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Re: Rückfrage

Geschrieben von: Andreas
Datum: 5. Februar 2014, 15:44 Uhr

Antwort auf: Re: Rückfrage (Thomas Pruss)

: Moin Andreas,
: ich bin zwar der NF-Thomas, aber ich muss doch mal fragen, wo um alles in der
: Welt in Deutschland "intensive anglerische Aktivitäten im Bereich
: sumpfiger Uferzonen und Zuläufen" einen Pilzbestand zum Erlöschen
: gebracht haben oder jemals hätten.
: "Intensive anglerische Aktivitäten" wird man an einem passenden
: Gewässer so gut wie nie finden: Wer will schon im Sumpf stehen beim
: Angeln? Wenn Angelschneisen in Schilfgürtel geschlagen werden, ist der
: Grund in der Regel sandig-fest. Hinzu kommt, dass man an vielen Seen z. B.
: in Mc.-Pomm kaum vom Ufer aus angeln kann. Dort wird meist vom Boot aus
: geangelt. Seen in West- und Süddeutschland wiederum sind angeltechnisch
: stark reguliert, so dass man nur an bestimmten Strecken fischen darf.
: Ohnehin sind sehr viele Röhricht-Zonen Naturschutzgebiete, in denen man
: nicht angeln darf, bzw. nur vom Boot aus davor.
: Grüßlis
: Thomas

Hallo Thomas,

es mag sicherlich sein, dass der Einfluss nicht wirklich sehr groß ist, und insbesondere an größeren Seen wohl auch vernachlässigbar.
Ich habe aber z.B. bei Stuttgart den Katzenbachsee und die Bärenseen vor augen, wo sich an den Zuläufen ganz nette sumpfige Erlenbrüche entwickelt haben (vielleicht sind sie auch von früher her übrig geblieben ...). Die sind recht kleinräumig und umfassen nur sozusagen das "Delta" und wenige Meter bachaufwärts. Seit es dort erlaubt wurde zu angeln , und auch rege davon Gebrauch gemacht wird (die Angler scheinen genau diese Zuflusstellen besonders zu mögen), ist es im Uferbereich und dahinter ein weitgehend verfestigter Boden geworden. Man hat sich dann auch hie und da ein kleines Bänkchen hin gebaut, das auch hin und wieder von Spaziergängern benutzt wird, wenn es schon da so schön mit Seeblick steht. Und so kommt eins ums andere dazu, die Wege durch das kleine Sumpfstück vom Weg bis ans Ufer erhält immer mehr festgestampfte Fußwege, immer mehr Leute gehen da hin und lassen schon auch mal Abfall übrig, Hundekacke häuft sich - kurzum, diese 3 oder 4 kleinen Erlenbruchreservate sind völlig zertreten, eutrophiert und kaputt. Hätte man dort das Angeln nicht frei gegeben, dann wären sie vermutlich auch heute noch so.
Hier bei Jane haben wir eine Kette von ehemaligen Fischteichen (4 Stück), die mit erheblichem Aufwand renaturiert wurden, als Ausgleichsmaßnahme zum Ausbau der A4. Es hat sich am Südufer ein schöner Saum mit teils flächigem Sphagnum entwickelt. Zwischen den Teichen , die alle durch einen gemeinsamen Bachdurchlauf verbunden sind, liegen Erlenbrüche, die durch die Renaturierung vernässt sind. Sehr schöne Bestände von allen möglichen Erlenschnitzlingen, Erlen-Milchling und so. Ein super Biotop für Lactarius lilacinus, ich warte jedes Jahr darauf bis er endlich gesichtet wird. Allerdings sind die Seen weiterhin Pachtgewässer und nicht nur dass die schöne Sphagnum-Zone an mehreren Stellen im Uferbereich dauerzertrampelt ist, auch Teile der Erlenbrüche werden oft zertrampelt, damit auch von der Seite her ans Wasser kommt. Dabei werden dann auch Bretter, Bohlen und ähnliches als Tritthilfen reingeworfen, damit man als Angler nicht im Matsch versinkt. So geht dieses Biotop mit der Zeit vor die Hunde, das ist schon abzusehen, wenn nicht doch noch von oberer Stelle da maßregelnd eingegriffen wird.
Noch drastischer ist es übrigens, wenn ganze Gewässer von den Angelvereinen in ihrem Wasserzulauf nach eigenem Gutdünken reguliert werden, was sich natürlich auf den Wasserhaushalt der gesamten Uferbereiche auswirkt.

Ich will damit nicht den Eindruck erwecken, ich hätte etwas gegen Angler. Und natürlich hat ein einzelner Angler irgendwo an einem See genausowenig negativen Einfluß auf die Pilze wie jeder andere x-beliebige Naturbenutzer auch. Aber Du kannst auch nicht sagen, Fischerei bzw. Angler haben prinzipiell keinen Einfluss auf die entsprechenden Biotope.

beste Grüße,
Andreas

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