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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Re: Cortinarius spec...
Geschrieben von: jesko Antwort auf: Re: Cortinarius spec... (antilocal)
Datum: 17. Dezember 2012, 23:14 Uhr
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: Welche Mikromerkmale werden zu Bestimmen von Cortinarien benötigt?
Hallo Sven, Cortinarius ist eine sehr große Gattung, aber die Merkmalsvariabilität ist eher makroskopisch als mikroskopisch. I.d.R. kommt man auch makroskopisch mehr oder minder schon auf die Sektionsebene, oft sogar viel weiter. Zur mikroskopischen Unterscheidung nahe verwandter Arten sind oft nur noch Sporenformen und –maße relevant, andere mikroskopische Merkmale sind oft Gruppenmerkmale, d.h. da gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Arten derselben Serie oder Sektion. Ich versuche mich trotzdem mal an einem kleinen Überblick aus meiner (natürlich beschränkten) Erfahrung: Sporenformen und –maße sind das Mikromerkmal, das in den meisten Fällen weiterhilft. Ich denke, die intraspezifische Variabilität bei der Sporengröße ist normalerweise sehr gering. Für mich habe ich ein bisschen die Faustregel, dass 1 μ Abweichung z.B. bei der oberen Intervallgrenze bereits sehr bedenklich ist, sodass mir die Bestimmung dann bereits sehr fraglich erscheint. Weitere wichtige Sporenmerkmale können die Ornamentation, die Sporenfarbe in Wasser und/oder KOH oder die Dextrinoidität sein. Basidien sind bei der übergroßen Mehrzahl der europäischen Arten zumeist 4-sporig, Arten mit überwiegend 2-sporigen sind also sehr selten. Sehr auffällige Cheilozystiden oder Marginalzellen sind wenig verbreitet. Bekannte Beispiele wären die ballonförmigen Cheilozystiden der „Honigschleimfüße“ (Myxacium, Sekt. Defibulati bzw. Gruppe um C. elatior) oder die ChZ/Marginalzellen im Formenkreis C. acutus. Auch in anderen Formenkreisen lohnt sich aber manchmal durchaus ein Blick auf die Lamellenschneide. Von Pleurozystiden weiß zumindest ich nichts. Bei den Huthautstrukturen gibt es insgesamt natürlich nennenswerte Unterschiede, aber nahe verwandte Arten nehmen sich da meist nicht viel. Zu beurteilen wären hier z.B. der allgemeine Aufbau (einschichtig/zweischichtig), die Breite der Hyphen ibs. in der Deckschicht, verschleimte Schichten, Inkrustationen ... Ein bekanntes Beispiele ist etwa die Pileipellis simplex bei den Calochroi, während manchmal makroskopisch ähnliche Phlegmacien anderer Sektionen eine Pileipellis duplex haben, damit könnte man im Zweifel z.B. C. sodagnitus von Vertretern der Caerulescentes unterscheiden. Schnallen weist die große Mehrheit der Cortinarius-Arten auf. Eine bekannte Ausnahme bilden die Honigschleimfüße (eben auch als Defibulati – Schnallenlose – bezeichnet). Wenn man also ganz schlimmen Schnupfen hat (und sich mit dem penetranten Honiggeruch in der Stielbasis nicht sicher ist) und etwa zwischen C. trivialis und C. elatior oder mucifluoides o.ä. oder vielleicht im Nadelwald zwischen collinitus und stillatitius schwankt, könnte man nach Schnallen oder auch nach den oben erwähnten ballonförmigen Cheilozystiden schauen. Interessant ist auch, dass Günter Saar als charakteristisches Mikromerkmal für C. daulnoyae (bzw. C. nemorensis ss. Saar) ungewöhnlich große Schnallen in der HDS festgestellt hat. Alles in allem reicht es also nach momentanem Stand oft aus, ein paar Sporen aus dem Abwurfpräparat oder von der Stielspitze zu untersuchen. Allerdings muss man schon sagen, dass bei vielen Cortinarius-Arten eigentlich die Mikromorphologie nur unzureichend bekannt ist. Vielleicht werden wir ja mittelfristig noch ein paar mehr verlässliche Mikromerkmale bekommen. Viele Grüße,
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