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Re: Tarzetta catinus

Geschrieben von: Till
Datum: 19. Juni 2015, 00:10 Uhr

Antwort auf: Re: Tarzetta catinus (Andreas)

Hallo allerseits,

über Tarzetta habe ich über die Jahre ein paar andere Vorstellungen entwickelt. In meiner Anfangszeit arbeitete man gerne mit der niederländischen Arbeit von Maas Geesteranus (de fungi van nederland, pezizales deel 1, 1967), in der T. (damals noch Pustularia) catinus die größere Art (20-60 mm breit) mit deutlichem Stiel war, während die sitzende, kleinere Art cupularis hieß (10-25mm). Im Raum Hamburg kamen wir mit dieser Unterscheidung eigentlich auch ganz gut klar.

Catinus in diesem Sinne finde ich im oberbayerischen Moränengebiet über Kalk nur sehr selten. Statt dessen trifft man hier im Frühjahr immer wieder eine sitzende, oft ziemlich tief im Boden steckende und auffallend feste, ja fast hartfleischige Form an (z. B. in Haselgebüschen), die ich - um ihr halt einen Arbeitsnamen geben zu können - lange Zeit "Pustularia ochracea" im Sinne von Boudiers Tafelwerk nannte. Später hat Harmaja diese Art als Tarzetta spurcata bezeichnet. Bei diesen Funden, die schon makroskopisch deutlich von catinus und cupularis abweichen, hat man oft die berühmten knorrig-verzweigten Paraphysenenden - aber eben auch nicht immer.

Außerdem zerbreche ich mir gelegentlich noch den Kopf über die Existenzberechtigung von T. velata (Quél.) Svrcek, einer Art mit deutlichem, meist eingesenktem Stiel von der Größenordnung der T. cupularis, deren Rand mit langen, fransigen Fasern besetzt sind, die die Fruchtschicht bei jungen Fruchtkörpern vollständig verdecken. Im weiteren Verlauf reißt dieses "Velum" plusminus sternförmig auf. Quélet beschreibt das sehr exakt in seiner Originalbeschreibung von "Peziza velata" und bildet es auch so ab.

Schieferdecker (1954) beschreibt so eine Form "... beobachtete ich in meinem Garten in Hildesheim unter Haselnuß vom 11. bis 17.6.1951 eine "Geopyxis ... die einen bis etwa 1cm langen, vom Hyphenfilz noch verlängerten Stiel besaßen, der in den meisten Fällen vollständig im Erdboden eingesenkt war. Ein weißliches, fädiges Gewebe verschloß vorerst die Öffnungen junger Apothezien ...Ich möchte die Art vorläufig als f. avellanae bezeichnen."

Die Hauptart nannte er "Geopyxis perforata Karsten", aber es handelte sich eindeutig um eine Tarzetta im heutigen Sinn.

Im gleichen Jahr (1954) hat auch Marcelle LeGal, die berühmte französische Pezizales-Forscherin, aus der Schweiz eine solche Kollektion beschrieben. Sie bildet auch die Mikros ab, darunter erstmals die langen, faserigen, fein granulierten Hyphen des "Velums".

Mein Fund stammt vom 31.05.1993, aus meinem Garten unter Haselnuss, hatte einen ca. 15mm langen, tief eingesenkten Stiel und ein "'Velum' über dem Hymenium, geschlossen, spinnwebartig - erinnert an einen geschlossenen Teuerling". Die Velumhyphen passten genau zur Beschreibung von Le Gal - nur leider war der Fkp. noch unreif (kein Wunder, sonst wäre das"Velum" ja nicht mehr geschlossen gewesen).

Im gleichen Artikel diskutiert Mme. Le Gal übrigens auch "Pustularia ochracea" im Sinne Boudiers und das schon damals verworrene Interpretationstohuwabohu ...

Es lohnt sich also durchaus, mal in der alten bis uralten Literatur zu schmökern. Bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt, glaube ich an catinus, cupularis, spurcata und velata (und wahrscheinlich auch an gaillardiana, aber das führt jetzt definitiv zu weit ...).

Gute Nacht in die Runde!
Till

: Hallo Rika,

: naja, 50 kann schon hinkommen - allerdings denke ich heute dass es 48x
: cupularis und 2x catinus waren, während ich früher meist catinus glaubte
: gefunden zu haben.
: Ich halte catinus für eine Art die deutlich größer als cupularis wird und
: dabei immer breiter als hoch ist. Stiel ist fast gar keiner dran. Sieht
: also extrem nach Peziza aus von Form und Größe. Beide derartige
: Kollektionen hatten auch jeweils längliche Sporen.
: Ob die Sporenmaße aber wirklich eine klare Trennung erlauben, da bin ich
: etwas im Zweifel. Wenn, dann muss man genügend reife Sporen messen und es
: wäre auch nur am Q-Wert erkennbar und nicht an den reinen Maßen.

: Jedenfalls meine Meinung .....

: beste Grüße,
: Andreas

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