Hallo zusammen,
und hier noch einige Aufsammlungen aus den Sektionen Purpurascentes/Scauri, zwei davon aus der Toskana:
Nr. 1: Cortinarius purpurascens Fr.
Zur Bestimmung: nach FN bleibt nur C. purpurascens; wie bei der Kirchseekollektion vom 01.09.2010 (Nr. 7, 2010) sind die Sporen eine ganze Ecke kleiner als in der Literatur für C. purpurascens angegeben;
HDS:
Funddaten: 01.09.2012; Österreich, Tirol, Zillertal, Uderns, Kupfnerberg-Seebachkopf, ca. 950 m, Nadelmischwald (Fichte, Tanne), am grasigen Waldrand bei Fichte und Tanne; gesellig (>5 Fk)
Hut: bis gut 6 cm breit, halbkugelig-polsterig, schleimig und klebrig, lederbraun bis satt ockerbraun, zum Hutrand hin mit schwarzbraunen Flecken und Streifen (wasserzugig);
Stiel: bis 9 x 2,2 cm, basal mit gerandeter, bisweilen schiefer, bis 4 cm breiter Knolle (Knolle konisch ins Substrat eingesenkt, bisw. auch kaum gerandet), am Knollenrand mit violettem Velum, tief blauviolett, weißlich streifig, seidig glänzend;
Lamellen: abgerundet bis ausgebuchtet angewachsen, mäßig gedrängt, jung tief violett und lange so bleibend, alt rostbraun, bei Berührung kaum auffällig fleckend;
Fleisch: schmutzig weiß, im Stiel lebhaft violett, am unteren Knollenrand blass violett;
Geruch: unauffällig;
Chemie: KOH (30%) am Hutrand rotbraun, sonst negativ; Lugol am Hut- und Stielfleisch blass violett;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: duplex, Ixotrichoderm, intakte Zellen ca. 2,5-7 breit, hyalin oder blass gelblich marmoriert (vermutl. schwach inkrustiert); Hypoderm gut ausgeprägt, Zellen dickwandig, ca. bis 24 µm breit, Dickwandpigment blass gelblich; keine auffallenden Inkrustationen beobachtet;
Lamellentrama: in Melzer tiefviolett;
Sporen: ellipsoid, subapikulär abgeflacht, Apex meist mittelbreit gerundet; sehr grob warzig, Warzen dick und im Umriss deutlich überstehend (bis ca. 0,5 µm), indextrinoid; Maße: 7,3 x 4,7 (6,5-8 x 4,5-5), Q=1,57 (1,44-1,78), 20 Sp. gemessen;
Nr. 2: Cortinarius subpurpurascens (Batsch) Fr. s auct.
Zur Bestimmung: mit FN geschlüsselt; unterscheidet sich von Kollektion aus dem Kastanienwald (Nr. 3, als cf. purpurascens bestimmt) durch den nur keuligen Stiel, viel düsterer Farben durch die starken Wasserstreifen, größere Sporen, starke Violettreaktion des Hymeniums in Melzer und ein kaum ausgeprägtes Hypoderm in der HDS (würde ich sogar als Simplex-Typ einordnen); stimmt bis auf das sehr schwach ausgeprägte, nahezu pigmentlose Hypoderm auch gut mit der Beschreibung in JEC Band 15 (2012) überein;
Funddaten: 18.10.2012; Italien, Toskana, Bibbiena, Pratomagno, am 12er Wanderweg zwischen Monte Secchieta und Poggio della Risala, ca. 1400 m; im Buchenwald in der Laubstreu; gesellig (4 Fk);
Hut: bis 10,5 cm breit, schleimig und klebrig, schmutzig braun, lehmbraun, ockerbraun, durch schwärzliche Wasserstreifen insgesamt düster wirkend, stark eingewachsen faserig; vor allem jung und am Hutrand mit deutlichem Blauton;
Stiel: 7-8 x 2-3 cm, basal schwach spindelig-keulig oder gleichdick, jung blass blauviolett, an der Spitze lange so bleibend, alt langsam entfärbend; Velum am Stiel und am Hutrand blass lilablau;
Lamellen: stark ausgebuchtet angewachsen, gedrängt, jung intensiv violett, vor allem am Hutrand lange so bleibend; auf Druck schwach violett fleckend;
Fleisch: in Hut und Stiel blass lila, im Stiel violett marmoriert; auf Druck nicht fleckend;
Geruch: schwach süßlich, mit etwas Fantasie (in der Stielbasis) an Kunsthonig erinnernd;
Chemie: KOH am Hut lehmbraun, am Stiel negativ; Lugol am Fleisch blass violett;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Epicutis stark gelifiziert (Ixotrichoderm), Zellen nur bruckstückhaft, hyalin oder blass gelblich pigmentiert (vermutlich feinst inkrustierend); Hypoderm kaum ausgeprägt, Zellen in der Subpellis kauf 10 µm breit, ohne Dickwandpigment;
Sporen: ellipsoid bis subamygdaloid, oft mit subapikulärer Depression, Apex mittelbreit bis fast schmal gerundet, nicht sehr dicht, aber grob warzig, Warzen im Umriss deutlich überstehend; Maße: 8,6 x 5,2 (8-9,5 x 5-5,5), Q=1,67 (1,55-1,73), 20 Sp. gemessen;
Nr. 3: Cortinarius cf. purpurascens Fr.
Zur Bestimmung: mit FN geschlüsselt; die Zugehörigkeit dieses Italieners aus dem Kastanienwald zu den Purpurascentes steht sicher außer Frage; wegen der kleinen Sporen keiner Laubwaldart zuzuordnen; vor allem aufgrund der Hutfarben makroskopisch weit bis meilenweit entfernt von der Kollektion aus dem Zillertal (Kollektion Nr. 1) aus dem Fichtenwald, mikroskopisch aber praktisch identisch, abgesehen davon, dass das Hymenium in Melzer viel schwächer reagiert
Funddaten: 15.10.2012; Italien, Toskana, Bibbiena, Raggiolo, Pratomagno-Region, ca. 700 m; im Kastanienwald; gesellig in der Laubstreu;
Hut: 4,7-6 cm breit, gewölbt, am Rand eingewachsen faserig, schleimig und klebrig, jung blass olivbraun, bald ockerbraun;
Stiel: bis 5,5 x 1,5 cm, basal schwach gerandet knollig, jung blass lila, dann cremeweiß; Knolle meist nur schwach gerandet, bis 2,4 cm breit, basal tief konisch eingesenkt, aber nicht zugespitzt; Velum am Knollenrand blass lila;
Lamellen: aufsteigend angewachsen, gedrängt, jung lila, später beigebräunlich, auf Druck lebhaft violett verfärbend; Schneiden gleichfarbig und glatt;
Fleisch: schmutzig weiß, jung in der Stielspitze blass lila;
Geruch: schwach nach Kunsthonig;
Geschmack: mild (auch HDS);
Chemie: KOH am Hut lehmbraun, am Fleisch und an der Bulbipellis negativ; Lugol am Fleisch weinrot, blass violettbraun;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: dicke Ixocutis, Zellen in den obersten Lagen sehr schmal, fädig (2-4), hyalin; Zellen überm Hypoderm etwas breiter (bis 8) und fein quergestreift blass gelbbraun inkrustiert; Hypoderm mäßig stark ausgeprägt; Zellen ca. bis 15 µm breit, mit blass gelbem, nicht inkrustierendem Dickwandpigment;
Lamellenschneide: fertil, keine auffälligen Marginalzellen festgestellt;
Lamellentrama: hyalin; in Melzer blass rosabraun umfärbend;
Sporen: ellipsoid, in Aufsicht ovoid, subapikulär mit Depression und ausgeprägter Plage, Apex meist mittelbreit gerundet, extrem grob warzig (für so kleine Sporen), Warzen nicht nur apikal bis zu 0,5 µm überstehend; indextrinoid, Maße: 7,3 x 4,7 (6,5-8 x 4,5-5), Q=1,55 (1,44-1,67), 20 Sp. gemessen;
Nr. 4: Cortinarius herpeticus Fr.
Zur Bestimmung: vermutlich handelt es sich um den in GpBW (S. 126) abgebildeten Pilz, den Fries als C. herpeticus beschrieben hat (disco expallente, lamelle violaceo-umbrino, infractus facile subsumptus); der in CFP C08 abgebildete Pilz hat völlig andere Hutfarben und viel gedrungenere, kürzere, breitellipsoide Sporen; die vermutlich durch den Velumbelag blasse Scheibe scheint ein konstantes Merkmal zu sein; Mykorrhiza-Partner bei dieser Kollektion ist sehr wahrscheinlich Linde; der als C. montanus bestimmte Pilz vom 14.09.2012 (Koll. Nr.5) hat andere Hutfarben und um satte 2 µm kürzere, viel gedrungenere Sporen; die beiden letzten Fotos zeigen einen weiteren Fund aus demselben Wald, der bei Hainbuche, Birke, Salweide und Eiche wuchs und um knapp 1 µm kürzere Sporen hat, aber makroskopisch offensichtlich identisch ist.
Funddaten: 20.09.2012; MTB 7934-4-1-2, 600 m; D-By-München, Forstenrieder Park, Sukzessionsflächen östlich des Eichelgartens, bodensaurer Laubmischwald (Eiche, Buche, Hainbuche, Linde, Zitterpappel, Salweide, Fichte) auf hochwürmeiszeitlichen Schottern (kalkhaltig); bei mittelgroßer Linde, nicht allzuweit entfernt auch Fichte und Eiche, Fk aber auffällig um die Linde herum verteilt; gesellig (4 Fk); verges. mit Inocybe cf. asterospora;
Hut: bis 7 cm breit, flach gewölbt, klebrig, ziemlich glatt, am Scheitel oft mit creme bis cremebeigem Velumbelag, am Hutrand oft mit dunklen Wasserstreifen oder -flecken, hygrophan wirkend, ziemlich bunt, Hutrand oft grün, aber auch bläulich, sonst im Zentrum schmutzig beige bis ocker, am Rand später braun;
Stiel: bis 7,5 x 1,1 cm, gerandet knollig (Knolle bis 2,5 cm, aber meist kleiner und oft nur schwach gerandet), schmutzig creme, an der Spitze blass blau und seidig glänzend;
Lamellen: schwach aufsteigend angewachsen, gedrängt, auch ziemlich bunt, am Hutrand oft blau, im Bereich der Schneiden olivgrün, später olivgrau bis olivbraun;
Fleisch: im Hut schmutzig creme, im Stiel blass blau, in der Knolle cremegelb mit grünlichem Ton;
Geruch: süßlich gebäckartig, mit Komponente von Kunsthonig;
Chemie: Lugol im Hutfleisch und in der Knolle rotlila; KOH (30%) am Hutfleisch schmutzig braun, in der Stielknolle hellgelb, an der Bulbipellis gelb, am Knollenrand bräunlich, am Hut olivbraun;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: dünne Ixocutis (ca. 150 µm), Zellen ziemlich stark gelifiziert, intakte ca. 2,5-8 breit, Pigment überwiegend körnig gelbbraun; Hypoderm schwach entwickelt, Zellen ca. bis 20 breit, dickwandig, ohne Dickwandpigment;
Lamellenschneide: fertil; Lamellentrama hyalin, Zellen schmal, in Melzer bisw. violett;
Sporen: schmal ellipsoid bis subamygdaloid, Apex mittelbreit, selten fast schmal gerundet, oft mit subapikulärer Depression oder zumindest verflacht, sehr grob warzig, Warzen dick und isoliert, im Umriss deutlich überstehend, schwach dextrinoid; Maße: 10,7 x 6,2 (9,5-11,5 x 5,5-6,5), Q=1,72 (1,62-1,82) , 20 Sp. gemessen;
Nr. 5: Cortinarius cf. montanus Kauffmann
Zur Bestimmung: folgt man Gminder, Moser und Consiglio, so muss man diese Aufsammlung aufgrund der olivfarbenen Lamellen als C. montanus bestimmen, der in FN nicht erwähnt wird; ich entscheide mich mal für cf. montanus, da die als C. herpeticus Fr. bestimmte Kollektion vom 20.09.2012 aus dem Forstenrieder Park (Nr. 4) offensichtlich etwas anderes ist;
Funddaten: 14.09.2012; Simbach (?), im anmoorigen Nadelwald (Fichte, Birke); gesellig;
Hut: bis 5 cm, klebrig, kartonbraun bis ockerbraun, schwach wasserfleckig;
Stiel: bis 4 x 1,6, schwach bis deutlich gerandet knollig (Knolle bis knapp 3 cm), an der Spitze bläulich und seidig glänzend, sonst undefinierbar schmutzig creme, jung auch grünlich; Velum an der Knolle olivgelb, blass braun verfärbend;
Lamellen: gedrängt, jung olivgrün, reif kartonbraun, Schneiden lange oliv;
Fleisch: in der Stielspitze lila, sonst schmutzig creme;
Geruch: schwach, neutral;
Chemie: KOH (30%): am Hut schokobraun, am Fleisch violettbraun, am Stielvelum lebhaft orange und rasch rostbraun; Stielfleisch mit Lugol rosaviolett;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: duplex; Hypoderm mäßig ausgeprägt, Zellen kaum über 15 µm breit, aber deutlich dickwandig und mit blassem Dickwandpigment; eingeflochtene Zellen auch schwach inkrustiert;
Sporen: ellipsoid, Apex sehr breit bis mittelbreit gerundet, sehr variabel in der Größe; Ornament sehr variabel, schwach bis kräftig warzig, im Umriss fast glatt bis deutlich vorstehend, Maße: 8,6 x 5,9 (7,5-10,5 x 5,5-6,5), Q=1,47 (1,29-1,64), 20 Sp. gemessen;
Beste Grüße
Hias