Hallo alle,
die Diskussion wird ja nun interessant, und lasst uns doch mal ein wenig philosophisch werden! Lasst uns mal einen Vergleich ziehen mit der Spezies Homo Sapiens! Wie viele var. und f. hätten wir denn dann? Und dieses Thema gab es doch schon mal in Deutschland (ich meine nicht die Bundesrepublik). Damals war es ja sogar gefährlich, als Homo sapiens einer var. oder einer f. anzugehören, ja sogar lebensgefährlich. Und niemand wird mir ja wohl widersprechen wollen, dass dieser Irrsinn eben Irrsinn war.
Nun transferiert mal diese "Arten-Ansicht" ganz gemütlich auf die Pilze. Ich denke, dass man das Artenkonzept mit diesem Hintergrund durchaus diffenziert sehen kann.
Oder nicht?
Beste Grüße, Heinz Ebert
: Hallo Stephan,
: ich würde Andreas Bemerkungen eigentlich zu 100% unterschreiben wollen. Du
: solltest dazusagen, dass das, was Du geschrieben hast, gewissermaßen Deine
: Version der Dinge ist. In Wirklichkeit werden die taxonomischen Rangstufen
: unterhalb der Artebene (da gäbe es ja auch noch die Subspecies)
: unterschiedlich gehandhabt.
: Hiergegen wäre sofort einzuwenden, dass wir ja Individuen (Einzelorganismen)
: einem Taxon zuordnen wollen. Nach moderner Auffassung wäre das Individuum
: das Myzel, nicht der einzelne Fruchtkörper. Es kann anders gesagt nicht
: Sinn und Zweck der Taxonomie sein, die Äpfel, die an ein und demselben
: Apfelbaum wachsen, unterschiedlichen Taxa (Sippen) zuzuordnen.
: Hierzu hat Andreas schon das Wesentliche beigetragen. Es gab vor einigen
: Jahrzehnten den Versuch, hier den subjektiven Ermessensspielraum der
: Taxonomen zu beschränken. Da wurden etwa mal zwei und mal drei Merkmale
: für eine eigene Art gefordert. Dabei blieben freilich die Qualität der
: Merkmale wie auch ihre mögliche Interkorrelation weitgehend
: unberücksichtigt, d.h. solche Konzepte sind im konkreten Fall teils schwer
: operationalisierbar und führen zu Schematismus. Heute steht dem Taxonomen
: mit der Molekularbiologie ja ein weiteres Arsenal an Instrumenten zur
: Verfügung, die bei der Beantwortung dieser Fragen herangezogen werden
: können. In Anbetracht dieser Möglichkeiten halte ich Konzepte der Art,
: dass für die Abgrenzung eines Taxons der Rangstufe X eine Anzahl Y von
: Trennmerkmalen erforderlich ist, schlichtweg für obsolet.
: Viele Grüße