Eine Pilzmahlzeit mit unerwarteten Folgen

eingesendet von: Walter Pilsak

Ein kleines Dorf Ostbayerns während der Nachkriegsjahre: Draußen auf den Fluren und in den Wäldern herbstelte es bereits, obwohl es erst Ende September war. Der häufige Regen der vergangenen Wochen hatte dem Herbst einen erheblichen Vorschub geleistet. Einen Vorteil hatte dieser feuchte Spätsommer jedoch: Die Pilze schossen regelrecht aus dem Boden, so dass es sie überall in Massen gab. Da auch noch Vollmond war - was bekanntlich das Pilzwachstum zusätzlich fördert - hielt es kein echter Schwammerlfreund mehr zuhause aus. An solchen Tagen musste man einfach hinaus in die Natur, zur Jagd nach den so begehrten Waldesfrüchten!

So kam auch das Oberhaupt einer vierköpfigen Familie am Wochenende von einem mehrstündigen Waldgang nach Hause. Er war zwar erschöpft, aber dies wog die reiche Pilzausbeute, die er gemacht hatte, bei weitem wieder auf. Unter den vielen bekannten Pilzarten, die er gefunden hatte, waren auch einige Champignons, die man noch nicht gegessen hatte. Da aber gute Bekannte der Familie diese schon immer aßen, wollte man diese auch einmal probieren. Anfangs hatte seine bessere Hälfte zwar noch einige Bedenken, doch konnte ihr Ehegatte diese bald zerstreuen. So setzte sich nach dem Säubern und Zubereiten die ganze Familie an den Tisch und ließ sich das Pilzmahl schmecken. Fast alles wurde gegessen, bis auf einen kleinen Rest, den man der Katze gab. Dieser schienen die Überreste ebenfalls zu munden.

Etwa eine Stunde war vergangen, als der Mutter das unruhige Verhalten der sonst etwas trägen Katze auffiel, die von einer Ecke zur anderen schlich. In Erinnerung an die vorangegangene Pilzmahlzeit, mit den erstmals probierten Champignons, bekam man es mit der Angst zu tun. Eiligst fuhr die ganze Familie in das nächste Krankenhaus und ließ sich in der Notaufnahme die Mägen auspumpen, in der Meinung, giftige Pilze gegessen zu haben.

Als sie nach einigen Stunden wieder etwas beruhigt zu Hause eintrafen, kam ihnen mit einem mal ihre Katze wieder in den Sinn. Was würde ihr geliebter Haustiger wohl machen? Hoffentlich lebte er noch! Fieberhaft suchte die ganze Familie nach der verschwundenen Katze, die sich vielleicht noch in Todeskrämpfen winden würde. Doch die Überraschung war groß. Quicklebendig fand man den Liebling der Familie hinter dem alten Küchenofen bei einem Wurf junger Kätzchen. Nicht Giftpilze, sondern auf die Katze zukommendes Mutterglück war also die Ursache ihrer Unruhe gewesen.




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