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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Versuch zur Aufklärung des rubens rustica Problemk
Geschrieben von: Harzpilzchen Antwort auf: Octospora (Ingo Jürgens)
Datum: 11. Januar 2012, 23:17 Uhr
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Liebe Pilzfreunde Pilzfreund Torten Richter hat diesen umfangreichen Text entworfen und gebeten, diesen hier zu veröffentlichen. Vielen Dank Torsten, für deine tolle Hilfestellung!
Ein Stich in ein Wespennest! Die Trennung von O.rubens und rustica ist und bleibt sicher eine nicht immer eindeutige Sache, wie der Fund von Ingo anschaulich beweist. Wie so oft passt das eine Merkmale, schlägt das andere „aus der Art“ und lässt sofort Zweifel an der bereits geglückten Bestimmung (und erhoffte Freude) aufkommen. Gedrückte Stimmung macht sich breit. So verwundert es auch nicht, wenn wir bei ENGEL & HANFF (1985) lesen:“ Zu klären wäre noch, ob O.rubens (Boud.) Moser in Gams mit O.rustica identisch ist“. Ist die Sporenform beider Arten zwar identisch, so bietet die Sporengröße doch eine Möglichkeit der Trennung. Meine für die Bestimmung entscheidenden Mikromerkmale: Apothezien: 1- 3 (-4)mm im Durchmesser, kräftig orange; Rand nicht häutig, eher etwas wulstig abgegrenzt; soc.: Ceratodon purpureus auf sandigem Wegrand (Friedhof) Sporen: (16-)17-19 (-20) x 11- 12,5 (-13) µm(von Hartmut ermittelt 17.3-18.2-19.9 x 11.1-11.9-12.3 µm), 1 großer Lipidtropfen mit Durchmesser von 7,5- 8 µm ( von Hartmut ermittelt 6.2- 8.5µm) Asci: 8-sporig, Sporen 1reihig angeordnet, (215-) 250- 295 (-300) x (17-)19- 22 µm, IKI negativ Paraphysen: mit hell orangem Inhalt (im toten Zustand körnig verklumpend), Durchmesser 7- 7,5 µm ( von Hartmut ermittelt 5.0 µm bis max 7.8 µm ) , 1. Zelle (40-)55- 65 µm; in Entfernung von 55- 80 µm vom Paraphysenapex oft gegabelt. Würde ich aber nicht überbewerten! ITZEROTT (1978) gibt für die auf Brandstellen, aber auch auf Sand (!!) vorkommende Octospora rustica Sporenmaße von 13- 16 x 9- 11 µm an, ohne O. rubens überhaupt zu erwähnen. 1981 nennt ITZEROTT für O.rustica nun schon Sporenmaße von 12- 18 x 9- 12 µm. Als Wirtsmoose nennt er Ceratodon purpureus und Funaria hygrometrica. O.rubens hat nach ITZEROTT (1981) Sporengrößen von 15- 18 x 10- 13 µm! An 1.Stelle im Schlüssel nennt er aber eine orangefarbene Scheibe für O.rustica und rote Scheibe für rubens! Sollte uns das wirklich zufrieden stellen bei unseren Bestimmungsbemühungen? Aber da taucht im Text ja noch ein Ausrufezeichen auf und rüttelt uns aus dem „matschig- rusticalen Rubenstraum“! Bei O.rubens sind die Paraphysen im Gegensatz zu rustica körnig! Das ist es nun! Ich bin nicht zufrieden, denn nirgendwo sonst finde ich dieses Merkmal erwähnt und was heißt körnig? Meint ITZEROTT die bernsteinfarbenen, körnig erscheinenden Verklumpungen der ehemaligen Tropfen in den bereits toten Paraphysen? So etwas konnten wir in unserer Kollektion ermitteln. Also mal einen Ausflug zurück zum „Urschleim“. Der geniale Boudier untersuchte fast nur vitales Material und er nennt 1896 für Octospora rubens 17-19 x 12-13 µm große Sporen die er in Zusammenhang mit 270- 280 x 18- 19 µm großen Asci setzt. Das ist doch mal was Konkretes und zumindest auf meinen Fund passen diese Angaben recht gut. Ich bin einigermaßen beruhigt und Ingo sollte seinen Moosbecher trotz der großen Asci Octospora rustica nennen. Die Sporengröße halte ich für ein relevantes Bestimmungsmerkmal! Also die Farbe der Apothezien, die Präferenz von rustica zu Brandstellen und auch die Paraphysen scheinen nicht wirklich gut geeignet, um eine sichere Bestimmung zu präsentieren. Nur im Chor der Merkmale können sie eine willkommene Ergänzung bzw. zusätzliche Sicherheit vermitteln. Oder?
Hier noch ein Link zum Thema O.rubens aus dem Jahre 2010:
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