Zusammenfassung 
Dieser Übersichtsartikel beschreibt die Versuche die üblen Gerüche der Stinkmorchel, 
Phallus impudicus, chemisch zu charakterisieren. Gemäss neuerer Forschung bestehen 
die flüchtigen Verbindungen, die von diesem Pilz gebildet werden, hauptsächlich aus 
Dimethyldisulfid, Dimethyltrisulfid, Linalol, trans-Ocimen, Phenylacetaldehyd und 
Essigsäure. Ein Teil dieser Geruchsstoffe wurde auch im Dampfraum eines frisch 
ausgelaufenen Clathrus ruber Mich. ex  Pers. nachgewiesen. Diese flüchtigen 
Komponenten werden zweifellos gebildet, um die mit der Sporenverbreitung betraute 
Fliege anzulocken, wobei diese Attraktion noch von der hellroten Farbe des 
Rezeptaculums der verschiedenen Rutenpilze erhöht wird. P. impudicus, der nicht mit 
diesen roten Farbstoffen ausgestattet ist, produziert einen stärkeren Kadavergeruch als 
der rotpigmentierte C. ruber und Anthurus archeri. Die Pigmente, die für die orange-
roten bis roten Farben in Mutinus caninus, Phallus rugulosus
und C. ruber verantwortlich 
sind, wurden als Karotene, d.h. hauptsächlich als Lycopen und beta-Karoten identifiziert.
  
	Rutenpilze gehören zur Familie der Phallaceae ( Ordnung Phallales ), die durch 
den kadaverartigen Geruch, der vom Hymenium der völlig entwickelten Fruchtkörper 
gebildet wird, charakterisiert werden. Dieser Geruch lockt Aasfliegen und  -Käfer an. In 
der Pflanzenwelt haben die farbigen Blumen der Araceae-Familie ähnliche Merkmale : 
Insekten werden von weiter Entfernung durch die Geruchsstoffe angelockt und diese 
Attraktion wird durch die hell- oder purpurrote Farbe der Blumen noch erhöht. Das 
Rezeptaculum vieler Rutenpilze, z.B. Mutinus ravenellii, Clathrus ruber und Aseroe 
rubra fallen auch durch ihre rote Farbe auf. Die Insekten verbreiten den Pollen der 
Blumen, während jene, die von den Rutenpilze angelockt werden, den Schleim der reifen 
Gleba fressen und auf diese Weise die Sporen verbreiten, die ja mit dem Kot 
ausgeschieden werden ( Fulton, 1889 ).   Diese Sporenverbreitung durch Insekten zeigt, 
dass Rutenpilze spezialisierte Organismen sind, die hoch auf der Evolutionsleiter 
eingestuft sind. Wie schon in einer früheren Arbeit erwähnt ( Stijve, 1994 ), gehören 
diese seltsamen Pilze aber nicht zu den bedrohten Arten.
  
Rutenpilze existieren in vielen Formen und man könnte sich fragen, ob alle diese 
Variationen wirklich zu einer effizienten Sporenverbreitung notwendig sind. Gewisse 
Arten, wie die gemeine Stinkmorchel mit ihrem bedeutungsvollen lateinischen Namen      
( Phallus impudicus ) , sind so auffällig, dass sie der Gegenstand ausgedehnter 
Monographien waren, lange bevor anderen und 'nützlicheren' Pilzen solche 
Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Es geht über das Ziel dieser Arbeit, einen historischen 
Überblick der Abhandlungen, die die Stinkmorchel zum Gegenstand haben, zu geben. 
Der interessierte Leser weiss vielleicht, dass die ältesten  lateinischen Monographien aus 
dem frühen 17. Jahrhundert stammen ( Hadrianus, 1601 ). Sehr gute Übersichtsartikel 
gibt es von Lütjeharms ( 1931 ) und Ramsbottom ( 1953 ). Letzterer Autor widmete 
Kapitel 16 seines jetzt klassischen Buches den ´Stinkhorns and other Phalloids´. Die 
vorliegende Arbeit möchte alles, was bis jetzt über Geruchs - und Farbstoffe der 
Rutenpilze bekannt ist, besprechen .
  
Geruchsstoffe
 
Der erste Wissenschaftler, der Phallus impudicus zum Gegenstand einer chemischen 
Untersuchung machte, war Jacobus Christian Schaeffer ( 1760 ). Die sehr gut lesbare und 
reich illustrierte Monographie kann man heute noch in spezialisierten Antiquariaten 
finden, wobei man  mit einem Preis  zwischen 600 und 1200 DM rechnen muss. 
Schaeffer war nicht nur ein bekannter Naturwissenschaftler, sondern auch ein 
evangelischer Pfarrer. Wohl aus diesem Grund vermied er die Bezeichnung ´Phallus´ in 
seiner Monographie und schrieb : "Die Vergleichung, welche die meisten 
Schwammschreiber mit einem gewissen Teile des menschlichen Körpers machen, 
übergehe ich mit Stillschweigen." Wir können Schaeffer diese Prüderie leicht verzeihen, 
denn er war ein guter Beobachter und ein ausgezeichneter wissenschaftlicher 
Schriftsteller. Man könnte sogar sagen, dass jedermann, der sich mit Rutenpilzen 
beschäftigt, die 36 Seiten der Schaefferschen Abhandlung sorgfältig durchlesen sollte, 
denn seine Aufmerksamkeit für Details und seine Beschreibungen sind hervorragend. Ein 
Beispiel : in meinem vergleichenden Studium der Oligo-Elemente in den verschiedenen 
Teilen des Roten Gitterlings - einer verwandten Art - wurde postuliert, dass die dicke 
gallertige Schleimschicht des Hexeneies ein Mineralienreservoir ( Placenta ) für das 
embryonale Rezeptaculum sei ( Stijve, 1994 ). Diese Idee wurde schon  1760 antizipiert, 
denn wir lesen in Paragraph 83 der genannten Monographie : "Nichts siehet einem Eye 
der Thiere gleicher , als dieses Schwammeye. Es hat ausser seinen Häuten sein besonders 
Gewebe, welches den Mutterkuchen zu vertreten scheinet. Die erste äussere Haut, so 
nicht selten faltig und runzelig ist, kommt dem Chorion; und die innere Haut so glatt ist, 
dem Amnion gleich. Zwischen beiden ist eine gallerige schleimige Feuchtigkeit, wie bei 
einer menschlichen Frucht der Liquor amnii". 
	Beim damaligen Stand der analytischen Chemie können wir von den 
Untersuchungen Schaeffers bezüglich der Zusammensetzung des Eies und der Gleba 
wenig erwarten. Trotzdem, seine Experimente mit dem Schleim des Eis – 
Wasserlöslichkeit, Rekonstitution, die Fähigkeit Papier zu kleben – veranlassen ihn 
diesen mit den in seiner Zeit schon bekannten Verdickungsmitteln wie Tragant oder  
Gummi arabicum zu vergleichen. Erst zwei Jahrhunderte später ( Bindler, 1967 ) wird 
nachgewiesen, dass dieser Schleim, so wie die erwähnten Pflanzengummis, zu den 
Polysacchariden gehört. 
	Der Regensburger Wissenschaftler staunt  wegen der verschiedenen Gerüche des 
Pilzes: das Hexenei riecht nach Meerrettich, ein Geruch den Schaeffer auch an einem 
wässerigen Extrakt des Schwammfusses beobachtet. Dieser Geruch hat aber nichts 
gemein mit dem kadaverartigen Gestank der ausgelaufenen Stinkmorchel, und Schaeffer 
macht die Schlussfolgerung “ wie unvollkommen noch die Kenntnis der Schwämme 
überhaupt ist.” Seine Hypothese über die Bildung des Gestankes beim Zerfliessen der 
Gleba ist im Einklang mit den wissenschaftlichen Kenntnissen seiner Zeit : "das 
grünliche Wesen des Hutes geräthet an der Luft in eine Gährung, die den starken Geruch 
und bald die Auflösung in den Schleim verursachet."
  
	Erst ein halbes Jahrhundert später ( Braconnot 1811, zitiert bei Freund, 1967 ) 
wird die Stinkmorchel aufs Neue untersucht. Die gefundenen Bestandteile wie "mucus, 
matière animale" und "fongin très animalisé" sind schwierig zu deuten, aber Braconnot 
berichtet auch vom Vorkommen essigsaurer Kalium- und Ammoniumsalze im Hexenei. 
Ausserdem wurde ´le sucre des champignons´ nachgewiesen, womit das wenig süsse 
Mannitol, ein Inhaltstoff mancher Pilze, gemeint ist. 
Wir müssen bis weit ins 20. Jahrhundert warten,  bis es Aye ( 1932 )  gelingt ein 
flüchtiges Oel aus Stinkmorchelköpfen mittels Wasserdampfdestillation zu isolieren. Der 
Geruch des Destillates ist aber gegenüber dem frisch ausgelaufenen Pilz verändert und es 
zeigt sich, dass die Geruchsstoffe nur teilweise mit organischen Lösungsmitteln 
ausgeschüttelt werden können. Dieser Extrakt erwies sich als schwefelhaltig. 
	In den 60er Jahren sind die Techniken zur Isolierung flüchtiger Stoffe, wie 
Tieftemperatur-Vakuumdestillation, erheblich verbessert. Es ist dann auch möglich 
Geruchskomponenten - ohne Destillation - gleich im Dampfraum aufzufangen und, ohne 
oder mit Derivatbildung, zu analysieren. Bernard Freund ( 1967 ), der die Geruchsstoffe 
der Stinkmorchel zum Gegenstand seiner Dissertation macht, wendet diese Techniken 
erfolgreich an. Die damit verbundene Arbeit sollte nicht unterschätzt werden. So war es 
natürlich nötig viele Hexeneier zu sammeln und sie im Labor aufgehen zu lassen, bis die 
reife Gleba deutlich verschleimt und die Geruchsstoffe gebildet waren. Man kann daraus 
schliessen, dass in den Jahren 1965 und 1966 das Marburger Institut für Pharmazeutische 
und Lebensmittelchemie einen charakteristischen aasartigen Geruch aufwies !! Die 
verschleimten Gleben wurden tiefgefroren und bei -20°C aufbewahrt. Auffällig war, dass 
das Material auch in diesem Zustand noch deutlich roch, was auf das Vorliegen leicht 
flüchtiger Verbindungen hinweist. Nach dem Aufarbeiten mehrerer kg Pilzmaterial in 
verschiedene Fraktionen, konnte Freund folgende Ergebnisse rapportieren :
  
Verbindung
  						
Schwefelwasserstoff 			      
Methylmerkaptan	  			       
Phenylacetaldehyd                              
Phenylessigsäure                                  
alpha-Phenylcrotonaldehyd                         
Acetaldehyd                                 
Formaldehyd                                     
Essigsäure                                      
Dihydrochalcon   
 | 
                            
Geruch
  	
faule Eier 
fauler Kohl 
hell, Grasgeruch, Grünnote 
widerlich süsslich 
dunkle, umgewühlte Erde 
stechend 
stechend 
sauer 
hell, frisch 
 | 
 
 
  
Der Geruch der Gleba ist nicht in allen Entwicklungsstadien gleich. Die erstgenannten 
Stoffe sind am flüchtigsten und wahrscheinlich die Träger der aasartigen Komponente. 
Wenn das reife Hexenei sich öffnet und der Pilz aufgeht, ist die Gleba noch mattgrün und 
hart. Der Geruch ist dann schwach, etwa nach Rettich, aber bald beginnt die Gleba an 
einzelnen Stellen unter Dunkelfärbung zu zerfliessen, wobei der eigentliche Aasgeruch, 
der die Fliegen von Weitem anlockt, gebildet wird. Sehr charakteristisch für den eher 
süsslichen und anhaltenden Geruch der reifen Gleba sind die weniger flüchtigen 
Verbindungen Phenylacetaldehyd, Phenylessigsäure und Dihydrochalcon. Während der 
Verflüssigung der Gleba, zweifellos einem enzymatischen Vorgang, finden viele 
chemische Reaktionen statt; gewisse Geruchsstoffe werden aus anderen gebildet, z.B. die 
Säuren aus den Aldehyden. Die Gleba ist sozusagen eine Chemiefabrik. Es ist etwas 
erstaunlich, dass Freund ( 1967 ) , trotz seiner umfangreichen Untersuchungen, nie  
versucht hat, die Bildung der Geruchsstoffe  aufzuklären. Sogar die Beobachtung, dass 
der Geruch der Stinkmorchel nicht in allen  Stadien ihres Daseins gleich ist, entlockt 
Freund keine Ueberlegungen bezüglich der Genese der von ihm identifizierten 
Geruchskomponenten. In seiner Arbeit fehlt eine Diskussion der Tatsache, dass während 
und nach dem Aufgehen des Pilzes Gramme chemischer Stoffe umgewandelt werden. 
Wohl findet er mehr oder weniger zufällig viel freie Glucose in der reifen Gleba, aber 
diese sehr wichtige Beobachtung bleibt ohne Kommentar. 
	Stijve ( 1965, 1966 ) fand bei der Untersuchung vergleichbaren Materials 
ebensoviel  gebundene Glucose in der embryonalen Gleba ( des Eis ) wie freie Glucose in 
der verflüssigten Sporenmasse der reifen Stinkmorchel. Er vermutete deshalb, dass die 
Geruchsstoffe durch eine progressive enzymatische Spaltung von in der Gleba 
anwesenden Glykosiden freigesetzt werden. Diese Hypothese wird von der Beobachtung, 
dass man bei niedrigen Temperaturen ( 0 – 5°C ) oft geruchlose Stinkmorcheln findet, 
unterstützt. Enzymatische Reaktionen haben ja ein Temperatur-Optimum, das im 
allgemeinen weit über 10 °C liegt. Klaassen ( 1964 ) entdeckte, dass der Geruch nach 
dem Trocknen von Hut und Gleba durch einfache Befeuchtung mit Wasser regeneriert 
werden konnte, was man wohl mit der Reaktivierung der Enzyme erklären könnte. 
Bedauerlicherweise hat sich während der darauffolgenden 30 Jahre kein Forscher die 
Mühe genommen, diese hypothetischen Enzyme aus der Gleba zu isolieren, obwohl dies 
doch keine Hexerei sein sollte. 
	Erst in den 90er Jahren  wird das "Aroma" des Phallus impudicus aufs Neue 
untersucht. Drei schwedische Wissenschaftler ( Borg-Karlson et al., 1994 ) bemerkten , 
dass der Geruch der Voodoo Lilie, Sauromatum guttatum, jenem der Stinkmorchel sehr 
ähnlich ist. Ausserdem gehörten die von beiden Organismen angelockten Aasfliegen zu 
denselben Gattungen. Diese Beobachtungen waren eine Anregung eine vergleichende 
Untersuchung  der flüchtigen Geruchsstoffe von S. guttatum und P. impudicus
durchzuführen. Mit der dazu verwendeten Technik der "Effleurage" wurden die 
flüchtigen Geruchsstoffe an einer kleiner Menge Porapak Q , einem synthetischen 
Polymer, adsorbiert und anschliessend mit Pentan und Diethylether extrahiert. Die 
Extrakte wurden gaschromatographisch mit massenspektrometrischer Detektion 
analysiert. Die Tabelle I gibt eine vereinfachte Uebersicht der erhaltenen Resultate. 
	S. guttatum hat, wie die Stinkmorchel, methylierte Sulfide als überwiegende 
Aasgeruchskomponente, wobei die wichtigste das Dimethyltrisulfid ist. Diese 
Schwefelverbindungen sind aber ziemlich flüchtig und es ist darum nicht 
unwahrscheinlich, dass durch die während der Extraktion und Analyse auftretende 
Verluste eine kleine Menge Dimethylsulfid  im Extrakt der Stinkmorchel fehlt.   Beide 
Organismen produzieren niedrige Konzentrationen an 3-Caren und 2-Phenylaethanol. Es 
gibt aber auch beachtliche Unterschiede : unter den Geruchskomponenten der S. guttatum
finden wir die nach Kot riechenden Stoffe Indol und Skatol, und eine Serie von Terpenen, 
die im "Aroma" der Stinkmorchel offenbar  fehlen. Demgegenüber steht, dass einer der 
quantitativ wichtigsten Geruchsstoffe des P. impudicus, das trans-Ocimen, nicht von der 
Blume produziert wird, obwohl eine kleine Menge des cis-Isomers gefunden wurde.
  
Geruchstoff
  				
Schwefelverbindungen 		
Dimethylsulfid 			       
Dimethyldisulfid 	                     
Dimethyltrisulfid 			 
Dimethyltetrasulfid 			 				
Stickstoffverbindungen 	
Indol	 				   
Skatol 					   
Terpene 
6-Methyl-5-hepten-2-on	 	       			
3-Caren	 			       
Myrcen 				       			
cis-Ocimen 				       
trans-Ocimen 					
alpha-Pinen 								
alpha-Terpinen 			    
Geraniol 				     
Linalol	 							
alpha-Farnesen	 			  		
alpha-Caryophyllen 			         		
beta-Caryophyllen 			    
Aromatische Verbindungen 		     
Anisol 				     				
Benzylalcohol 				      				
Acetophenon 				 
Phenylacetaldehyd 						
2-Phenylethanol	 		      
Aliphatische Verbindungen 	
Essigsäure 
 | 				
S. guttatum
  
 		
+ 
++ 				
+++ 			
+ 				
 
+ 
+ 
 
 
+ 
 
+ 
 
 
+ 
+ 
 
 
 
+ 
 
+ 				
 
+ 
 
+ 
 
 
 | 	
	
			
P. impudicus
  
 		
 
++ 				
+++ 			
 				
 
 
 
 
+ 
+ 
+ 
 
+++ 
+ 
 
 
++ 
+ 
+ 
 
 
 				
+ 
 
+++ 
++ 
 
+ 
 |   
TABELLE  I : Geruchsstoffe aus Sauromatum guttatum und Phallus impudicus 
+ = < 2% ,   ++ = 2 – 20 %,   +++ = > 20 %  der  totalen Menge flüchtiger Stoffe
  
Die Ergebnisse für die Stinkmorchel unterscheiden sich stark von den von Freund 
( 1967 ) rapportierten. Freund fand als Schwefelverbindungen nur Schwefelwasserstoff 
und Methylmerkaptan, die jedoch von dem schwedischen Team nicht beobachtet wurden. 
Ausserdem fand Freund kein Linalol oder trans-Ocimen, aber seine überwiegend 
klassischen Derivatbildungstechniken waren dazu auch weniger geeignet. Dagegen hat er 
wohl Acetaldehyd, Formaldehyd und Phenylessigsäure, also Stoffe, die in der 
Veröffentlichung der Schweden fehlen, nachgewiesen. Obwohl die Resultate von Borg-
Karlson und Mitarbeitern wahrscheinlich zuverlässiger sind – wegen ihrer überlegenen 
Analysentechniken – bedeutet dies nicht, dass sie völlig Recht haben. Die Freund'sche 
Dampfraum-Derivatbildungstechnik ist überzeugend und es ist durchaus möglich, dass 
die Schweden die flüchtige Alkanale übersehen haben. Weiter ist es wahrscheinlich, dass 
bei der sehr aufwendigen Aufarbeitung der Freund'schen Extrakte, ein Teil des 
Phenylacetaldehyds in Phenylessigsäure übergeführt wurde. 
Wie die Geruchsstoffe gebildet werden, ist übrigens noch immer nicht untersucht 
worden, aber Borg-Karlson et al. weisen darauf hin, dass sowohl die Gleba als auch die 
braunpurpur gefärbte  Narbe der Blume während  Freisetzung der flüchtigen Stoffe 
deutlich wärmer werden, vermutlich wegen eines enzymatischen Abbauprozesses. Die 
methylierten Sulfide sind vermutlich Lockstoffe für Aasfliegen, denn diese Verbindungen 
werden auch bei der Verwesung von tierischem Eiweiss gebildet. Vorläufige 
Experimente haben gezeigt, dass Fliegen der Gattungen Calliphora, Lucilia und 
Sarcophaga ( Sarcophagaceae ) tatsächlich   von Dimethyldisulfid angelockt werden         
( Borg-Karlson et al. , 1994 ). 
Bis jetzt sind keine Veröffentlichungen über Geruchsstoffe anderer Rutenpilze 
erschienen. Bei Auslaufversuchen mit Clathrus ruber Eiern fiel es dem Autor auf, dass 
die Bechergläser unter denen sich die Fruchtkörper entwickelten, lange Zeit nach dem 
Experiment den Geruch festhielten. Offenbar wurden die kondensierten Geruchsstoffe 
stark an der Glasoberfläche adsorbiert. Da dieses Phänomen eine Möglichkeit zur 
Untersuchung darbot, wurde ein C. ruber so lange unter einem Becherglas gelassen, bis 
die Gleba innerhalb des Rezeptaculums-Gitters ganz verflüssigt war. Darauf wurde das 
Becherglas entfernt und sofort sorgfältig mit 0,5 ml Pentan-Diethylether gespült. Mittels 
Kapillargaschromatographie an einer DB-Wax  Säule von 30 m x 0,25 mm und 
Massenspektrometrie wurden in diesem 'Extrakt'  Dimethyldisulfid, Dimethyltrisulfid , 
trans-Ocimen, Linalol und Essigsäure nachgewiesen. Obwohl die Isolierungstechnik 
wenig quantitativ sein dürfte, sind die Ergebnisse doch bemerkenswert : die Menge an 
Schwefelverbindungen war deutlich geringer als jene der anderen Geruchskomponenten. 
Vielleicht könnte dies erklären, warum der Geruch des Roten Gitterlings weniger 
penetrant ist als der der Stinkmorchel. Letztere findet man im allgemeinen durch den 
Geruch, was nicht oder kaum  für C. ruber zutrifft. So ist es durchaus möglich, dass eine 
Kolonie dieser Gitterlinge unbemerkt bleibt, wenn man sie nicht sucht, was bei P. 
impudicus undenkbar ist. Die Clathri, die ich in Gärten und Parks in Frankreich, Spanien 
und in der Schweiz antraf ( Stijve, 1994 ), habe ich jedesmal durch die auffällige rote 
Farbe gefunden.
  
Farbstoffe     
Wie schon früher erwähnt, könnten Farbstoffe, vor allem rote, auch an der 
Anlockung der Aasfliegen beteiligt sein. Es war darum angebracht, die Pigmente, die 
gewissen Vertretern der Gattungen Clathrus, Mutinus und Anthurus solch eine schöne 
Farbe geben, näher zu untersuchen.	 							
			 Vor etwa 30 Jahren ( Stijve, unveröffentlicht ) habe ich mal das 
lackrote Stielende einer Hundsrute ( Mutinus caninus ) in Aethanol mazeriert, was 
innerhalb einer Woche eine gelbe Tinktur lieferte. Diese Flüssigkeit zeigte ein 
Absorptionsspektrum mit Maxima bei 445, 470 und 500 nm, was wohl charakteristisch  
für Carotenoide ist, einer von Karoten abgeleiteten Pigmentgruppe, die der gemeinen 
Möhre ihre schöne orangerote Farbe verleiht. Nun gibt es derartige Farbstoffe in vielen 
Pilzen, wie z.B. in Pfifferlingen und Becherlingen wie Aleuria aurantia und Caloscypha 
fulgens. Ihre Anwesenheit ist konstant und kann sogar als taxonomisches Merkmal 
benützt werden. Ein guter, aber schwieriger Uebersichtsartikel stammt von Valadon          
( 1976 ). Man darf aber das Vorkommen der Carotenoide in Makrofungi nicht 
verallgemeinern. So enthalten der Fliegenpilz und die bunten Vertreter der Gattungen 
Dermocybe und Hygrocybe ganz andere Farbstoffe. 
Meine Untersuchungen bezüglich Farbstoffen in M. caninus habe ich damals 
nicht fortgesetzt, weil das vorhandene Material für die damaligen, aufwendigen 
Analysenmethoden nicht ausreichte. Erst 14 Jahre später untersuchte Harashima ( 1978 ) 
die Pigmente von Phallus rugulosus ( Fisch. O. Kuntze ), einer Art, die wie ein grosser 
M. caninus aussieht, aber mit einem deutlichen, abnehmbaren und konischen Hut. Der 
lange Stiel ist gelb bis orangerot gefärbt ( Imazeki & Hondo, 1981 ). Der Pilz ist 
wahrscheinlich identisch mit P. rubicundus ( Bosc.) Fr., einer ziemlich gemeinen Art im 
Süden der Vereinigten Staaten. Wie dem auch sei, dem japanischen Wissenschaftler 
gelang es, aus 13 Exemplaren dieses Pilzes ( total 67 g ) zwei kristallisierte Farbstoffe zu 
isolieren, welche er als beta-Karoten und Lycopen identifizierte. Die Farben des 
exotischen Rutenpilzes rühren also von Pigmenten her, die man auch in Möhren und 
Tomaten findet ! 
Schon 5 Jahre früher hatten Fiasson und Petersen ( 1973 ) gezeigt, dass diese 
Farbstoffe auch im roten Rezeptaculum des Gitterlings ( C. ruber ) anwesend waren. Erst 
in den 90er Jahren, als die Flüssigkeitschromatographie die schnelle und zuverlässige 
Analyse solcher Pigmente ermöglicht hatte, wurde die Untersuchung dieses Pilzes im 
Nestlé Forschungszentrum ( Stijve & Tagliaferri) wieder aufgegriffen. Dabei war es 
möglich kleine Fragmente aus dem sich entwickelten  Rezeptaculum zu schneiden und 
individuell zu analysieren. Die anwesenden Farbstoffe erwiesen sich tatsächlich als 
Lycopen und beta-Karoten , obwohl auch eine kleine Menge Neurosporen nachgewiesen 
wurde. Natürlich schwankten die Mengen mit der Intensität der Farbe des Gitters. 
Typische Konzentrationen für eine durchschnittliche rote  Farbe waren 1 % Lycopen und 
0,1 % beta-Karoten, bezogen auf die Trockenmasse. 
Es ist klar, dass die Aasfliegen vor allem durch den kadaverartigen Geruch der 
Rutenpilze angelockt werden. Die rote Farbe kann dabei – aus kurzer Entfernung –  
helfen, aber sie ist nicht die einzige Attraktion. Tomaten werden ja auch nicht von 
Aasfliegen besucht ! 
Die Geruchskomponenten und deren Entstehung bei der Verflüssigung der Gleba 
sollten eindringlicher untersucht werden. Die Unterschiede der bisher veröffentlichten 
Analysenergebnisse sind gross, was durch die verschiedenen, zeitlich bedingten 
Analysentechniken erklärt werden kann. Mit den heutigen modernen Verfahren sollte es 
möglich sein die Geruchsentwicklung eines Rutenpilzes mittels periodischer 
Musternahme des Kopfraumes der Gleba, und anschliessender gaschromatographisch-
massenspektrometrischer Analyse , zu verfolgen. In diesem Zusammenhang wäre es auch 
interessant, die chemische Unwandlung der im embryonalen Pilz anwesenden Stoffe 
beim Auslaufen des Rezeptaculums zu studieren. Das letzte Wort über die Chemie der 
Rutenpilze ist noch lange nicht gesprochen.
  
References
  
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Braconnot, H., 1811. Ann. Chimie Vol.24, Tom. 79 - 80, p. 291. 
  
Fiasson, J.L. & R.H. Petersen. 1973. Carotenes in the fungus Clathrus ruber (Gasteromycetes). Mycologia 
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