Hallo Forum,

was für ein Wochenende! Da es in meinen Sammelgebieten seit geraumer Zeit keinen einzigen Pilz
zu sehen gab, hatte ich mich kurzerhand nach Alternativen umgeschaut. Irgendwo im Internet hatte
ich gelesen, dass es momentan im Harz welche geben sollte. Sogenannte Harzpilzchen!
So begab ich mich also, zusammen mit meiner "besseren Hälfte", in die sagenumwobenen Pilzgründe.

Meine Wahl fiel auf ein nettes Hotel in Benneckenstein, weil da gleichzeitig auch Jubiläumsfeiern mit
Köhlerfest angesagt waren. Warum nicht gleich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden?!
Bereits an der Rezeption wurde uns gesteckt, dass an eben diesem Wochenende auch ein Treffen
von Pilzexperten dortselbst statt finden sollte. Was ein Glück, dachte ich mir da!
Mangels Ortskenntnissen einfach mal bei denen andocken und dann die fetten Pilze abräumen.

Nur - wie kann man sich bei den Pilzexperten einschleusen, ohne dass Jemand Verdacht schöpft?
Letztendlich war das einfacher, als gedacht. Ich brauchte nur anzugeben, dass man eine "Karteileiche"
sei, die schon seit geraumer Zeit nicht mehr in jenem Pilzforum posten könne, da man mittleweile in
einer völlig Internet-freien Region lebe. Schon wurde man freudig im Kreis der Spezialisten
aufgenommen.

Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, brauchte ich nur Interesse und Wissen zu heucheln und
an den abendlichen Vorträgen teilnehmen. Bei einem dieser Vorträge kam mir allerdings ein schlimmer
Verdacht in den Sinn. So dozierte da ein ausgewiesener Dünenpilzexperte über vorantike Kultstätten der
Region. Als dann noch die berühmte Sonnenscheibe von Nebra ins Spiel kam, fiel es mir wie Schuppen
aus den Haaren. Sollte es sich am Ende um eine getarnte Schatzsuche handeln? Bereits in der Gastronomie
des Hotels hatte ich einige Gesprächsfetzen aufgefangen, nach denen die Existenz einer zweiten
Sonnenscheibe in dieser Region vermutet wurde. Angeblich sollte diese aus purem Gold bestehen und mit
blauen Edelsteinen besetzt sein!

Um der Sache nachzugehen, spielte ich weiter mit und klinkte mich in eine der "sogenannten"
Pilzexkursionen am nächsten Morgen ein.
Schon der erste Eindruck der versammelten "Pilzexperten" jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Sie sahen schon extrem entschlossen aus.

Als dann auch noch der Chef persönlich die "Schatzkarte" zückte, wurden meine schlimmsten
Befürchtungen bestätigt.

Nun gut - mach' mal gute Miene zum bösen Spiel und geh' ein paar Meter mit, dachte ich mir da.

Nach gut einer Stunde war es dann soweit. Mit Hilfe der Karte wurden die Schatzjäger offensichtlich
fündig. Nachdem diese den Waldboden mit schwerem Gerät durchkämmt hatten, deutete spontaner
Jubel auf einen Funderfolg hin.

Um kein Misstrauen zu erwecken, heuchelte ich Interesse und schaffte es, einen Schnappschuss
von dem wertvollen Fund zu erlangen.

Das sind doch eindeutige Spuren von der zweiten Sonnenscheibe! Offensichtlich waren nur ein paar
von den blauen Klunkern abgeplatzt. Da lagen sie nun! Da ich in diversen Westernfilmen gesehen habe, was
passiert, wenn der eigentliche Goldschatz gefunden wird, habe ich mich heimlich und leise davongestohlen.
Irgendwann nach einer weiteren Stunde meinte ich auch sowas wie kurze Knallgeräusche gehört zu haben.
Das war mir zu diesem Zeitpunkt aber harzlich egal.
Derermaßen ungeschoren davongekommen, machte ich mich auf meine eigene Schatzsuche.
Irgendwo musste doch das berüchtigte Harzpilzchen zu finden sein.

der kann es nicht sein, denn den gibt es auch bei uns..

Du vielleicht?

dieser hier schon eher. Den gibt's bei mir nämlich gar nicht.

Nun ja!

Ich denke, ich hatte das Harzpilzchen bereits vorher gefunden.
An dieser Stelle nochmal vielen Dank für die tolle Organisation, fürs Mitnehmen zum Kucki und für das
sichere Geleit im ungewohnten Geläuf.
Ebensolchen Dank an alle Beteiligten, die das Ganze möglich gemacht haben und an die Referenten
der Vorträge an den Abenden. Und vor allem - perdono für den obigen Aufsatz, aber der musste sein. ;-)

Grüßlis Ingo