Hallo Ursula,
hellsehen kann ich bestimmt nicht, aber die Gewohnheiten und Vorlieben häufiger Forumsfrequentierer lernt man natürlich mit der Zeit kennen.
Dass Du eine Veränderung bei den Sporenmaßen bei der Verwendung von KOH festgestellt hast, finde ich spannend, da ich schon seit längerem den Verdacht habe, dass es nicht egal ist, in welchem Medium man misst. Systematisch bin ich der Sache allerdings noch nicht nachgegangen. Möglicherweise könnte diese Veränderung, wenn man sie als Faktor o.ä. darstellt, sogar ein gutes Bestimmungsmerkmal sein.
Zum Ornament: Natürlich sieht man das durch das Stacken nicht besser (auf dem Bild der Sporenoberfläche rechts oben sieht man es sogar besser als auf dem gestackten Bild), und bei Cortinarius-Sporen finde ich einfach, dass das gestackte Bild oft schöner aussieht. Bei Russulaceae-Sporen halte ich das Stacken dagegen für eine gute Methode, weil man in einem Bild viele Informationen komprimiert, und ein gestacktes Sporenbild sofort einen guten Eindruck vom Ornament vermittelt.
Zum konkreten Fall:
Die Sporen würde ich hier für fein- und dichtwarzig halten. Was sagt uns das nun über Deinen Fund:
Wenn wir uns über die Sektion (Caerulescentes) einig sind, können wir es mal mit Funga Nordica probieren und gelangen auf S. 689 klar zu C. terpsichores (ss. str.), da die von Günter genannte Schlüsselalternative C. eucaeruleus (C. terpsichores var. calosporus, vgl. CFP B24) größere und stärker warzige Sporen hat.
Freilich, die Beschreibung der makroskopischen Merkmale passt wieder nicht so gut. Die einzige angegebene Referenzabbildung (AdC Bd. V ut C. caesioflavescens) zeigt – wie nach der FN-Beschreibung zu erwarten - einen relativ farblosen und stark gelb verfärbten Pilz. Der Geruch wird in der zugehörigen Beschreibung einfach als „widerlich“ bezeichnet (vgl. FN „Scleroderma-Geruch“). Die Synonymie C. terpsichores = C. caesioflavescens dürfte, soweit ich weiß, durch Sequenzierung beider Holotypen abgesichert sein.
Da stellt sich nun nach unseren klassischen Methoden die Frage, was die genannten Makromerkmale (Intensität der Farben, Gilben) wiegen. Ich weiß auch nicht, wie viel in dieser Gruppe schon sequenziert wurde.Beim Durchblättern von AdC V passt der aus einem Kalkbuchenwald beschriebene Cortinarius caerulescens var. pallidipes mit seinem kräftig gefärbten Hut und dem „schwachen Geruch nach C. variecolor“ bestens zu Deinem Fund. Im Übrigen landen wir damit wieder bei einem der „klassischen“ Konzepte von Cortinarius caerulescens (das ist C. caerulescens +/- im Sinne Mosers), während C. caerulescens ss. CFP/FN ja ein anderer Pilz ist.
So sieht es nach meiner Meinung aus. Aber, wie gesagt, das ist nicht gerade eine Sektion, in der ich schon viel Erfahrung sammeln konnte.
Viele Grüße.