Ich habe mich vor einiger Zeit an der Entwicklung einer App beteiligt, indem ich anhand einer vorliegenden Testversion einige realistische Bestimmungssituationen, wie ich sie aus der aktiven Tätigkeit der Pilzberatung kenne, nachgespielt habe. Man muss dazu sagen, dass der Entwickler der App jemand war, dessen mykologische Kenntnisse ziemlich dürftig waren, der sie selbst aber als weitaus besser einschätzte (unrealistische Sichtweise), so dass ihm typische grundsätzliche Bestimmungsprobleme überhaupt nicht bewusst waren.

Die Lösungen, die die App für die Testbestimmungssituationen anboten, waren unbefriedigend. Zunächst einmal fiel auf, dass die App in relativ vielen Fällen zu überhaupt keinem Ergebnis kam, weil die fraglichen Arten (v. a. wichtige Giftpilze) in der Datenbank nicht mit ihren korrekten Merkmalen abgespeichert waren. Die App versagte völlig, sobald ein Fundstück nicht die typischen, schematisch dargestellten "Lehrbuch-Merkmale" aufwies, z. B. der berühmte grüne Knolli mit dem Velumfetzen auf dem Hut, den es eben in der Wirklichkeit auch gibt, ganz zu schweigen von demjenigen mit ausgeblasstem Hut, abgefallenem Stielring usw.

Kam die App tatsächlich einmal zu einem Ergebnis, so bestand dies oft aus einem bizarren Sammelsurium von vier bis fünf möglichen Bestimmungsergebnissen aus z. T. völlig unterschiedlichen Gattungen (etwa in der Art, dass bei obengenannter Bestimmungsaufgabe neben dem Grünen Knollenblätterpilz auch der Gelbe Knollenblätterpilz, der Gelbgrüne Ritterling und der Grünspanträuschling angeboten wurde - letzterer freilich mit relativ geringer Prozentzahl).