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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Re: Telamonia/Hydrocybe - C. lilacinopusillus?
Geschrieben von: jesko Antwort auf: Telamonia/Hydrocybe - C. lilacinopusillus? (Klaas)
Datum: 17. Juni 2013, 23:41 Uhr
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Hallo Klaas, folgen wir der guten Regel, dass vor der Nomenklatur die Taxonomie kommt. Und taxonomisch dürfte es so aussehen, dass es zwei sich recht ähnlich sehende Mini-Telamonien bei Erle gibt, eine kleinsporige und eine großsporige Art. Bei der kleinsporigen gibt es bezüglich der Benennung wohl wenig Alternativen, sie sollte Cortinarius atropusillus heißen. Bei der großsporigen liegen die Dinge etwas komplizierter, allerdings erst seit weniger als zwanzig Jahren. Eigentlich wurde die großsporige Art von Lange ziemlich eindeutig unter dem Namen Cortinarius pulchellus veröffentlicht, so findet sie sich beispielsweise auch noch in den Moser-Schlüsseln (vgl. die Kleine Kryptogamenflora). Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, schreibt Lange jedoch auch noch etwas von Formen mit kleineren Sporen, offenkundig hatte er auch C. atropusillus beobachtet, beide Arten kommen ja gelegentlich zusammen vor und wachsen durchmischt. Offenkundig war dies für die Skandinavier und den spitzfindigen Nomenklaturfranzosen von der Cortinarius Flora Photographica (CFP) Anlass genug, Lange diese Art gewissermaßen abzuerkennen. Sie fallen allerdings vom Regen in die Traufe und verwenden den älteren Namen C. bibulus von Quélét, der nun alles andere als eindeutig ist! 2001 (ich hoffe, ich habe es richtig im Kopf) veröffentlichte der späte(ste) Moser noch eine Arbeit zu den Telamonien bei Erle. Abgesehen davon, dass er dort wahrscheinlich mehr Arten sieht, als es tatsächlich gibt, kritisiert er den Standpunkt der Skandinavier, schlägt eine ominöse Deutung für C. bibulus vor und verwendet für die fragliche Art (Dein Fund) wieder den Lange'schen Namen pulchellus. Vor diesem Hintergrund ist nun die Position zu verstehen, die die Autoren von FN (teils Personalunion mit denen von CFP) eingenommen haben. Die Kritik Mosers war völlig berechtigt, denn C. bibulus ist alles andere als eindeutig, wenn man schon Langes pulchellus für nicht eindeutig halten will. Ganz zurückrudern wollten die Skandinavier aber offensichtlich nicht im Erlensumpf, wohl daher haben sie sich für den jüngeren Namen Ortons C. lilacinopusillus entschieden.
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