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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Re: Ein richtiges Wochenende mit Mistwetter
Geschrieben von: jesko Antwort auf: Re: Ein richtiges Wochenende mit Mistwetter (Ulysses)
Datum: 30. April 2013, 16:32 Uhr
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Hallo Josef, mit der Häufigkeit bzw. ihrer Beurteilung ist’s ja so eine Sache, da spielen vor allem auch subjektive Faktoren mit hinein. Spontan fielen mir da drei ein: 1. Räumliche und zeitliche Häufigkeitsschwankungen (und dadurch – subjektiv bedingt – nicht verallgemeinerbare Beurteilungen): Es wird wohl jedem einleuchten, dass Arten gebietsweise häufig sein und in anderen Gebieten (fast) fehlen können. Oft können wir das ganz gut begründen (Boden, Klima, Substrat usw.), in vielen Fällen können wir aber nur spekulieren oder tappen ganz und gar im Dunkeln. Ebenso ist es in der Zeitdimension. Da könnte auch so etwas wie epidemiologische Dynamik mit allen unmittelbaren und mittelbaren Folgen eine Rolle spielen. Denken wir etwa an die Epidemien von Ophiostoma ulmi/Ophiostoma novo-ulmi (Ulmensterben). Leipziger Pilzfreunde, die schon länger dabei sind, haben mir berichtet, dass in den Siebzigerjahren, also nach dem zweiten Ulmensterben, der Ulme als Substrat bevorzugende Laubholzrasling (Hypsizygus ulmarius) in den einst ulmenreichen Leipziger Auwäldern zwar nicht häufig, aber dennoch keineswegs ungewöhnlich war und sogar als Speisepilz gesammelt wurde. In den über fünfzehn Jahren, in denen ich mich in denselben Auwäldern herumtreibe, habe ich diese Art hier nie gesehen noch von einem Wiederfund gehört. Und das, obwohl Ulmen und Ulmentotholz hier noch immer ganz gut vertreten ist. 2. Nachweisbarkeit: Zur Beurteilung der Häufigkeit stützen wir uns ja in aller Regel auf den Nachweis über Fruktifikationen, d.h. wir erfassen Beobachtungen von Fruchtkörpern. Dabei werden natürlich Arten wie etwa Fomitopsis pinicola oder Ganoderma lipsiense, die ganzjährig mit großen, auffälligen Fruchtkörpern zu beobachten sind, deren Bestimmung nur geringe morphologische Kenntnisse erfordert, viel häufiger erfasst als etwa Arten mit sehr kleinen und vielleicht im Verborgenen wachsenden Fruchtkörpern mit kleinem Zeitfenster für die Nachweisbarkeit und hohem Bestimmungsaufwand. 3. Blickfeld/Relationen: Was aus der Perspektive des allgemein interessierten Pilzfreunds/Mykologen seltene Arten sind, gilt für den Gattungsspezialisten oft als recht häufig bzw. gut verbreitet, denn ein Gattungsspezialist hat aufgrund seines eingeschränkten Blickfelds ganz andere Relationen. Selten sind für ihn solche Arten, die europa- oder weltweit nur wenige Male gefunden wurden oder gar nur von einer einzigen Kollektion bekannt sind. Zu Tremella globospora wäre aus meiner Sicht entsprechend festzustellen, dass sie in Gebieten mit Diaporthe-anfälligen Laubbäumen sicherlich häufiger ist, dass es eine in Massenfruktifikationen zwar auffällige, aber doch eher kleine Art ist, die man bei guter Feuchtigkeit suchen muss und deren Bestimmung nicht ganz so einfach ist. Innerhalb der Gattung Tremella gehört sie sicherlich nicht zu den ungewöhnlichen Arten, da gäbe es andere ... Viele Grüße,
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