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Gibberella pulicaris

Geschrieben von: Seraph
Datum: 10. Dezember 2014, 20:39 Uhr


Hallo liebes Pilzepilze-Forum,

lange ist es her als ich den letzten Beitrag hier geschrieben habe, viel Zeit ist in der Zwischenzeit vergangen in der ich mich technich und fachlich weiterentwickelt habe. Diese Weiterentwicklung brachte unaufhaltsam durch die Akribie der Bearbeitung einzelner Funde ein Zeitproblem mit sich, so kam es, dass ich zuweilen 2 oder 3 Tage brauchte, um nur einen einzigen Fund vollständig zu dokumentieren und einzutragen. Nun stehe ich in Kontakt zu vielerlei Personen, die mir Aufgaben übertragen, zwecks Kartierung, oder einfach nur die Dokumentation seltener oder bemerkenswerter Arten. In den letzten Jahren versteifte sich mir der Gedanke nach Perfektion. Wie kann man noch mehr Details aus einem Makrobild herausholen? Wieviel ist maximal möglich? Geht es noch besser mit der aktuellen Technik oder muss man sich für viel Geld etwas beschaffen, um die Ergebnisse beeindruckender zu gestalten?

Letztlich geht es mir um den Naturschutz, um die Arterhaltung, und damit verbunden die Erfassung ökologischer Bedürfnisse jeder einzelnen Pilzart, und sei sie noch so klein, ihre ökologische Nische noch so unscheinbar und kurzlebig. Ich befürchte, dass man noch viele Jahrzehnte in die Pilzkunde investieren muss, um auch nur annähernd ein Werk herausbringen zu können, welches die Schlauchpilze im Allgemeinen behandeln und genau die Menge an Informationen vermitteln soll, die ein jeder für die weitere Forschung egal in welche Richtung benötigt.

Vor ein paar Wochen konnte ich die 1000. Ascomyceten-Art als bearbeitet eintragen. Dank gilt an all diejenigen, die mir Funde zugeschickt haben oder die mich mit Literatur versorgt haben. Das PilzePilze-Forum war mein ganz persönlicher Einstieg in die virtuelle Pilzwelt, die eine Kommunikation mit Gleichgesinnten schafft, wie sie nicht besser sein könnte. Ich erinnere mich noch an die mahnenden Worte von Andreas (Gminder), als ich mit 15 Jahren versucht habe, kleine Haarbecherlinge nur anhand makroskopischer Eindrücke zu bestimmen. Ich kann, was das angeht, nur über mich selbst schmunzeln :D

Ich möchte hier eine schwierige, wenn auch makro- und mikroskopisch einigermaßen eindeutige Art präsentieren, die faktisch definiert ist durch ihre mikroskopischen Merkmale, sowie auch der Art ihrer Konidienform (Fusarium). Diese Konidienform ist sicherlich nicht immer anwesend, aber mit etwas Glück hat man sie im Präparat dabei. Mit der Zeit, nach vielen Funden von G. pulicaris und G. cyanogena, welche sich auch geringfügig makroskopisch unterscheiden, erkennt man die Arten auch ohne die Anwesenheit der Konidienform wieder.

Gibberella ist sicherlich einer der komplexen Gattungen, deren genetische Vielfalt und damit die genaue Artenzahl nicht bekannt ist, so wie es innerhalb der Nectriaceae häufiger vorkommt (Gattungen und Arten der Nectriaceae sind aktuell Bestandteil vieler phylogenetischer Untersuchungen, die zu überblicken ich allerdings noch nicht imstande bin, vllt in 11 Jahren mal, wenn ich 40 bin, oder so).

Kommen wir zum Bildteil, das ganze Geschwafel kann sich ja keiner antun eigentlich :D


Gibberella pulicare ist ein Sordariomycet der Ordnung Hypocreales und gehört damit aufgrund der weichen Fruchtkörperwand zu der Verwandtschaft der Pustelpilze (Nectriaceae). Allerdings sind die Gibberellas nicht so sonderlich auffällig wie die allzu häufigen Verwandten, sondern wachsen unscheinbar, schwarz wie sie sind, auf verrottenden Pflanzenteilen vor sich hin (z.B. Holz, Stängel).

Naja so ganz schwarz sind sie nicht, bei genauem Hingucken und insbesondere nach dem Anfeuchten mit Wasser dekollabieren sie und gewinnen ihre kugelige Form zurück. Mit den Fotos habe ich versucht, einen Eindruck davon zu vermitteln, wie die Oberfläche dieser nur bis 0,2mm breiten Pilzchen in Wirklichkeit aussieht. Dazu sind Vergrößerungen von über 150fach nötig, und auch das Stacken vielerlei Einzelbilder ist ein Weg, der beschritten werden muss.

lg björn

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