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Pilze Pilze Forum Archiv 2012-13

Neues aus Schleswig-Holstein

Geschrieben von: Thomas Pruss
Datum: 28. September 2013, 11:54 Uhr


Moin zusammen,
nach langer Zeit mal wieder ein Fundbericht von mir. Wie einige von euch wissen, sind wir aus dem schönen „waldreichen“ Nordfriesland umgezogen in die weniger schöne, weil fast waldfreie Haseldorfer Marsch vor den Toren von Hamburg. Der behindertengerechte Umbau der Wohnung und der Umzug haben mich fast ein Jahr von der Pilzsuche abgehalten. Und natürlich musste ich mir neue Reviere suchen. Zwar gibt es in der Umgebung ein bisschen Wald, z. B. am Flugplatz in Heist, aber das ist nur wenig mehr als ein Gebüsch.
Nun habe ich aber einen Wald gefunden, der sehr interessant aussieht, auch wenn ich bis dorthin eine gute Dreiviertelstunde fahren muss. Er liegt wenig nördlich von Itzehoe bei der kleinen Ortschaft Kaaks bzw. Kaaksburg:

Der Wald wird wohl, so weit es geht, recht naturnah bewirtschaftet. Es ist ein Buchen-Nadelholz-Mischwald, wobei die Baumarten z. T. in einzelnen Abteilungen stehen. An Nadelholzern kommen Fichten, Lärchen, Kiefern und Sitka-Fischten vor. Neben Buchen gibt es Eichen, Hainbuchen, Pappeln, viele Birken usw.
Insgesamt belegt der Wald eine Fläche von gut 4 qkm.
Wir hatten nur eine kleine Exkursion, aber die war toll.

Fangen wir mit etwas einfachem an:
dem Fuchsigen Scheidenstreifling (Amanita fulva).

In einem Fichtenwald standen neben reichlich Maronenröhrlingen auch die kleinen Amianth-Körnchenschirmlinge (Cystoderma amianthinum):

An toten Fichtenstämmen wuchs der Bittere Saftporling (Postia styptica):

Auffallend waren hier die milchigen Guttationstropfen. Und der Geschmack, der dem Namen alle Ehre macht!

Dann kam eine erste Überraschung:
Der Orangefuchsige Raukopf (Cortinarius orellenaus), der es sich unter einer einzeln stehenden Buche gemütlich gemacht hatte:

Das ist für mich mittlerweile der 2. Fund in Hedwig-Holzbein ;-)
Das erste Mal habe ich ihn in einem Wald in Immenstedt bei Husum gefunden.

Die zweite Überraschung zeigte uns eine Pilzsammlerin, die wir trafen – einen Klapperschwamm (Grifola frondosa).

Die gute Frau war so begeistert über ihren Fund, da mochte ich ihr nicht sagen, dass der Pilz auch in SH geschützt ist.
Der Verwandte des Klapperschwamms, der Riesenporling (Meripilus giganteus) quoll breitlappig nicht weit entfernt aus einem Baumstumpf, aber Otto hatte da schon einen ganz anderen Fund im Blick:

Recht hat er:

Der brachte ein sattes Pfund auf die Waage!

Zwischendurch die Mahnung:
„Bedenke, dass du vergänglich bist!“:

Ein kleines grünes Männchen, unscheinbar im Gras, aber giftig wie ’ne Natter …

Die beiden hier hatten sich ganz lieb:

(Perlpilz-Maronenröhrling)

Diese Bande hatte die Kartoffelboviste auch „ganz lieb“:

Wobei die „Liebe“ wohl eher einseitig ist.
BTW: Heißt der Schmarotzerröhrling immer noch Xerocomus parasiticus, oder muss man jetzt „Xerocomellus“ oder „Pseudoboletus“ sagen?

Die Flaschenboviste (Lycoperdon perlatum) trauten sich auch nur in einer Gruppe nach draußen, wuchsen sie doch an einem Steilabfall und mussten sich gegenseitig Halt geben:

So, nun beginnt der Reigen mir unbekannter Pilze, vor denen ich die Waffen strecken musste und bei denen ich euch um Mithilfe bei der Bestimmung bitte.
Ich fang mal oben im Alphabet an und da steht dieser Becherling:

Standort war der nackte Boden am Wegesrand. Der Weg selbst bestand aus Sand/Kies.

Diesen Milchling hier habe ich mal frech als Rotbrauner Milchling (Lactarius rufus) bestimmt:

Fundort war unter Birken.

Diese Milchlinge unter Fichten/Lärchen habe ich nur fotografiert, weil die Gruppe so fotogen war. Welche Art das ist, wird so wohl nicht heraus zu finden sein:

Und jetzt wird es für mich ganz unbekannt (aber wenn ich von euch einen Namen für die Pilze bekomme, beiße ich mir wahrscheinlich in den Bauch, weil ich sie doch kannte …):
Unbekannt 1

Die Pilze wuchsen im Moos unter Fichten. Sie sind 8 – 10 cm hoch, die Hüte haben Ø von 3 – 4 (5) cm. Die Pilze sind dickfleischig, nicht schmierig und haben keinen eindeutigen Geruch. Der Geschmack ist pilz- holzartig, leicht bitter und etwas adstringierend.

Die nächsten Unbekannten möchte ich gerne in die Familie der Häublinge einordnen. Aber da liege ich wohl vollkommen falsch, vielleicht sind es auch Schleierlingsverwandte:
Unbekannt 2

Weiter geht es mit diesen beiden hier:
Unbekannt 3

Hier vermute ich auch was aus der Schleierlingsecke wegen der schwachen Cortinareste am Stiel (oder doch Rötlinge?). Die Pilze waren bis zu 12 cm hoch, die Hüte bis zu 6 cm breit. Die Huthaut ist schmierig.

An Unbekannt 4 traue ich mich gar nicht ran. Zumal das Bild etwas unscharf und der Stiel des Pilzes evtl. untypisch angeschwollen ist:

So, das war’s wieder mal im Großen und Ganzen. Ich hoffe, dass ich jetzt wieder Zeit und Pilze finde, so dass ich euch mehr aus der Pilzwelt von Schleswig-Holstein zeigen kann.
Ich danke auch schon mal im Voraus für Hilfe, Korrekturen und Anmerkungen. Beim nächsten Mal gibt’s dann auch wieder Mikromerkmale, auf die ich jetzt noch verzichten musste.

Grüßlis
Thomas

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Neues aus Schleswig-Holstein -- Thomas Pruss -- 28. September 2013, 11:54 Uhr
Re: Neues aus Schleswig-Holstein -- ck -- 28. September 2013, 12:28 Uhr
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Re: Neues aus Schleswig-Holstein -- Thomas Pruss -- 29. September 2013, 09:17 Uhr

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