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Re: Ein Täubling aus meinem Urlaub im Pitztal

Geschrieben von: Marcel Weymann
Datum: 15. September 2024, 20:06 Uhr

Antwort auf: Re: Ein Täubling aus meinem Urlaub im Pitztal (Krötenhocker)

Hallo Jens,
zunächst einmal vielen Dank für deine hilfreichen Hinweise!
Ich glaube aus zwei Gründen nicht daran, dass es Russula dryadicola ist:
1. Der Geschmack. Ich kann mich erfreulicherweise auf mein Geschmacksempfinden und mein Gedächnis diesbezüglich verlassen. Russula dryadicola soll ja nun eng verwandt mit Russula maculata sein - wurde wohl auch schon als Russula maculata subsp. alpina beschrieben. Der sollte scharf sein.
Ich empfinde die Täublingseinteilung mild <-> scharf als grob vereinfachend.
Sowohl bei den scharfen als auch bei den milden gibt es eine Menge Nuancen, die ich schmecken kann.
Das, was ich bei dem Pilz aus den Ötztaler Alpen geschmeckt habe, hatte ich so noch nicht.
Ich bin jetzt 63 Jahre alt. Ich habe noch den Täublingsgeschmack eines wechselfarbigen Speitäublings im Gedächnis, den ich ca. 1975 verkostet habe.
Der schmeckte zum Beispiel etwas anders als kirschrote Speitäublinge, wobei ich durchaus auch Gemeinsamkeiten der beiden Geschmäcker wahrnehme.
2. Wenn ich das recht verstehe, sollte Russula dryadicola dottergelbes Sporenpulver haben. Ich sehe auf den Bildern, die ich finde, denn auch deutlich gelb gefärbte Lamellen. Nun nehme ich zwar eher selten Sporenproben, aber ich sehe mir die Lamellenfarbe genau an. Zur Absicherung meiner Bestimmungen mache ich dann manchmal noch einen Sporenabdruck auf schwarzem Backblech in meinem Backofen. Dabei habe ich stets festgestellt, dass bei Täublingen die Lamellenfarbe eindeutige Schlüsse auf die Sporenfarbe zulässt.
Die abgebildeten Täublinge hatten weiße Lamellen - allerhöchstens rohweiß.
Ich prüfe auch immer bei meinen Bildern, ob ich die Farben, die ich vor Ort wahrgenommen habe, dort wieder finde.
Die Bilder sind farblich korrekt.
Nun besteht immer die Möglichkeit, dass die Pilze (noch) keine Sporen gebildet habe.
In der Nachbarschaft waren aber noch mehrere andere Fruchtkörper und die hatten die gleiche Lamellenfarbe.

Ich befürchte übrigens, dass bei der Erforschung der Funga im alpinen Raum noch sehr viele Wissenslücken bestehen.
Wege zu den Hochalmen sind nur dann sicher begehbar, wenn oben eine bewirtschaftete Almhütte steht.
Ich hatte zum Beispiel vor Jahren einen kleinen roten Täubling gefunden, der bei mir provisorisch als Russula nana gespeichert ist. (Geschmack übrigens fast mild, aber mit ganz leichtem Emeticaanklang )
Leider war der Weg zur Fundstelle über mehrere Jahre wegen Murenabgängen nicht begehbar.
Dieses Jahr bin ich trotzdem hoch gelaufen, fand aber keine Fruchtkörper.
Der Hotelier hat sich gefreut, dass er seinen Gästen sagen kann, dass der Weg wieder von geübten und trittsicheren Berggehern begangen werden kann.
Für systematische Untersuchungen der Funga müsste man jedes Jahr mehrere Wochen im Gebiet zubringen.
Werner Jurkeit ist wohl für eine solche Untersuchung regelmäßig auf einen Pass gefahren.
Das ist sehr verdienstvoll.
Die Funga des ganzen Alpenraums zu untersuchen, bleibt aber eine Aufgabe für zukünftige Generationen.

Gruß,
Marcel

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