Hallo ihr Lieben,

wie angekündigt ein eigener Thread zum Thema. Am Montag habe ich auf einer Wiese in der Nähe unseres Hauses eine große Kolonie Riesenschirmlinge entdeckt. Der Finder war ja eigentlich mein Mann, weil er die Pilze, teilweise in Hexenringen sichtbar, beim Anflug mit seinem Ultraleichtflugzeug von oben entdeckt hat.

Bedingt auch durch unsere Pilzausstellung und meinen eigenen Fund habe ich mich ein bißchen durch diverse Forenbeiträge hier und im BMG-Forum und auch durch einen Artikel von Vellinga (nature.berkeley.edu/brunslab/ev/vellinga_2003_rachodesgroup.pdf) über die Chlorophyllum rachodes Gruppe gearbeitet. Vielleicht erzähle ich ja hier Dinge, die für einige banal sind, aber mir war das vorher jedenfalls noch nicht klar. Ich schildere anschließend meine Sicht der Dinge:

Nach dem Studium des Artikels und auch den guten Beiträgen von Gernot in verschiedenen Foren (Danke!) wurde mir klar, dass es nicht eine Art des Gartensafranschirmlings, sondern zwei verschiedene Gartensafranschirmlinge gibt: Chlorophyllum rachodes und Chlorophyllum brunneum. Chlorophyllum rachodes ist aber nicht der "normale" Safranschirmling aus dem Wald mit den zum Hutuntergrund gleichfarbigen Hutschuppen, der heißt jetzt Chlorophyllum olivieri.

Chlorophyllum rachodes ist charakterisiert durch kontrastfarbene Hutschuppen, eine nicht gerandete Knolle, komplexem Ring mit doppeltem Saum, blasigen Cheilozystiden mit kurzem "Stiel", teils abgestutzen, aber auch abgerundeten Sporen. An der Basis von jungen Basidien (Basidiolen) und Cheilozystiden sind Schnallen zu finden. Chlorophyllum rachodes steht sehr nahe bei Chlorophyllum olivieri unterscheidet sich durch die andersartigen Hutschuppen und etwas kürzere Sporen. Die beiden sind laut Vellinga genetisch gut getrennte Arten.

Der zweite Gartensafranschirmling (Chlorophyllum brunneum) hat oft eine gerandete Knolle, ebenfalls kontrastfarbene Hutschuppen, einen einfacheren Ring, keulige, längere Cheilozystiden und abgestutzte Sporen. Jürgen hat ihn neulich gefunden und stellt im Forum noch Bilder dazu ein. Er ist wohl derjenige, der nahe beim "Phantom" Chlorophyllum venenata steht.

So jetzt erstmal Bilder von meinen Funden von Chlorophyllum rachodes:

Ring von unten:

Ring von oben:

Knolle:

Im Mikroskop findet man dann blasige Cheilozystiden, ich habe da auch eine mögliche Schnalle gefunden. Die Mikroskopbilder sind nicht sehr gut, allerdings habe ich wegen der Schnallen bei 1000facher Vergrößerung fotografiert, das Wesentliche kann man aber jedenfalls erkennen. Die Cheilozystiden waren bei mir bis 24 * 16 µm gross, was gut zu Vellingas Werten passt. Ich hab zwar Chlorophyllum brunneum noch nicht mikroskopiert, dieser hat aber deutlich längere keuligere Cheilozystiden, das könnte ein gutes Trennungsmerkmal bei der Unterscheidung von Chl. rachodes und Chl. brunneum sein. Die Cheilozystiden sind zahlreich und daher einfach zu finden.

Nachdem ich einen Tag vorher bei einem anderen Pilz vergeblich nach Schnallen an den Basidien gesucht habe, war ich stolz auf mich, dass ich es zum ersten Mal geschafft habe diese gut versteckten Basalschnallen an jungen Basidien/Basidiolen zu finden. Da ich mir aber trotzdem noch nicht so 100% sicher bin, bitte ich da um eine Bestätigung. Ich habe einen jungen halb aufgeschirmten Pilz verwendet, damit die Schnallen noch vorhanden sind.

Keine Angst, wir sind fast fertig. Zum Schluß noch die Sporen, die teils abgerundet teils abgestutzt sind und im Mittel 9,8 * 6,8 µm groß sind. Das passt ebenfalls sehr gut.

Ich bin der Meinung, dass ich hier Chlorophyllum rachodes gefunden habe. Was sagt ihr dazu?

liebe Grüße

Birgit