Liebe Pilzfreunde

Hier noch ein Gemeinschaftsbeitrag von Marcel Vega, Torsten Richter und mir zum Drittfund dieses sehr seltenen Pilzes.

Aber lassen wir Torsten selber zu Wort kommen:

"Gemütliche Ruhe herrschte am Sonntag, bis diese Stille von einem Klingeln des Haustelefons je unterbrochen wurde. Schon wieder die Schwiegereltern aus Rostock? Endlich mal wieder der Sohn aus Ratzeburg? Nun gut ich nehme ab und dann ein aufgeregter Marcel Vega am anderen Ende der Leitung.

Live von einem Hamburger Friedhof (MTB 2425/23).

Ganz aus dem Häuschen war Pilzfreund Marcel und stammelt aufgeregt und zugleich euphorisch: „ ..ich habe, Du glaubst es nicht...“. Nein ich glaube es auch fast nicht, aber Marcel der Glückspilz hatte auf der Suche nach Moosbechern eine gerade erst im vergangenen Jahr gültig neubeschriebene Art gefunden.

Roseodiscus formosus WIESCHOLLEK, HELLEMAN, BARAL & RICHTER


(Aufnahmen: Torsten Richter)

Herzlichen Glückwunsch, mehr blieb mir nicht zu sagen. Aber aus der Ferne?? Nein ohne einen Blick durch das scharfe Glas geht nichts. Heute hatte ich nun einen kleinen Teil der Kollektion auf dem Tisch und dann unter dem Mikroskop. Alles passt sehr gut zur Art, an deren Beschreibung im Team ich ja selbst mitwirken durfte.

Also der 3. Fund dieser Art für Deutschland, die bislang ein atlantisches Verbreitungsmuster zeigt und mit ziemlicher Sicherheit an dem häufigen Moos Ceratodon purpureus parasitiert.

Für diejenigen die nun sofort losziehen noch ein paar Fakten aus dem vitalen „Steckbrief“ von Roseodiscus formosus:

Makrosopische Merkale:
Apothezien Scheibe 1- 2 mm im Durchmesser, 2-4 mm hoch, rosa- fleischfarben, deutlich gestielt,
Stiel heller (glasig-milchig), fleischig.

Mikrosopische Merkale:
Asci 8-sporig, 120- 130 x 8- 10 µm, Apex deutlich verjüngt,
Sporen im Ascus schief und gedrängt 2-reihig, Sporenraum 40 µm,
Apikalring in IKI schwach orangerot, vom Calycina- Typ; mit Haken.
Sporen 12- 15 x 3,5- 4 µm, ellipsoid-fusoid, mit mehreren kleinen Lipoidtropfen in jeder Sporenhälfte, überreife Sporen 1-fach septiert, auch im vitalen Ascus konnten bereits septierte Sporen beobachtet werden; in IKI mit orange-reagierenden Glykogenkörpern.
Paraphysen 1,5- 2,5 µm im Durchmesser, apikal kaum angeschwollen, aber oft gegabelt.

(Zeichnung: Torsten Richter)

Und wer noch mehr erfahren möchte über diesen hübschen schlauchbesitzenden Bryophilen dem empfehlen wir die Zeitschrift für Mykologie 77/2 (2011). So, dann noch viel Freude bei der Suche."
Text und Beschreibung von Torsten Richter