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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Sächsische Ascos an Rhus typhina (Blattstiele)
Geschrieben von: jesko Antwort auf: Niedersächische Ascos Teil 2 b: Gnomonia rhoicola *PIC* (Pilzler13)
Datum: 24. Mai 2013, 15:12 Uhr
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Gestern sah ich doch am Wegrand bei einem „meiner“ Tagebaurestlochseen ein Grüppchen Essigbäume, unter dem die Suche lohnen könnte. Wild entschlossen zog ich – einen Überschlag riskierend – an der Handbremse meines Fahrrads und machte mich auf die Suche nach überwinterten Blättern, oder besser gesagt Blattstielen, denn von den Blättern selbst ist jetzt nichts mehr übrig, die riesigen Stiele dagegen findet man problemlos in großer Zahl.
Häufig war die Gnomonia allerdings nicht: Bei ca. 15 angeschauten Blattstielen habe ich sie nur an einem in einem kleinen Bereich finden können. Was dagegen an mehreren Blattstielen zu finden war – ÜBERRASCHUNG! – war ein kleiner grauer Becherling, der ganz wie eine Pyrenopeziza daherkam. Diese erste Vermutung fand ich auch mikroskopisch bestätigt – zumindest nach meinem bescheidenen Becherlingsverständnis. Eine Pyrenopeziza an Blattstielen von Rhus ist meines Wissens nicht beschrieben – sollte ich also mein Lateinwörterbuch herauskramen und mich an die Erstellung der Diagnose für die Erstbeschreibung machen??? Nun mag man allerdings über die Substratspezifität von Pyrenopeziza-Arten trefflich streiten. Da gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen. Rein morphologisch habe zumindest ich nichts feststellen können, was gegen Pyrenopeziza petiolaris spräche, und als solche – mit einem kleinen confer im Hinterkopf – lasse ich sie auch erst einmal stehen. Überträgt man nun das Gesagte auf den Gnomonia-Fund, dann O weh! Abgesehen vom Substrat sprächen auch zumindest die wenigen Merkmale, die ich erfasst habe, nicht gegen Apiognomonia hystrix (Gnomonia cerastis). Sollten wir auf Blattstielen von Rhus exakt dieselbe Pilzgesellschaft vorfinden, die an Bergahornblättern so typisch ist??? Gibt es bei uns wirklich Gnomonia rhoicola bzw. ist das überhaupt eine eigenständige Sippe? Ich versuche mich nicht in einer Beantwortung dieser Fragen. Vordringlich wäre sicher ein Vergleich mit der Originalbeschreibung von Gnomonia rhoicola. Danach bin ich mit meinen Methoden ohnehin am Ende. Wer allerdings an solchen Fragen der Verquickung von Taxonomie und Ökologie interessiert ist und vielleicht weitere Methoden zur Verfügung hat, dem kann auch ich die Suche nach überwinterten Blattstielen von Rhus empfehlen. Geht ganz leicht... Viel Spaß dabei wünscht Jesko PS: An den Blattstielen gab es übrigens noch einen dritten Ascomyceten, einen ockerfarbenen Becherling, der vielleicht ein Viertel so groß war wie die Pyrenopeziza. Den habe ich mir zwar mal im Mikro angeschaut, aber entnervt und angesichts der fortgeschrittenen Stunde habe ich von weiteren kläglichen Bestimmungsversuchen abgesehen.
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