Psilocybin Mushrooms of the World



Paul Stamets

Psilocybin Mushrooms of the World


Ten Speed Press, 1996

ISBN: 0-898-15839-7

$ 24.95
'Zauberpilze', die neue Wunderdroge? Wohl kaum, und neu schon gar nicht. Pilze, die das Halluzinogen Psilocybin (und verwandte Stoffe) enthalten, wurden schon seit vielen Jahrhunderten in verschiedensten Kulturen zu rituellen Zwecken verwendet. In den 50er Jahren gelangte das Wissen über sie und ihre Wirkung in die westliche Welt.
Zahlreiche Berichte in den Medien (zuletzt im ZEIT-Magazin vom 03.12.1998) tragen der wachsenden Aufmerksamkeit, den diese meist unscheinbaren Pilze mittlerweile auch bei uns geniessen, Rechnung. Aufklärung ist dringend notwendig, zumal die nicht unerhebliche Gefahr der Verwechslung mit Giftpilzen besteht. Das Hauptanliegen des vorliegenden Buches des amerikanischen Mykologen Paul Stamets, der sich vor allem auf dem Gebiet der Pilzzucht einen Namen gemacht hat, ist daher die Vorstellung der weltweit bekannten psilocybinhaltigen Pilze und ihrer möglichen Doppelgänger.
Der Autor beginnt das Buch mit seinen persönlichen sehr interessanten Psilocybinerfahrungen. Anschliessend folgt eine kurze Historie des Gebrauchs von Psilocybe-Arten. Die Beschreibung typischer Lebensräume und Bestimmungstips sollen vor allem dem Anfänger helfen, die psilocybinhaltigen Pilze erkennen zu können. Der erste Teil wird beendet von umfangreichen Tips zur möglichst sicheren Anwendung der Pilze sowie Vergleichen der 'Potenz' der verschiedenen Arten.
Den Hauptteil des Buches bilden jedoch die Beschreibungen der Arten wobei die Gattungen Panaeolus und Psilocybe aufgrund ihres Reichtums an psilocybinhaltigen Pilzen dominieren ('The Major Psilocybin Genera'). Stamets folgt dem Vorschlag Noordeloos', viele Stropharias bei Psilocybe einzuordnen. Psilocybe aeruginosa klingt schon reichlich gewöhnungsbedürftig. Die 'kleineren' Gattungen Inocybe, Gymnopilus,Conocybe und Pluteus werden anschliessend behandelt. Die Arten sind alphabetisch geordnet und zu fast jeder gibt es ein meist zwar kleines, aber vielfach sehr gutes Foto sowie eine ausführliche makroskopische und mikroskopische Beschreibung, Angaben zu Standort, Verbreitung und eventuellen taxonomischen Problemen sowie der 'Aktivität', d.h. des Gehalts an Psilocybin bzw. Psilocin/Baeocystin. Einige Arten werden zum ersten Mal ausführlich in Wort und Bild beschrieben (z.B. Psilocybe azurescens, tampanensis, cyanofibrillosa, weilii). Bestimmungsschlüssel gibt es (mit Ausnahme des einfachen im ersten Teil zur Einordnung dunkelsporiger Arten) keinen, was bei einem Buch mit Pilzen aus aller Welt auch keinen Sinn machen würde. Möglichen Verwechslungen mit 'richtigen' Giftpilzen ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier wird besonders auf Galerina- und Conocybe-Arten hingewiesen. Ein mykologisches Glossar sowie eine umfangreiche Literaturliste runden das Werk ab.
Insgesamt gibt das Buch einen vollständigen Überblick über die bisher bekanntgewordenen 'Zauberpilze' (mit Ausnahme von Galerina steglichii: die entsprechende Arbeit wird zwar in der Literaturliste erwähnt, nicht aber im Text, wohl um Verwirrung bzgl. der auch tödlich giftige Arten enthaltenden Gattung zu vermeiden). Die Aufmachung und Verarbeitung ist sehr hochwertig. Einige Fotografien sind z.T. zwar etwas klein bzw. schwer zu deuten, aber bei der Seltenheit mancher Arten ist das zu verzeihen. Das Bild von Pluteus salicinus erscheint mir etwas untypisch. Die Inocyben sind leider nicht durch Abbildungen vertreten. Ärgerlich sind einige Flüchtigkeitsfehler in der Literaturliste und bei den Autorenzitaten ("Kriesel").

Man mag zu dem Thema stehen wie man will, für den 'Anwender' findet sich hier ein unverzichtbares Buch mit konzentrierter Information, die bisher nur durch umfangreiches Literaturstudium zugänglich war. Für den Pilzfreak ist das Werk ebenso wertvoll, da es einen weiteren faszinierenden Aspekt der Pilzwelt in hervorragender Weise beleuchtet. Der Anfänger sei aber davor gewarnt dieses Buch als alleinigen Schlüssel zu anderen Welten zu verstehen. Nur eine möglichst breite Artenkenntnis gibt die nötige Sicherheit in der Bestimmung der z.T. doch schwer einzuordnenden 'Kleinen Braunen'. Die Hinzuziehung weiterer Pilzbestimmungsliteratur ist daher dringend anzuraten.
Eine deutsche Übersetzung ist beim AT-Verlag in Arbeit. Siehe die Besprechung von T. Stijve

Wertung: 90 %

Eignung: Fortgeschrittene


©Georg Müller, 1998
URL: http://www.pilzepilze.de/pmotw.html

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