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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13

Cortinarien 2012 (Teil 2)

Geschrieben von: interhias
Datum: 19. Dezember 2012, 19:06 Uhr


Hallo zusammen,

heute folgen ein paar Kollektionen aus der Ecke der Calochroi im weitesten Sinn, die eigentlich Chaoschroi heißen müssten;-) Bei den Bestimmungsversuchen habe ich mich in erster Linie an der Funga Nordica orientiert. Alle Mikros in KOH.

Nr. 1: Cortinarius piceae Froslev, Jeppesen, Brandrud

Zur Bestimmung: aufgrund der lebhaft gelben Hutfarben und dem gelben (nicht braunen) Velum am Knollenrand kommt C. dalecarlicus/pseudonapus wohl nicht infrage;

HDS:

Lamellenschneide:

Funddaten: 16.09.2012; MTB 8337-2-1-4, 1170 m; D-By-Geitau, Wanderweg zur Aiplspitze, Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Feldahorn) auf Hauptdolomit und quartärem Hang- und Verwitterungsschutt, auf der oberen Waldweide bei Fichte und Tanne; gesellig (5 Fk); verges. höchstwahrscheinlich mit sehr jungen C. caesiocanescens;

Hut: 3,5 - 3,7 cm, gelb bis ockergelb, am Scheitel bis semmelgelb, vor allem am Scheitel mit braunen Velumflöckchen besetzt; Velum am Hutrand ziemlich lebhaft gelb;
Stiel: bis 4,2 x 0,8 cm, basal gerandet knollig (Knolle basal gerundet, bis 2,5 cm breit, Knollenunterseite und Basalmyzel weiß), cremeweiß, später vor allem in der unteren Hälfte ockergelb bis blass ockerbräunlich verfärbend; Velum am Knollenrand gelb, ockerbraun bis rostbraun verfärbend;
Lamellen: ausgerandet angewachsen, gedrängt, jung grauweiß, ohne Blauton, reif beige; Schneiden fein weißflockig;
Fleisch: cremeweiß, unter der HDS und in der Knolle auch cremegelblich;
Geruch: schwach, neutral;
Geschmack: mild (auch HDS);
KOH (30%): am Fleisch und an der Knollenunterseite negativ, am Hut und am Knollenrand rotbraun bis rostbraun;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Simplex-Typ, goldgelb bis bernsteinfarben pigmentiertes Ixotrichoderm, Pigment intrazellulär und grob quergestreift inkrustierend;
Lamellenschneide: +/- steril, komplett mit keuligen Cheilos besetzt, diese deutlich von Basidiolen differenziert, ca. bis 30 lang und bis 16 breit;
Basidien: 4-sporig, 28x8, 30x10;
Sporen: citriform, Apex meist schwach ausgezogen, grob warzig (krustenartig-schollig), Maße: 10,7 x 6,3 (10-11,5 x 6-6,5), Q=1,69 (1,54-1,77);

Nr. 2: Cortinarius piceae Froslev, Jeppesen, Brandrud

Zur Bestimmung: aufgrund des fehlenden Blautons in den Lamellen lande ich in FN bei C. dalecarlicus; die recht lebhaft gelben Fk sprechen aber eher für C. piceae;

Funddaten: 16.09.2012; MTB 8337-2-1-4, 1180 m; D-By-Geitau, Wanderweg zur Aiplspitze, Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Feldahorn) auf Hauptdolomit und quartärem Hang- und Verwitterungsschutt, auf der oberen Waldweide bei Fichte und Tanne; gesellig (4 Fk);

Hut: 3,2 - 5 cm, gelb bis ockergelb, am Scheitel bis semmelgelb, vor allem am Scheitel mit braunen Velumflöckchen besetzt; Velum am Hutrand unscheinbar, vermutlich blass gelblich;
Stiel: bis 5 x 1,2 cm, basal gerandet knollig (Knolle basal gerundet, bis 2,8 cm breit, Knollenunterseite und Basalmyzel weiß), cremeweiß, später vor allem in der unteren Hälfte ockergelb verfärbend; Velum am Knollenrand sehr unauffällig, vermutlich sehr blass gelblich, rostbraun verfärbend;
Lamellen: ausgerandet angewachsen, gedrängt, jung grauweiß, ohne Blauton, reif beige; Schneiden fein weißflockig;
Fleisch: cremeweiß, unter der HDS und in der Knolle auch cremegelblich;
Geruch: schwach, neutral;
Geschmack: mild (auch HDS);
KOH (30%): am Fleisch und an der Knollenunterseite negativ, am Hut und am Knollenrand rotbraun bis rostbraun;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: mäßig dicke Epicutis (Ixotrichoderm), Zellen ca. bis 10 µm breit, stark pigmentiert, teils intrazellulär körnig oder diffus bernsteinfarben, teils quergestreift inkrustiert; Simplex-Typ, kein ausgeprägtes Hypoderm bestgestellt;
Sporen: citriform bis amygdaloid, Apex meist schwach bis mäßig ausgezogen, aber auch normal schmal gerundet; grobwarzig, Warzen oft breit und sporadisch etwas zusammenfließend, Maße: 10,7 x 6,3 (10-12 x 5,5-7), Q=1,69 (1,61-1,83), 20 Sp. gemessen;

Nr. 3: Cortinarius barbarorum Bidaud, Moënne-Locc & Remaux

Zur Bestimmung: mit FN geschlüsselt; bei der Kollektion stand zwar auch eine Buche rum, aber C. catharinae müsste am Hut- und Knollenrand wohl eher weißlich sein und nicht so satt gelb;

Funddaten: 16.09.2012; MTB 8337-2-1-4, 960 m; D-By-Geitau, Wanderweg zur Aiplspitze, Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Feldahorn) auf Hauptdolomit und quartärem Hang- und Verwitterungsschutt, bei Fichte und junger Buche; gesellig (2 Fk);

Hut: bis 4,5 cm, befeuchtet klebrig, ockergelb bis semmelgelb, sporadisch mit bräunlichen Flöckchen besetzt; Hutrand durch schleimiges Velum gelb;
Stiel: cremeweiß, Knolle gerandet, bis 2,7 cm breit, basal konisch; Velum am Knollenrand schleimig und gelb, später ockerbraun verfärbend; Knollenunterseite weiß, bisw. ockerbraun verfärbt, Basalmyzel weiß;
Lamellen: sehr gedrängt, jung lila und lange so bleibend, Schneiden gleichfarbig und glatt;
Fleisch: cremefarben;
Geruch: unauffällig;
KOH (30%): am Hut rotbraun, im Fleisch blass bräunlich, in der Knolle blass rosabraun, am der Knollenunterseite und am Myzel knallig pinkrot;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Simplex-Typ, Ixotrichoderm, Pigment iz körnig bis diffus bernsteinfarben, zusätzlich quergestreift inkrustierend, Zellen teils auch fast hyalin; kein Hypoderm entwickelt;
Lamellenschneide: fertil; keine differenzierten Cheilos beobachtet;
Sporen: breit amygdaloid bis citriform, Apex nicht oder schwach (selten stärker) ausgezogen; grob warzig, Warzen schollig-krustig, aus deutlich überstehend, bisw. verlängert, aber meist isoliert; Maße: 10,0 x 6,6 (9-11 x 6-7), Q=1,53 (1,43-1,62), 20 Sp. gemessen;

Nr. 4: Cortinarius haasii (M.M. Moser) M.M. Moser

Zur Bestimmung: obwohl das Basalmyzel nicht deutlich gelb ist, kommt eigentlich nur C. haasii infrage; die weißen Velumreste am Hut und der violette Stiel in Verbindung mit den großen Sporen und dem Standort bei Abies passen nur zu dieser Art; auch beim Fund vom 15.10.2008 (Nr. 5, 2008 auf meiner Homepage) war das Myzel nicht gelb;

HDS:

Funddaten: 23.09.2012; MTB 8335-2-1-3, 850 m; D-By-Lenggries, Wildgraben, Bergmischwald (Tanne, Buche, Fichte, Bergahorn, Esche) auf Wettersteinkalk; bei riesigen Tannen und junger Buche; gesellig (3 Fk);

Hut: 5,4-5,8 cm breit gewölbt, Rand alt auch hochgeschlagen, sehr schleimig, gelb, flächig bis fleckig rostgelb verfärbt, am Scheitel mit ziemlich dicken, häutigen weißlichenVelumflocken besetzt;
Stiel: bis 5 x 1,4 cm, gerandet knollig (Knolle bis 2,2 cm breit, basal rundlich), cremeweiß, an der Spitze blasslila, Velum an der Stielknolle farblich nicht mehr identifizierbar; Bulbipellis weiß, Basalmyzel cremeweiß bis blass cremegelblich;
Lamellen: aufsteigend angewachsen, gedrängt, jung lila, später blass lilabraun;
Fleisch: cremeweiß, bisw. wässrig, in der Stielrinde oben blass lila;
Geruch: unauffällig;
KOH (30%): am Fleisch negativ (in der Knolle blass ockerbraun), am Hut kupferbraun, am Knollenrand schwarzbraun, an der Bulbipellis negativ (blass beige);
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Simplex-Typ; dickes Ixotrichoderm; kein Hypoderm ausgeprägt; Pigment in der obersten Lage überwiegend intrazellulär körnig bis diffus bernsteinfarben, sonst auch blass braun quergestreift inkrustierend;
Lamellenschneide: fertil, ohne auffallende Marginalzellen;
Sporen: amygdaloid bis subcitriform, Apex meist schmal gerundet, selten etwas ausgezogen; grob warzig, Warzen oft dick und krustenartig; Maße: 11,2 x 6,5 (10-12 x 6-7), Q=1,73 (1,62-1,85), 20 Sp. gemessen;

Nr. 5: Cortinarius cf. piceae Froslev, Jeppesen, Brandrud

Zur Bestimmung: aus dem Teil werde ich nicht schlau; ziemlich problematisch sind die kurzen, gedrungenen Sporen; Mykorrhiza mit Fichte vorausgesetzt, lande ich in FN bei C. piceae, für diese Art habe ich aber bei den beiden anderen Kollektionen erheblich längere Sporen gemessen, darüber hinaus sind auch bei diesem jungen FK die Lamellen nicht lila, sondern weiß; Mykorrhiza mit Buche vorausgesetzt, käme auch C. luteoimmarginatus infrage, allerdings steht in dessen Beschreibung nichts von bräunlichen Schüppchen am Hut und er sollte größere Sporen haben; dasselbe gilt für C. cliduchus s. Saar, hier passen auch die Fotos/Beschreibung in JEC7 nicht zu meinem Fund;

Lamellenschneide:

Funddaten: 16.09.2012; MTB 8337-2-1-4, 1140 m; D-By-Geitau, Wanderweg zur Aiplspitze, Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Feldahorn) auf Hauptdolomit und quartärem Hang- und Verwitterungsschutt, bei mittelgroßer Fichte und jungen Buchen; einzeln;

Hut: 3,1 cm breit, schleimig und klebrig, semmelbraun, mit kleinen braunen Flöckchen besetzt, Hutrand durch das Velum gelblich;
Stiel: 3,4 x 0,9, weiß; Knolle gerandet, schief, flach konisch und sehr breit (2,4 cm), Unterseite und Myzel weiß; Velum am Knollenrand schleimig und gelb;
Lamellen: schwach aufsteigend angewachsen, gedrängt, jung grauweiß, reif graubeige bis blass beige; Schneiden fein weißflockig;
Fleisch: cremefarben, in der Stielrinde etwas dunkler blassbeige marmoriert;
Geruch: unauffällig;
KOH (30%): am Knollenrand und am Hut kastanienbraun, rotbraun, an der Knollenunterseite und am Fleisch negativ;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Simplex-Typ; Ixotrichoderm, Pigment überwiegend quergestreift inkrustierend, in der oberen Schicht auch intrazellulär bernsteinfarben; kein Hypoderm differenziert;
Lamellenschneide: heterogen; mit vielen keuligen sterilen Zellen, die weder länger noch breiter als Basidiolen sind und nur schwach differenziert sind, dazwischen auch zahlreiche Basidien;
Sporen: amygdaloid bis citriform, Apex nicht oder schwach ausgezogen; grob warzig, Warzen mäßig dick, bisw. krustig-schollig, isoliert, Maße: 9,4 x 6,0 (8,5-10 x 5,5-6,5), Q=1,55 (1,46-1,64), 20 Sp. gemessen;

Nr. 6: Cortinarius cf. cisticola Frøslev & Jeppesen

Zur Bestimmung: mit FN geschlüsselt; die Beschreibung passt nicht schlecht, aber ich kenn die Art nicht; abweichend vom Schlüssel ist die sterile Lamellenschneide mit gut differenzierten Cheilozystiden; interpretiere ich die KOH-Reaktion am Knollenrand als bräunlich (nicht tief rotbraun), lande ich wieder bei C. piceae, der jedoch keine größeren weißen, sondern kleine braune Velumschüppchen aufweisen soll;

HDS:

Lamellenschneide:

Funddaten: 16.09.2012; MTB 8337-2-1-3, 1260 m; D-By-Geitau, Wanderweg zur Aiplspitze, Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Feldahorn) auf Hauptdolomit und quartärem Hang- und Verwitterungsschutt, bei großen Fichten, Buchen und Tannen; einzeln; verges. mit C. violaceomaculatus;

Hut: 4,7 cm breit, schleimig, gelb, am und um den Scheitel semmelbraun bis gelbbraun; am Scheitel stellenweise mit weißlichen Velumflocken besetzt;
Stiel: 4,5 x 1,2, gerandet knollig, cremeweiß, seidig glänzend; Velum am Knollenrand unauffällig und später bräunend; Knollenunterseite und Basismyzel weiß;
Lamellen: ausgerandet angewachsen, gedrängt, lila, später lilabraun; Schneiden weißlich;
Fleisch: creme bis schmutzig creme;
Geruch: unauffällig;
KOH (30%): am Hut rotbraun (Mitte) bis rosabraun (Rand), am Knollenrand rotbraun, an der Knollenunterseite pinkrosa (aber nicht so knallig und intensiv wie bei Koll. 197), am Fleisch blass bräunlich, in der Knolle blass rosa;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Simplex-Typ, Ixotrichoderm, Pigment intrazellulär bernsteinfarben (vakuolär, diffus und körnig) und blassbraun quergestreift inkrustierend; Hypoderm nicht ausgeprägt;
Lamellenschneide: steril; Cheilozystiden deutlich differenziert, meist keulig, bisweilen auch kopfig-lageniform oder utriform, ca. 30-48 x 9-19;
Basidien: 4-sporig, ca. 26-38 x 10-11;
Sporen: citriform, seltener breit amygdaloid, Apex schwach bis mäßig ausgezogen; grobwarzig, Warzen krustig-schollig, deutlich überstehend und oft verlängert oder zusammenfließend; Maße: 11,4 x 6,8 (10,5-12 x 6-7), Q=1,69 (1,57-1,79), 20 Sp. gemessen;

Grüße
Hias

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