Hallo Steffen,
die Riesenschirmlinge sind nicht einfach ;-). So könnte man deinem Riesenschirmling im Prinzip mehrere Namen geben. Ich halte ihn für das "Schwestertaxon" von M. procera, das sich u.a. durch schmächtigere Fruchtkörper, schwächer genatterte Stiele, meist einfachere Ringe, häufig ± stark rötende Stielrinde und abweichende Hutschuppen (bei M. procera meist zahlreich und als abstehende Faserbüschel ausgebildet oder zumindest relativ dick-lederig; bei deiner Art meist spärlich, dünn, sich an den Rändern oft abhebend und leicht abwischbar) auszeichnet.
Wie soll man deinen Pilz nun aber nennen? Pilze der Schweiz oder die Großpilze Baden-Württembergs schlagen "Macrolepiota (procera var.) konradii" vor. In der Flora Agaricina Neerlandica und in der Funga Nordica wird die Art "Macrolepiota fuliginosa" genannt. Eine aktuelle Arbeit von Vizzini et al. verwendet den Namen "Macrolepiota rhodosperma".
"Macrolepiota konradii" kann diese Art m.E. nicht genannt werden, da die Originalbeschreibung von einem Hut mit "prominent mammiform or rather acute umbo" spricht und den Stiel als "white or tinged the colour of the cap" und "sometimes minutely ± concentrically scaly in lower part" beschreibt. Das alles lässt auf eine Art aus dem M. mastoidea-Verwandschaftskreis schließen (mit welchem die Art ja auch vom Originalautor verglichen wurde; eine Ähnlichkeit mit M. procera wird gar nicht erwähnt). Auch Vellinga stellt diesen Namen in die Gruppe von M. mastoidea und synonymisiert diese Arten gar. Wie dieser Name allerdings Anwendung für diese Art, die du uns zeigst, fand, ist mir immer noch ein Rätsel.
Der von dir vorgeschlagene Name "Macrolepiota fuliginosa" wird zwar von Vellinga und Lange verwendet, kann aber, wie von Vizzini et al. dargestellt, für die von dir gezeigte Art eigentlich keine Verwendung finden. Die Originaltafel Barlas von Lepiota procera var. fuliginosa zeigt nämlich Fruchtkörper, die M. procera sehr ähnlich sind, sich aber durch insgesamt einheitlich düstere Farben und glattere Stiele unterscheiden. Glattere Stiele würden zwar auch auf deine Art zutreffen, der Rest aber nicht. Die von Mani angehängten Fruchtkörper zeigen typische Exemplare von "Macrolepiota fuliginosa" - die sich genetisch von M. procera allerdings nicht unterscheidet und daher mittlerweile als Forma zu M. procera kombiniert wurde. Wunderschön ist diese Art/Form/Varietät auch im Ludwig abgebildet.
"Macrolepiota konradii" und "Macrolepiota fuliginosa" können also nicht verwendet werden. Übrig bleibt nur noch ein Name, den Vellinga früher bereits mit ihrer M. fuliginosa synonymisiert hat: Macrolepiota rhodosperma. Diesen Namen verwenden Vizzini et al. und beschreiben auch eine neue Varietät mit Velum an der Stielbasis und in der Hutmitte. Sie ist genetisch gut von M. procera getrennt (im Gegensatz zu M. fuliginosa (im Originalsinne) und M. permixta). Ludwig greift allerdings wieder auf den Namen "Macrolepiota konradii" zurück (ich würde jedoch bezweifeln, dass er die Arbeit von Vizzini et al. vor der Fertigstellung seines Werkes eingesehen hat). Übrigens beschreibt er auch eine Macrolepiota konradii var. erubescens, die an Teilen des Fruchtkörpers rötet - was ja anscheinend auch auf deinen Fund zutrifft.
Schöne Grüße
Gernot
: Hallo,
: diesen Riesenschirmling habe ich bei Fichten und Kiefern gefunden. Düstere
: Farben, faseriger Hut und vergleichsweise schwache Natterung. Ein Röten
: war eher schwach zu beobachten. Aber das Merkmal soll ja variabel sein. In
: der Stielrinde bräunlich mit schwachem rötlichen Beiton, in der Stielbasis
: einige Millimeter unter der Oberfläche der Knolle bis fast zur Mitte eher
: bräunlich, in der Mitte aber ohne Verfärbung.
: Viele Grüße
: Steffen