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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13
Re: Xerocomus chrysonema?
Geschrieben von: Jürgen Antwort auf: Re: Xerocomus chrysonema? *PIC* (jesko)
Datum: 18. August 2013, 13:17 Uhr
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Hallo, die Beschreibung von X. lanatus, wie sie Heinz Engel (1996: 173-175) unter Bezug auf Alessio (1985) und persönliche Mitteilungen von Wolfgang Klofac gibt, stimmt in einem zentralen Punkt nicht mit den Angaben von Hills und Taylor für X. chrysonema überein: Es ist keine Rede von einer intensiv gelben Färbung der Trama. Vielmehr teilt Engel für lanatus mit: "Fleisch weißlich, manchmal ockerlich gefleckt ... im Stiel ockerbraun". Gerade so soll X. chrysonema aber nicht gefärbt sein. "Basismyzel weißlich oder blaßgelblich" bei lanatus entspricht auch nicht gerade einem "golden yellow, at least when dry", wie von Hills und Taylor für chrysonema (Name!) angegeben. Das qualitativ schlechte "lanatus"-Foto in Engel (1996: 173) trägt wenig zur Erhellung bei. Man sieht weder einen Fruchtkörper im Schnitt noch erkennt man die Beschaffenheit der Stielbasis. Aussagekräftiger ist Dermeks Farbtafel von X. lanatus (Nr. 35): Sie zeigt zwar kein gelbes Myzel, aber immerhin kräftig gelbe Fleischfarben unter der Huthaut und im Stiel - allerdings muss man sich dann fragen, wieso hierüber kein Wort in der Beschreibung steht. Ganz kurios wird das Ganze, wenn man sich Dermeks Schnittbilder von subtomentosus (Nr. 47, gelbes Fleisch in der Stielbasis!) und ferrugineus (Nr. 32, intensiv gelbes Stielfleisch!). Erklärlich scheint mir das nur dadurch, dass beiden (!) Farbtafeln auch unterkannte chrysonema-Kollektionen zugrunde lagen. "X. lanatus" war in der Vergangenheit ein Sammelbecken für irgendwie braunhütige, netzstielige Laubwald-Ziegenlippen, die insgesamt wohl auf subtomentosus, ferrugineus und chrysonema aufgeteilt werden müssen. Ich nehme an, dass hier bisher variablen Merkmalen wie der Hutfarbe, Stielornamentierung und auch der Ammoniakreaktion zu viel, der nach meiner Erfahrung recht konstanten Fleischfarbe und -verfärbungen zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Die in Engel et al. (1996) entworfenen Art- und Sektionskonzeptionen für die Ziegenlippen und Rotfüßchen im weiteren Sinn sind durch die Molekularbiologie ohnehin in vielen Punkten überholt. Grüße, Jürgen
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