: Hallo Thomas,
: vielen Dank für die Zusendung des Teilbelegs.
: Zu den Schwierigkeiten der Abgrenzung zwischen Lactarius citriolens und
: aquizonatus hatten wir ja schon einiges geschrieben. Hierzu werden in den
: beiden maßgeblichen aktuellen Monographien zur Gattung in Europa
: (Heilmann-Clausen & al. 1998und Basso 1999) sowohl makroskopische
: Merkmale (Zonung des Hutes, verklebende Haare am Hutrand) wie auch
: mikroskopische Merkmale (Sporenbreite/Sporenform) angenommen. In ihren
: Schlüsseln stellen Heilmann-Clausen & al. dabei auf das Verkleben der
: Haare am Hutrand und die Sporenbreite, Basso hingegen auf das Merkmal der
: Zonung des Hutes ab, ohne dies jeweils im Einzelnen zu begründen. Bei
: einem Vergleich der Beschreibungen kämen als mögliche weitere
: Unterscheidungsmerkmale etwa das Sporenornament und die Stärke der
: Epikutis (Ixokutis) in Betracht.
: Aufgrund der makroskopischen Merkmale hattest Du in früheren Jahren
: angenommen, die an Deiner Fundstelle vorkommende Art sei L. citriolens.
: Dieses Jahr erschienen nun Fruchtkörper mit deutlicher Zonung des Hutes,
: was eigentlich ein Merkmal von aquizonatus wäre. Mikroskopisch würde ich
: folgendes dazu sagen wollen: Als Sporenmaße habe ich aus dem Abwurf (n =
: 44) 6,6-8,5 x 5-6,2 μm (Durchschnitt 7,3 x 5,6 μm); Q 1,22-1,42
: (1,58) (Durchschnitt 1,31); ermittelt. Das fällt jetzt nicht so deutlich
: aus, wie man sich wünschen würde, liegt aber doch klar eher im Bereich von
: citriolens. Nicht so ganz dazu passt vielleicht das Sporenornament. Dieses
: soll bei citriolens nicht bzw. kaum, bei aquizonatus deutlicher netzig
: sein (Heilm.-Cl. & al. für citriolens: „ridges ... connected to form a
: few meshes but not reticulate“, Basso für citriolens: „creste ... talvolta
: un po‘ catenulate, crestato-subreticolate, raramente ... qualche maglia
: chiusa“). Ich würde einen signifikanten Anteil der Sporen für mindestens
: subretikuliert halten (vgl. beigefügtes Sporenfoto), aber vielleicht ist
: es auch nur eine Formulierungsfrage, immerhin sind in beiden Monographien
: auch stärker netzige Sporen gezeichnet. Zu einer exakteren Erfassung
: dieses Merkmals brauchte es eigentlich standardisiert zu ermittelnde
: quantitative Indikatoren. Ob das Merkmal dann intraspezifisch einigermaßen
: konstant und zur Unterscheidung zu gebrauchen ist, ist freilich die
: nächste Frage. Der Hilarfleck ist gut abgegrenzt und komplett inamyloid,
: was allerdings in der Frage citriolens vs. aquizonatus nicht zur Klärung
: beiträgt, doch immerhin ist das in der Sektion nicht selbstverständlich.
: Bei einem Vergleich der Beschreibungen beider Sippen in Heilm.-Cl. &
: al. erschiene auch die Stärke der Epikutis als brauchbares Merkmal. In dem
: mitgeschickten Hutfragment bei halbem Radius gemessen, entsprechen die von
: mir ermittelten Werte gut den Angaben für citriolens. Ich denke
: allerdings, dass dieses Merkmal von den Gattungsmonografen nicht
: systematisch geprüft wurde, und sein Wert sei daher erst einmal
: dahingestellt.
: Mikroskopisch würde ich den Fund also zu citriolens stellen. Es bleiben
: freilich alle Vorbehalte bezüglich der Abgrenzbarkeit von aquizonatus, die
: wir bereits im Thread geäußert haben.
: Viele Grüße,
: Jesko
: Hallo Jesko,
Vielen Dank für die Messung und das schöne Sporenfoto, dass nach Basso leider sowohl gut zu citriolens als auch zu aqizonatus passt. Das Ergebnis entspricht eigentlich genau meinen Erwartungen. Irgendwo im Bereich zwischen aquizonatus und citriolens. Gott sein Dank näher bei citriolens, denn trotz allem sieht der Milchling für mich eher wie citriolens aus.
Für mich sind die Haare wohl noch das beste (makroskopische) Merkmal. Allerdings können diese zumindest bei meinem "citriolens" auch klebrig sein. Allerdings hängen dann die Schleimtropfen mehr zwischen den sehr borstigen Haaren, während sie bei aquizonatus (so scheint mir, wenn ich die verschiedenen Bilder betrachte) mehr büschelig verklebt sind. Möglicherweise sind hier die Haare auch feiner. (Kann ich aber nicht beurteilen)
Ein anderes Merkmal ist der Stiel, der bei citriolens nach Heilmann "not spotted or pitted,", also nicht gefleckt oder grubig ist. Bei aquizonatus "sometimes with honey-coloured to dark pinkish buff spots or pits". Somit könnte das Vorhandensein von Flecken/Gruben am Stiel ein Ausschlusskriterium für citriolens sein. (Hier ist die Frage, ob citiolens immer ungefleckt ist (wenn man von einzelnen Flecken bei wenigen Exemplaren absieht) ?
Die Haare an der Stielbasis auf die Basso (glaube ich hinweist), sind mir bisher nicht aufgefallen, kann ich aber auch übersehen haben, oder das Merkmal ist nur mit der Lupe zu sehen?
Insgesamt scheint citriolens die robusteren Fruchtkörper zu bilden. Allerdings habe ich aquizonatus noch nicht in Natura gesehen.
Du schreibst: "Der Hilarfleck ist gut abgegrenzt und komplett inamyloid, was allerdings in der Frage citriolens vs. aquizonatus nicht zur Klärung beiträgt, doch immerhin ist das in der Sektion nicht selbstverständlich." Das ist unter anderem ein Indiz dafür, dass beide Taxa nahe verwandt sind.
Weiter schreibst du, die Stärke der Epikutis ist sicher ein gutes Merkmal. Da stimme ich dir zu. Sie lässt sich aber vermutlich nicht ganz so leicht bestimmen. Aber auch hier gibt es wahrscheinlich/ möglicherweise Übergänge. Insgesamt ist die Beschreibung bei Heilmann wohl besser, (hinzukommt, dass sie auf englisch ist), Basso hat von beiden Arten nur wenige Exemplaren untersucht und dabei handelt es sich wohl zum größten Teil um getrocknete Exikate.
Was mich jetzt noch interessieren würde ist. Ist die Sporenbreite von Umwelteinflüssen abhängig. Haben die Sommer gesammelte Exemplare insgesamt rundere Sporen oder ist die Sporenbreite einfach genetisch fixiert. Vielleicht hast du da ja Erfahrungswerte von anderen Arten.
Nochmals Vielen Dank Thomas