Liebe Pilzfreunde
Torsten Richter hat mich gebeten, seine neuen Funde hier vorzustellen. Mache ich doch gerne, und Film ab:
Wir (Katrin & Torsten) waren heute bei herrlich mildem, grauem und vor allem windstillem Wetter auf Asco-Suche. Auch Hartmuts Sucht nach neuen Octospora und Lamprospora Funden trieb uns an die Wogen der mecklenburgischen Ostseeküste.
An der Wohlenberger Wiek ging es immer entlang des Strandes mit einem vorsichtigen Blick in die Höhe – überall Steilküste! Und es dauerte nicht lange, dann hatte Torsten schon den ersten Asco erspäht. Violette Becherlinge direkt am Steilhang. Mühselig und mit vollem Körpereinsatz wurde der Steilhang abgelupt und die Becher geborgen! Der abendliche Blick durch das Mikroskop ergab: Peziza moseri.
1. Peziza moseri
Typisch für unsere Peziza moseri – Kollektion sind die glatten 15 - 17 x 8-9 µm großen Sporen, mit zwei großen Öltropfen; markant auch die keulig angeschwollenen, gekrümmten Paraphysen mit dunkelbraunvioletten, tropfenförmigen Inhalt und das Vorkommen auf nacktem Feinsand an den Hängen der Steilküste. Die makroskopisch ähnliche Peziza celtica hat Sporen mit einem Ornament aus deutlich runden, isolierten, flachen, regelmäßigen Warzen.
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Einige Meter weiter leuchteten dann Katrins Augen „Rot“! Prächtige orangerote Becher mit bräunlichem Saum funkelten vom noch steileren Steilhang. Auf lehmig-sandigen Untergrund wuchs hier: Aleuria cornubiensis.
2. Aleuria cornubiensis
Die allgemein unter dem Namen Melastiza chateri bekannte Art verwöhnt das Auge des Ascomyceten -Freundes mit seinen leuchtend orangeroten Fruchtkörpern. Der Randsaum und die Außenseite der tigel- bis schüsselförmigen Becher ist bräunlich gefärbt durch kleine Büschel brauner Hyphen. Charakteristisch auch für diese Art sind die mit einem groben Netz gratig ornamentierten, elliptischen Sporen.
Aber wo waren Lamprospora und Octospora? Die bemoosten Hänge – ob nun Sand, Lehm oder Ton – Fehlanzeige. Aber dann kam es ganz dicke oder besser ganz orange! Zwischen Moosen wie Dicranella varia, Barbula fallax und Barbula unguiculata wuchsen sie dann reichlich. Winzig kleine, nur für das belupte Auge sichtbare Moosbecherlinge. Der Name wurde wieder am Mikroskop vergeben - Lamprospora miniata.
3. Lamprospora miniata
Die vielen 1 – 1,5mm kleinen Moosbecherlinge wuchsen zwischen Moosen wie Dicranella varia, Barbula fallax und Barbula unguiculata. Als Wirtsmoose kommen die beiden Barbula-Arten in Frage und aufgrund der 13 – 14µm großen globosen Sporen handelt es sich um die var. parvispora. Immer wieder herrlich das Ornament auf den Sporen, ein regelmäßiges, wabenförmiges, areolates Retikulum aus nicht unterbrochenen Leisten
(Mikrofoto von Hartmut)
Der Ascotrip entlang der Ostsee und mit „Steigeisenflair“ war erfolgreich und zugleich erholsam.
4. Entoloma sericeum
Im feinen Sand der Graudüne entdeckten wir auf dem Rückweg Entoloma sericeum, die wohl aufgrund der fehlenden Nährstoffe nur recht kleine (Hutdurchmesser und Stiellänge betrugen 2cm) und gestauchte Fruchtkörper bildete. Typisch für diese Art ist der stark gurkenartige Geruch.
Live von der Ostsee grüßen wir alle Pilzfreunde des Forums Torsten & Katrin