: Die morphologische Abgrenzung von Lactarius aquizonatus gg. citriolens ist in
: der Tat etwas unbefriedigend, sodass hier vorerst offen bleibt, ob das
: wirklich zwei getrennte Sippen sind. Soweit mir bekannt ist, liegen
: bislang zu wenig molekulare Daten (selbst unveröffentlicht) vor, um von
: dieser Warte aus etwas zu diesem Problem zu sagen. Was für mich dafür
: spräche, dass es sich dennoch um zwei Sippen handelt, ist das ökologische
: Argument. Die Scrobiculati, d.h. die betreffende Subsektion, bestehen
: eigentlich aus Arten mit engem ökologischem Spektrum. Oft werden sie mit
: sogar nur einem Baumpartner gefunden (s. bspw. scrobiculatus/Picea vs.
: intermedius/Abies). Wenn das im vorliegenden Falle auch so sein sollte,
: dann wäre citriolens die Art bei thermophilen bis mesophilen Laubbäumen,
: während aquizonatus in „kühleren“ Habitaten, also bei Birke, evtl. auch
: Zitterpappel usw., vorkäme. Abweichende Angaben in der Literatur könnten
: leicht auf Fehlbestimmungen beruhen, da es mit der Abgrenzung schließlich
: nicht so einfach ist. Persönlich hatte ich bislang nur eine Kollektion bei
: Populus tremula/Betula/Pinus, die ich zu aquizonatus gestellt habe
: (übrigens ein Standort, an dem auch die von Dir gezeigten Cortinarien
: vorkommen). Typische citriolens kenne ich nicht. Was den Geruch angeht, so
: habe ich bei allen Scrobiculati, die ich aus eigener Anschauung kenne
: (scrobiculatus, aquizonatus, intermedius, leonis, tuomikoskii), immer
: denselben Geruch festgestellt, der bei mir „Gummibadekappe“ heißt. Ich
: kann mir auch gern mal die Sporen Deiner Exemplare anschauen.
: Persönlich halte ich nicht viel von Tricholoma pseudonictitans. Den neuen
: Tricholoma-Band von Fungi of Northern Europe, in den auch ITS-Ergebnisse
: eingeflossen sind, habe ich leider noch nicht, aber ich habe den dort
: veröffentlichten ITS-Baum gesehen. In diesem taucht nur T. fulvum auf,
: daher vermute ich, dass Aufsammlungen aus dem reinen Nadelwald („T.
: pseudonictitans“) keine abweichende ITS-Sequenz haben und sich damit
: wahrscheinlich nicht als eigenständige Sippe abgrenzen lassen. Wer das
: Buch bereits hat, kann ja mal was dazu schreiben.
: Morphologisch hatte ich immer große Probleme, die in der Literatur
: behaupteten Merkmale zur Abgrenzung nachzuvollziehen. Die Sektion enthält
: sowohl wirtsspezifische Arten (z.B. populinum, pessundatum etc.) als auch
: solche mit sehr breitem ökologischen Spektrum (z.B. aurantium). Manche
: kommen ganz überwiegend bei einer Gehölzgattung vor, sind jedoch nicht
: komplett auf diese festgelegt (focale, psammopus). Das ökologische
: Argument für eine Eigenständigkeit von pseudonictitans scheint also nicht
: gerade zwingend. Ich würde mich wie gesagt nicht in der Lage fühlen,
: allein morphologisch zu sagen, ob eine Kollektion von Birke oder Fichte
: stammt.
: Viele Grüße, Jesko
Hallo Jesko, zwei getrennte Sippen sind Lactarius aquizonatus und citriolens bestimmt, die Frage ist, ob es auch zwei getrennte Arten sind. Meiner Meinung nach sind die beiden Taxa über Zwischenstufen miteinander verbunden, sodass L. aquizonatus besser den Rang einer Unterart haben sollte. Ganz sicher unterscheiden sich die beiden Taxa oder Sippen ökologisch und L. aquizonatus scheint nicht nur kühlere Habitate zu bevorzugen, sondern auch ein eher nördliches Verbreitungsgebiet zu haben. In den Alpen jedenfalls scheint die Art weitgehend zu fehlen. Wer beide Taxa gut kennt, wird sie vermutlich auch auf Anhieb unterscheiden können. Ich habe das Foto von "deinem" L. aquizonatus gesehen und bin mir sicher, dass deine Bestimmung korrekt ist, auch ohne Sporenmasse. Wer sich aber auf Schlüssel von Basso und Heilmann verlässt und kein Mikroskop hat oder das Pech hat, dass die Sporenmaße zwischen beiden Taxa liegen, wird die Art nicht bestimmen können.
Den Ritterling buche ich jetzt unter Tricholoma fulvum. Es passt ja alles, Birken, gerippter Hutrand.
Hier noch mal ein Paar ältere Fotos von meinen Milchling, mit gelber Milch und ungezont.
Hier hoffentlich alles Cortinaria subbalaustinus vom gleichen Standort (Tongrubengelände), aber von einer anderen Stelle und aus anderen Jahren.
Hier Cortinarius alboviolaceus s.l. andere Jahre andere Stelle
Grüße Thomas