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Birkenporling / Mykotherapie

Geschrieben von: coco
Datum: 20. Oktober 2020, 16:38 Uhr

Antwort auf: Krause Glucke in Birkennähe (Udo Theiss)

Hallo Udo,

wenn ich irgendetwas nicht sein will, dann ein Heilpilz. Als solcher wird man permanent zwischen verschiedenen Mahlsteinen zerrieben, teils mit Geschrei ("esoterische Geldmacherei"), teils mit esoterischer Geldmacherei ("werde eins mit deinen Ursprüngen, nimm Chaga") Mir persönlich ist es völlig wurst, warum welches Mittel wofür oder wogegen hilft. Wenn etwas Wirkung zeigt, reicht mir das. Wenn Homöopathie Patienten hilft, sollen sie sie anwenden.
Der Birkenporling hilft, das weiß ich aus mehrfacher, eigener Anschauung in meinem direkten Umfeld, schnell und effektiv bei teils jahrelang bestehenden Magenproblemen wie Sodbrennen, Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren. Da ist es mir ganz egal, ob die Anwendung nun auf germanischer Volksmedizin beruht, auf lappischen Kräuterhexen, auf wissenschaftlichen Studien abendländischer Forschungsprojekte oder auf Ötzis Apotheke im Beutel. Gleichwohl gibt es in immer größerem Tempo neue Forschungsergebnisse zur therapeutischen Wirksamkeit von Pilzen, weltweit. Ich habe alleine in den letzten Monaten über 100 (!) Studien zur pharmakologischen Wirkung von Pilzen gelesen, von Steinpilz (gegen Leukämie und Darmkrebs, Fußnote 1) bis Pfifferling (Fußnote 2), auch einige über den Birkenporling (Fußnoten 3 und 4 - wobei erstaunlicherweise der als Mykotherapeutikum in Vergessenheit geratene Rotrandige Baumschwamm sich als "aktiver" entpuppt haben soll, siehe Fußnote 5.
Wie in den meisten Forschungsbereichen nimmt aber mit dem zunehmenden Wissen auch die Menge des Nichtwissens zu, weshalb noch immer nur wenige Wirkungsmechanismen komplett verstanden wurden. Kein Pharmaunternehmen kann ein Interesse daran haben, dass teure, synthetisch hergestellte Medikamente sich durch selbst gesammelte Porlinge etc. ersetzen lassen - also wird nur universitär daran geforscht, und wer Pilze als Medikament bezeichnet, wird juristisch verfolgt. Keine Doppelblindstudien, keine Zulassungsverfahren als Arzneimittel. Das ist die eine "Kriegsfront" bei den Heilpilzen. Die zweite Front sind die Eso-Kapitalisten, die die Mykotherapie in ihre teilweise haarsträubenden "Therapiekonzepte" einbauen, was die nachweislich hochwirksamen Heilpilze in den Ruch esoterisch aufgeladener Alternativmedizin rückt. Als Heilpilz sitzt man zwischen allen Stühlen...

LG Coco

1) Lemieszek MK, Nunes FM, Marques G, Rzeski W. Cantharellus cibarius branched mannans inhibits colon cancer cells growth by interfering with signals transduction in NF-ĸB pathway. Int J Biol Macromol. 2019 Aug 1;134:770-780.
https://doi.org/10.1016/j.ijbiomac.2019.05.072.

2) Lemieszek, Marta & Ribeiro, Miguel & Alves, Helena & Marques, Guilhermina & Nunes, Fernando M. & Rzeski, Wojciech. (2016). Boletus edulis ribonucleic acid – a potent apoptosis inducer in human colon adenocarcinoma cells. Food & Function. 7.
https://doi.org/10.1039/C6FO00132G.
sowie
Lemieszek MK, Nunes FHFM, Sawa-Wejksza K, Rzeski W. A King Bolete, Boletus edulis (Agaricomycetes), RNA Fraction Stimulates Proliferation and Cytotoxicity of Natural Killer Cells Against Myelogenous Leukemia Cells. Int J Med Mushrooms. 2017;19(4):347-353.
https://doi.org/10.1615/IntJMedMushrooms.v19.i4.50.

3)
Pleszczyńska M, Wiater A, Siwulski M, Lemieszek MK, Kunaszewska J, Kaczor J, Rzeski W, Janusz G, Szczodrak J. Cultivation and utility of Piptoporus betulinus fruiting bodies as a source of anticancer agents. World J Microbiol Biotechnol. 2016 Sep;32(9):151.
https://doi.org/10.1007/s11274-016-2114-4.
Zitiert u.a. von der deutschen Wikipedia (gesehen 20.10.2020): "In jüngerer Zeit gewinnt der Birkenporling wieder an Interesse, da man in Studien die hohe antioxidative Wirkung bestätigen konnte (daher eventuell auch die frühere Verwendung als Messerscheide) sowie antibakterielle und antivirale Wirkung (insbesondere bei Grippestämmen). Auch wurden antitumorale Eigenschaften festgestellt, die zur Zeit weiter untersucht werden."

4) Pleszczyńska, Małgorzata & Lemieszek, Marta & Siwulski, Marek & Wiater, Adrian & Rzeski, Wojciech & Szczodrak, Janusz. (2017). Fomitopsis betulina (formerly Piptoporus betulinus): the Iceman’s polypore fungus with modern biotechnological potential. World Journal of Microbiology and Biotechnology. 33:83. 12 pages.
https://doi.org/10.1007/s11274-017-2247-0.

5) "Our bioactivity screening generally confirms the potential
of F. fomentarius, F. pinicola and P. betulinus as medicinal
polypores. Because of their bioactivity against gram-positive
bacteria, and their potency as antifungal agent, we especially
consider F. pinicola to be worth further investigation
on a molecular level." - Dresch, P., D´Aguanno, M.N., Rosam, K. et al. Fungal strain matters: colony growth and bioactivity of the European medicinal polypores Fomes fomentarius, Fomitopsis pinicola and Piptoporus betulinus. AMB Expr 5, 4 (2015).
https://doi.org/10.1186/s13568-014-0093-0

: Guten Abend Coco,

: vielen Dank für die Bestätigung. Ich ahne schon, so in 1 bis 2 Jahren
: erscheint mir das albern an einer Glucke zu zweifeln, aber noch fehlt mir
: als Anfänger selbst der grobe Überblick.
: Auch ein Plus für den Birkenporling, zwar soll es Leute geben, die ihn mit
: dem Zunderschwamm verwechseln, wobei ich das nicht glaube, das bekäme
: selbst ich nicht hin, das ist wohl eher eine Frage von wo hat der oder die
: abgeschrieben.
: Kann ich Dir nachfühlen, dass Du von dem gerne mehr hättest. Ich denke, jedes
: Heilmittel, ob pflanzlich oder synthetisch, wirkt bei jedem Menschen etwas
: anders. Bis zu überhaupt nicht. Ich kann die Vorsicht, mit der überwiegend
: über die Fähigkeiten des Birkenporlings berichtet wird mittlerweile gut
: verstehen. Ich preise ihn auch nicht mehr. Ich mag diese Gesichter, die
: meine Reden hervorgebracht haben nicht mehr sehen. Ich sage nur noch, ich
: will nicht mehr auf ihn verzichten müssen. Ich kann also nur noch dort
: leben, wo ausreichend Birken in erreichbarer Nähe stehen. Da habe ich es
: zum Glück gut getroffen.
: Aber eine Anekdote. Auch wenn man bei Katzen den Placebo-Effekt nicht
: ausschließen kann. Etwa vor einem Jahr, unser ältester, alter Kater, der
: Tierarzt, einmal kann ich ihm noch ein Stück weiter helfen, aber stellen
: sie sich bitte auf Abschied ein. Meine Gefährtin, was uns so gut tut,
: warum nicht auch dem Kater, fing an ihm den Pilztee zu verabreichen. War
: zuerst nicht einfach, aber nach wenigen Tagen trank er ihn ohne sich zu
: sträuben. Hat schnell akzeptiert, was ihm hilft. Und trinkt ihn immer
: noch, von wegen Abschied. Birkenporling.

: Schönen Abend und beste Grüße
: Udo

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