[ Thread ansehen ] [ Antwort schreiben ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Re: Gelbe Täublinge auf Abwegen

Geschrieben von: Ulysses
Datum: 9. Februar 2016, 15:59 Uhr

Antwort auf: Re: Gelbe Täublinge auf Abwegen (interhias)

Hallo Hias,

: mir sind die "mehligen" Stiele auch aufgefallen, das scheint ein
: recht konstantes Makromerkmal zu sein.

Gibt diese Aussage Deine Einschätzung zu der gelben Russula wieder (also dass sie zu R. turcivar. gilva oder etwas aus dieser Richtung gehört), oder wenn nein, wo würdest Du selbst Deinen Fund einordnen?

: Die Trennung von R. amethystina und turci kann ich auch nur schwer
: nachvollziehen, zumindest nicht anhand der Sporenornamentierung. Auch
: Helga Marxmüller schreibt in den Russularum Icones, dass sie kaum konkrete
: Trennungsmerkmale sieht.

: Das ist so ein typischer Fall, wo DNA-Analysen richtig nützlich wären.
: Identische ITS-Sequenzen würden es mir erheblich erleichtern zu glauben,
: dass dunkel violette und hellgelbe Aufsammlungen tatsächlich zu ein und
: derselben Art gehören.

Farben sind natürlich ein eminent wichtiges Bestimmungsmerkmal, noch dazu bei Pilzen, deren Fruchtkörper nicht allzu viele gute Bestimmungsmerkmale bieten (und von denen man wiederum oft gar nicht so recht weiß, wie verlässlich sie tatsächlich für die Bestimmung sind)... ;-)

Ich denke, dass wir den Farben bei Pilzen oft zu viel Bestimmungs"last" auferlegen. Bei der Produktion der Farbstoffe in den Zellen kann an vielen Stellen ein Defekt vorliegen, eine Mangelerscheinung auftreten (z.B. dort, wo Metall-Ionen in die Farbstoffmoleküle eingelagert werden), oder ein anderes Problem auftreten. Nicht-pilzliches Beispiel: die Glockenblumen im Garten, bei denen neben zig normalen (= lilablauen) Blüten jedes Jahr wieder auch hellblaue, rosafarbene und weiße Blüten auftreten. Wo dann jeweils der "Fehler" sitzt (DNA-Veränderungen, DNA falsch abgelesen, Proteine/Enzyme falsch zusammengebaut, etc. etc.), wer weiß das schon ;-)

So sollte man es sich auch bei Pilzen vorstellen - die allermeisten Fruchtkörper sind sich sehr ähnlich, einzelne sind aber darunter, die anders aussehen. Das kann am gleichen Mycel sein (wie beim Beispiel oben eine Glockenblumen-Pflanze mit normalen und abnormalen Blütenfarben), oder wenn es ein vererbtes Merkmal betrifft, auch ein komplettes eigenes Mycel.

Ich will damit nun nicht sagen, dass Farben für die Pilzbestimmung generell nicht verlässlich seien; nur sollte man sich dessen bewusst sein, dass eine gewisse Variabilität immer möglich ist. Am Beispiel der Täublinge würde das für mich bedeuten: da meiner Erfahrung nach sowohl die Hutfarben als auch die Mikromerkmale (beim vorliegenden Beispiel die Sporenornamentation) unabhängig voneinander variieren, sehe ich keine echte Trennlinie zwischen R. turci und R. amethystina. GRÖGER vergleicht die beiden Taxa mit dem "Pärchen" R. alnetorum und R. pumila, die er im Gegensatz zu den beiden vorgenannten sogar vollständig synonymisiert. Fasst man nun die dunkel violetten, die hell violetten, die graugelblichen etc. Farbformen zusammen zu einer Art (also R. turci (s. lat.)), so kann man sich die weitere Variabilität in Richtung sehr dunkler und sehr heller Formen durchaus vorstellen, und auch Formen, bei denen violette Anteile fehlen (beim Beispiel der Glockenblume wären dies z.B. die rosafarbenen oder die hellblauen Blüten, wo also jeweils entweder die blaue oder die rote Farbkomponente ausgefallen ist), und die deshalb gelbliche Hüte haben, sind dann auch einfach einzuschließen.

LG
Josef

Beiträge in diesem Thread

[ Thread ansehen ] [ Antwort schreiben ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.