Pilzdüfte

von: Walter Pilsak

Sie stinken, riechen und duften...
Was manche Schwammerln für Düfte abgeben!


Düfte und Gerüche begegnen uns überall. Vorallem im Pflanzenreich sind Aromen allgegenwärtig. Sicher kann jeder auf Anhieb einige Blüten nennen, deren speziellen Düfte er kennt, wie z.B. den unverkennbaren Duft des Waldmeisters oder des Liebstöckels. Es duften aber nicht nur unsere Blumen und Baumblüten. Auch viele Pilze, wenn nicht gar die meisten, haben irgendeinen Geruch.

Tausenderlei Gerüche Die Aromen unserer Schwammerln sind oft unnachahmlich. Dies gilt nicht nur für die Speisepilze sondern auch für die meisten ungenießbaren und giftigen Arten. Wobei unsere Speisepilze das beste Aroma erst entwickeln, wenn sie getrocknet werden. Dabei handelt es sich allerdings um den typischen Pilzgeruch der mit den individuellen Gerüchen der einzelnen Arten nichts mehr gemein hat! Manche Schwammerln riechen intensiv und kräftig, so daß man sie schon aus einigen Metern Entfernung wahrnimmt. Andere wiederum duften dezent zurückhaltend. Bei den meisten Arten nimmt man die Duftstoffe jedoch erst so richtig war, wenn der Pilz angeschnitten wird. Je nachdem, wie uns der Geruch behagt, kann es sein, daß wir die Nase rümpfen und uns angewidert abwenden oder aber ein zweites mal daran genüßlich schnüffeln! Kurz und gut, man glaubt in einer Alchemistenküche zu sein, was uns da an Gerüchen im Pilzreich so alles begegnet.

Für den Schwammerlfreund ist der Geruch eines Pilzes ein wichtiges Merkmal zu seiner Identifizierung. Darüber aber, wie ihn der Einzelne empfindet, läßt sich streiten. Wer einen Schnupfen hat, nimmt wahrscheinlich überhaupt keinen oder nur wenig vom Geruch war. Aber auch unter gesunden Menschen ist das Geruchsempfinden ganz unterschiedlich. Daneben spielt auch das Alter des Pilzes eine Rolle. Alte Exemplare riechen oft kräftiger als junge.

Von Leuchtgas bis Fenchel

Die von den Pilzen ausströmenden Geruchsstoffe können in uns die seltsamsten Assoziationen wecken. Der Stachelschuppige Wulstling erinnert uns mit seinem unangenehmen Geruch an ein Krankenhaus. Stockschwämmchen lassen uns glauben, wenn wir die Augen schließen, daß nebenan frisch gesägtes Holz liegt. Und ein schnuppern am Rotbraunen Milchling erinnert uns an harziges Holz. Stachelbeertäubling, Mandeltäubling, Gurkenschnitzling, Knoblauchschwindling, Leuchtgasschirmling, Fencheltramete, Karbolchampignon oder Rettichfälbling werden wohl die wenigsten Pilzsammler kennen. Doch ihre vielsagenden Namen lassen uns schon erahnen, welchen Duft, Geruch oder Gestank diese Arten verbreiten.

Wenn der Geruch zum Gestank wird

Den stärksten Geruch - man kann schon ohne Übertreibung sagen, Gestank - verströmen Stinkmorchel, Tintenfischpilz und Gitterling. Es ist ein aasartiger Gestank, der für manches menschliche Riechorgan fast beleidigend ist! Sein Ursprung ist die schleimartige Masse, welche diese Pilze erzeugen. Dadurch werden Fliegen und Mistkäfer angezogen, welche die in der Substanz enthaltenen Sporen verbreiten. Ein unangenehmer Geselle ist auch der Bocksdickfuß. Er stinkt widerlich nach gekochten Kartoffeln, die in Fäulnis übergegangen sind. Nach Kartoffeln riechen auch der Gelbe Knollenblätterpilz und der Graue Wulstling. Den Geruch des Kartoffelbovist dagegen empfinden wir widerlich stechend und gummiartig.
Eine Pilzgattung, in der sich viele Arten befinden, die widerliche Gerüche produzieren, sind die Ritterlinge. Da gibt es den Seifenritterling, der an eine Waschküche erinnert. Seidiger Ritterling und Tiger-Ritterling riechen wie Mehl. Der Violette Rötelritterling riecht parfümiert bis rettichartig und der Lästige Ritterling widerlich leuchtgasartig. Das sind alles Gerüche die den meisten von uns zuwider sind. Für unsere Riechzellen wesentlich angenehmer sind da schon die Düfte des Veilchen Rötelritterlings und des Schwarzschuppigen Ritterlings. Diese beiden, die angenehm nach Veilchenwurzeln und gewürzhaft aromatisch duften, sind jedoch Ausnamen in dieser Pilzgattung.

Einen unnachahmlichen Geruch verströmen alte Exemplare des Bruchreizkers. Das Aroma erinnert an eine bekannte Suppenwürze. Einen ähnlichen Geruch haben Kampfermilchling und Sellerieritterling. Einen kräftigen Duft - manche würden auch sagen, Gestank - verströmt der Milchbrätling. Er erinnert stark an Heringslake. Der Beliebtheit dieses Speisepilzes tut dies jedoch keinen Abbruch.

Wohlgerüche jeder Art

Wie widersprüchlich bzw. unterschiedlich die Geschmäcker und Vorlieben sind, zeigt uns der vorhin genannte Milchbrätling. Während er für die einen zu den übelriechendsten Pilzen zählt, ist er für die anderen einer der am angenehmsten duftende Speisepilz. Doch es gibt auch noch andere Pilze die ein angenehmes Aroma erzeugen. Bei vielen ist dies ein obstartigen Geruch. Zu diesen zählen unter anderem der Süßriechende Fälbling und der Duftende Rißpilz. Stark süßlich nach Früchtebonbons, Orangeblüten oder Parfüm duften Süssriechender Fälbling und Duftender Pfifferling. Süßlich, honigartig riecht trotz seiner Giftigkeit der Grüne Knollenblätterpilz. Der Duftmilchling riecht nach Kokosflocken. Mehrere Pilzarten verströmen einen angenehmen anisartigen Duft, wie der Anistrichterling, Aniszähling, Anisklumpfuß und Anischampignon. Der Sammler mit mäßigen Pilzkenntnissen wird all diese relativ unbekannten Pilze jedoch kaum zu Gesicht bekommen.



©Walter J. Pilsak


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