Hallo Jesko, Rudi, Jürgen und Mitleser,
sehr interessante Diskussion. Ich kenne den Aufsatz von Taylor & al. nicht - könnte mir den jemand zusenden? (lkrieglsteiner@t-online.de). Das wäre super :-)
LG von Lothar
: wenn es um die Abgrenzung ggü. X. subtomentosus (im entsprechenden Habitat
: vielleicht der erste Verwechslungskandidat) gehen soll, dann wüsste ich
: nicht, welche wesentlichen Bestimmungsmerkmale die Huthaut liefern sollte.
: Huthautmerkmale werden auch in Taylor & al. 2006 nicht für die
: morphologische Abgrenzung bemüht. Mit den Sporen scheint mir das Ganze
: auch nicht so eindeutig: In der genannten Arbeit wird für X. chrysonemus Q
: 2,3 gegeben. Das macht nicht den Eindruck eines hinreichend sicheren
: Bestimmungsmerkmals. Hinzu kommt aus meiner Sicht, dass die
: intraspezifische Variabilität bei X. chrysonema vermutlich noch nicht
: ausreichend bekannt ist. Es wurden zwar zahlreiche Kollektionen
: untersucht, aber diese stammen aus nur zwei Fundgebieten aus einem
: verhältnismäßig begrenzten geografischen Areal. Könnte man mehr
: Populationen aus einem größeren Areal untersuchen, wäre es nicht
: unwahrscheinlich, dass man bei den Sporenmaßen noch größere
: Überlappungsbereiche feststellt, was die Brauchbarkeit dieses Merkmals bei
: der Bestimmung nach einzelnen Fruchtkörpern weiter einschränken würde.
: Zuverlässiger scheinen mir daher nach aktuellem Stand die Fleisch- und
: Rhizomorphenfarbe. Aber, abgesehen von der Möglichkeit einer auch bei
: diesen Merkmalen größeren intraspezifischen Variabilität, ist deren
: Beurteilung vielleicht nicht immer so eindeutig, wie man es sich wünschen
: würde. Nach meiner Erfahrung sind die Rhizomorphen von X. subtomentosus
: oft eindeutig blassgelb (und nicht weißlich oder gar weiß), angetrocknet
: sogar schwefelgelb, freilich ohne den goldgelben Ton, wie man ihn von X.
: ferrugineus kennt, zu erreichen. X. subtomentosus hat in der Regel einen
: hellen Braunton im Fleisch des unteren Stiels, die untersuchten
: Kollektionen von X. chrysonema (wie gesagt, zwei lokale Populationen aus
: einem verhältnismäßig beschränkten Areal) wiesen diesen nicht auf. Die
: Autoren des Taxons haben sicher ihr Bestes getan, um die morphologische
: Abgrenzung herauszuarbeiten, das überzeugendste Argument für die
: Eigenständigkeit der Sippe sind jedoch die molekularen Daten. Und für mich
: bleibt X. chrysonema so etwas wie eine semikryptische Art. Würde ich eine
: Kollektion finden, die in allen Punkten zur Beschreibung passt, würde ich
: wohl versuchen, eine Sequenz zu bekommen, um die Bestimmung abzusichern.
: Es wäre einfach wünschenswert, dass mehr Material dieser Sippe auch aus
: anderen Gegenden Europas untersucht wird. Ich fände es schön, wenn z.B.
: Rudi mal die Sporen seiner Kollektionen nachmessen würde, was ja ein
: Leichtes wäre.
: Nach meiner Erinnerung habe ich die Originalbeschreibung von Boletus lanatus
: nicht. Du könntest sie ja mal einstellen, dann ließe sich auch diese Frage
: besser beurteilen. Taylor & al. 2006 haben diesen Namen als Synonym zu
: X. subtomentosus gestellt, nach dem Auszug in Saccardos Sylloge würde X.
: ferrugineus besser passen.
: Viele Grüße,
: Jesko