 12-14x4µ - das passt dann wohl nicht...

5. Weiße Knubbel am Bachrand an Buchencupulen:

Hymenoscyphus faginea, dachte ich. Passt aber wohl auch nicht, Sporen spindelig, mit größeren und kleinen Tropfen, 10x4µ.
Ich gebs bald auf.

Oder mache einfach weiter, meine Lieblingsstellen dieser Art im Taunus abzusuchen, in denen man Stunden auf dem Boden verbringen kann:

Ähnlich auch in diesem Wald, bis zum Bach sind es bis zu knapp 15 Meter steil abwärts. Oben in der Laubschicht gibt es neben div. Pfifferlings-Arten
dann solche, erst auf den zweiten Blick sehr filigrane - oder besser haarige - Pilze zu finden. Letztes Jahr zu etwa 70% "sicher" bestimmt,
dieses Jahr immerhin zu 99,46%. Mit der Zeit kommt dann auch etwas Sicherheit hinzu, wobei die 100% für mich wohl nie zu erreichen sind.
6. Thelephora penicillata:

Wieder auf anderem Terrain, Kiesgrube, "mein Schatz". Oder sind es doch die Bäche?. Die Entolomen-Saftlingswiesen? Sand? Schnöder Buchenwald?
Lästige Gebüsche? Keine Ahnung, alles irgendwie zur richtigen Zeit irgendwie sehr attraktiv.
Saftlinge lassen in der Grube auf sich warten. Vor Kurzem konnte ich mir dort noch in den anschließenden Wäldchen die Dosen vollstopfen.
Beim erneuten Besuch vor wenigen Tagen war alles vertrocknet, kein einziger Pilz mehr zu sehen. Ein neues Gebiet musste her.

Also zwei Meter über den Weg, auf der Wiese gegenüber gabs ein paar dörre Risspilzchen. Zum beinahe ausgetrockneten Rinnsal hin, unter Erlen,
Weide in der Nähe, standen Lacktrichterlinge. Dass die nun Farbtrichterlinge heißen, habe ich erst zuhause erfahren.
Jedenfalls bin ich über jedes Pilzchen glücklich, dem ich auch nur annähernd einen Namen geben kann.
Bei denen hier kam sehr sicher Laccaria tortilis heraus. Wobei mich dessen Eintrag im Index fungorum wieder um Einiges zurackwarf - egal,
es ist L. tortilis, sagen meine Würfel (7.):

8. wuchs direkt nebenan eine Gruppe, bei der ich noch nicht einmal die Gattung erwürfeln kann. Sporen um 8-9x4µ, glatt, zumeist mit einem großem
Tropfen (teils auch 2), Keimporus knapp 0,5µ, Basidien 4-sporig, 30-35x9µ, keine Schnallen gesehen. Lamellenschneide mit für mich seltsamen
Auswüchsen, 2µ dick und wellig in großem Abstand bis ca. 40µ vorstehend. Mit Basidios habe ich aber auch bislang mikrosk. kaum Erfahrung sammeln
können. Wenn mich zudem noch die Makroskopie völlig im Stich lässt...:

9. Wiederum eine Knielänge nebenan im Gras/Moos, eine Peziza. Größtenteils schwarze Fruchtschicht, wohl Trockenschaden. Daneben auch wenig
frischere Becher mit olivlicher Schicht. Sporen 15-18x8-9µ, vorwiegend mit 1 großen Tropfen, mal auch zwei große oder mehrere kleine, Ornament
rel. flach warzig-gratig, netzartig, aber kein verbundenes Netz wie bei P. badia bildend. Paraph. septiert, bis 4µ, apikal verdickt, dort bis 7µ.
Asci 265-330x13µ. Ich hätte an P. limnaea/limosa gedacht, kenne ich aber noch nicht.

Hätten 10. nicht noch wenige Meter weiter am ausgetrockneten Bachrand im Moos diese rötlichen Becher gestanden, hätte ichs mir beinahe abgekauft:

Gelbes Fleisch, klare Milch, das Tuch im Transportgefäß war später schön gelb gefärbt. Sporen mit ähnlichen Maßen, allerdings isoliert-warzig.
Jetzt weiß ich nur nicht, inwiefern bei P. michelii im Alter vielleicht auch noch die Warzen zu Graten zusammenlaufen können.

11. Zwischendrin wuchsen auch noch diese zierlichen Pilzchen, noch sehr geizig mit Sporen. Ansonsten komme ich aber zu Clavulinopsis7Ramariopsis
subtilis, die ich auch wieder nicht kenne - käme das vom Bild her hin?

12. Ansonsten (neben so manch unsäglichem Kleinzeugs) erneut diese Teile, inzwischen etwa 10 cm hoch. Letztens hatte ich einen jungen FK ausgebuddelt,
das Braun an der Unterseite vernachlässigt und Herbstlorchel dazu gesagt. Ich weiß ja, dass die mehr weiß sein sollten. Was könnte es denn sonst sein?

Es reicht wieder - viele Grüße
Klaas