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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Re: Anmerkung
Geschrieben von: Birgit Antwort auf: Re: Anmerkung *PIC* (UmUlmHerum)
Datum: 10. November 2012, 01:53 Uhr
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Hallo Rika, da ich höchstens ne geringe biologische Vorbildung habe (als Biophysikerin bin ich wohl max. ein Zehntel Biologin ;-)) eine zugegebenermaßen saloppe Erläuterung zum Thema. Die Bildung von Konidien durch die Nebenfruchtform entspricht meines Wissens nach einer Klonierung, d.h. die Konidien enthalten nur die gleichen Erbinformationen wie das sie bildende Individuum. Bei einer Pflanze entspricht dies also einem Ableger, der genau die gleichen Erbinformationen enthält wie die Mutterpflanze. Der Vorteil liegt im Weiterleben und der Verbreitung des Individuums. Einzelne Myzelien (Individuen) sind theoretisch unsterblich. Der Nachteil liegt darin, dass eventuell fehlerhafte Erbinformationen des Individuums weiter kopiert werden und nicht korrigiert werden können, da ja keine andere fehlerfreie Information zugänglich ist. (Die Biologen mögen mir bitte verzeihen, wenn ich das so "einfach" ausdrücke.) Das bedingt natürlich eine höhere Mutationsrate. Die Sporen stellen bei Pilzen eine mindestens zweigeschlechtliche (sexuelle) Vermehrung dar. Die Erbinformationen von min. zwei Individuen ist in den Sporen enthalten. Fehler in der Erbinformation des einen Partners können meist durch "Gegenlesen" des korrekten Teils vom anderen Partner korrigiert werden. Sexuelle Vermehrung verringert das Mutationsrisiko, vermutlich ein Grund, warum wir Menschen das so machen ;-). Mutationen führen in den meisten Fällen zu wenig erfreulichen Ergebnissen. Allerdings wird erst durch Mutation Selektion der überlebensfähigeren Arten und damit unsere Existenz als Menschen überhaupt möglich. Aus einem Konidium kann ein eingeschlechtliches Myzel entstehen, das aber natürlich keine Hauptfruchtform (mit zweigeschlechtlichen Sporen) hervorbringen kann. Bei dem Vorhandensein von zwei Geschlechtern (u.a. bei Tintlingen könnens wesentlich mehr sein) müssen sich die Myzelien zweier unterschiedlicher Geschlechter im Boden "treffen" und vereinigen, damit sich Fruchtkörper der Hauptfruchtform bilden können. Allein die Vorstellung, dass dieses "Treffen" überhaupt tatsächlich stattfindet, finde ich schon toll. Wenn das sehr unwahrscheinlich wäre, würden wir zum Beispiel keine Steinpilze finden.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch noch die "verteufelte" radioaktive Strahlung. Ohne die natürliche radioaktive Strahlung (Kalium 40, Radon....) wären wir als Menschen höchstwahrscheinlich gar nicht da. Radioaktive Strahlung führt selbst bei zweigeschlechtlicher (sexueller) Vermehrung zu erhöhten Kopierfehlern der Erbinformation und damit zu erhöhten Mutationsraten und in Folge zu erhöhten Selektionsraten. Aber irgendwie müssen wir ja vom Affen zum Menschen gelangt sein..... ;-)
liebe Grüße Birgit
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