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Re: Russula-Verwandlungskünstler

Geschrieben von: jesko
Datum: 16. Juni 2014, 23:23 Uhr

Antwort auf: Re: Russula-Verwandlungskünstler *PIC* (Fiedelmaxe)

Hallo Sebastian,

wenn Du magst, kann ich ja mal in Deine Sachen reinmikroskopieren. Da ich jedoch von Griseinae-Mischkollektionen bei Espe ein Liedchen singen kann, wäre es optimal, nur einzelne Fruchtkörper zu untersuchen, d.h. jeweils einen idealreifen Fruchtkörper mit Foto und (unvermischtem) Sporenabwurf. Sporenpulver im hellen Dreierbereich würde wie gesagt auf medullata oder subterfurcata hinauslaufen, die beiden wären mikroskopisch sehr leicht unterscheidbar. Sollte freilich atroglauca dazukommen, dann ist die Unterscheidung von anderen, wegen der Eiche potentiell an diesem Standort vorkommenden Arten nicht unbedingt möglich. Ob sie näher bei Espe oder Eiche stehen, ist im Übrigen einigermaßen irrelevant, solange beide Bäume in der Nähe sind. Dabei kann der Abstand zum eigentlichen Mykorrhizapartner auch locker sagen wir mal 50 m überschreiten.
Wenn Täublinge nur schwach sporen, würde ich empfehlen, sie auf einer Glasplatte aussporen zu lassen, da kann man dann das Sporenpulver mit minimalen Verlusten zusammenkratzen und noch die Farbe beurteilen.
Zu den Namen/Arten: Der Name R. columbaria wird eigentlich kaum gebraucht und ist in der Vergangenheit auch nicht einheitlich gebraucht worden. Ohne jetzt genauer nachgeschaut zu haben, würde ich vermuten, dass weder die Beschreibung einigermaßen eindeutig ist noch ein Typus existiert. Der Name müsste also erst einmal typisiert werden, aber wohl am besten im Sinne (und damit als Synonym) von grisea, um keine weitere nomenklatorische Verwirrung zu stiften. Die Originalbeschreibung von R. medullata ist hingegen unter den bekannten europäischen Griseinae eindeutig zuzuordnen, außerdem gibt es einen Typus, und in der aktuellen Literatur wird stets dieser Name für die betreffende Art gebraucht.
R. subterfurcata ist eine „gute Art“, jedoch insofern ein Problem, als dass sie vermutlich meist fehlgedeutet wurde. Die einzige sichere Abbildung in der Literatur findet sich in einem Artikel von Pidlich-Aigner. Ich weiß nicht, was Sarnari abbildet, vermute aber, dass das was anderes ist. Die in Pilze der Schweiz abgebildete Kollektion würde ich auf den ersten Blick für faustiana halten.
R. atroglauca wurde von Einhellinger als Birkenbegleiter beschrieben, aber Einhellinger vermutete bereits eine Bindung an Pappel. Ich selbst habe die im Übrigen keineswegs seltene Art nie ohne Pappel gefunden. Das Problem bei atroglauca ist jedoch u.a., dass ihre Merkmale, ibs. Hutfarbe und Form der Huthauthaare, in Wirklichkeit weit variabler sind als von Einhellinger beschrieben und sich zum Teil mit nahe verwandten Arten überlappen, sodass Einhellingers Formel „Hutfarbe von parazurea, Huthaut von anatina und Sporen von grisea“ oft nicht funktioniert.

Viele Grüße,
Jesko

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