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Pilze Pilze Forum Archiv 1999
Re: Gesetzesänderung - wie?//Lieber bestehendes Umsetzen
Geschrieben von: Holger Antwort auf: Re: Gesetzesänderung - wie?//Lieber bestehendes Umsetzen (Boris)
Datum: 11. Oktober 1999, 15:06 Uhr
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: : Ich muß dem Reanato zustimmen, daß die kommerzielle Sammlung ein Übel ist, dass m.E. unterbunden werden muß. Nicht weil hier der Wald abgeerntet wird und für mich weniger stehehbleibt -das Problem habe ich zum Glück bei mir nicht. Aber weil die kommerziellen Sammler oft ziemlich tücksuchtslos vorhgehen und noch den letzten Winzling von Pilz aus dem Boden reißen, was für das Myzel nicht besonders gut ist. Und weil der Druck auf die Population bei systematischem, flächendeckendem Sammeln eben doch größer ist als beim privaten Sammeln (wenn's so bleibt wie zur Zeit, und das Pilzesammeln nicht auf einmal Massensport wird). : Das Entfernen von Fruchtkörpern, auch kleiner, hat noch nie dem Myzel geschadet. Einzige Ausnahme scheint der Pfifferling zu sein. Harry´s alternative Erklärung zum Aussterben des Pfifferlings fand ich recht bemerkenswert. : Was den Druck auf die Populationen angeht, dem kann ich die geradezu astronomische Vermehrungsrate der Pilze entgegenhalten. Ein einziger übersehener Fruchtkoerper liefert hunderttausende von Sporen. Diese können natürlich gar nichts ausrichten, wenn keine Biotope mehr da sind, da kann man die Fruchtkörper stehenlassen so lange man will. : Preisfrage: Wenn mitten in der zubetonierten Stadt ein Apfelbaum steht, der seine Früchte übers Pflaster rollen läßt, wie schützt man den dann? Indem man nur ein paar Äpfel isst, den Rest verroten und von den Kehrmaschinen beseitigen läßt. Oder indem man an einigen Stellen das Pflaster aufreisst und ein paar neue Apfelbäumchen setzt? In jedem Fall kann und sollte man sich die Äpfel schmecken lassen und wenn einer davon Marmelade kocht und verkauft, ist dagegen auch nichts einzuwenden. : : Nach dem Buch Bon (oder war's doch Gerhardt)ist im Übrigen der Handel mit geschützten Arten in Deutschland verboten. Wenn ich mich recht erinnere waren hier auch Steinpilze und Pfifferlinge aufgeführt (kein Sammelverbot!). Wie sieht das eigentlich aus? Dürfen die eigentlich verkauft werden, auch Deutsche oder nur importierte - und wenn ja, ist die Schädigung durch kommerzielles Sammeln im Ausland geringer als bei uns? : Eine der zahlreichen Widersinnigkeiten, siehe Leonies Posting zu aussterbenden Pfifferlingen. Man wird gezwungen, verstrahlte Ware aus dem Ausland zu kaufen, während bei uns alles verrotten gelassen wird. Die Gesetze dienen lediglich dafür die Leute aus dem Wald rauszuhalten und noch mehr von der Natur zu entfremden. Ein Mountainbiker dem ich mal im Wald begegnete dachte allen Ernstes ich wollte ihn mit Walderdbeeren vergiften. Wer heute noch Liebe zur Natur hat, versucht von ihren Früchten zu leben und sich für ihren Erhalt einzusätzen wird als Verbrecher verfolgt, gegen das Rumrasen mit teuren Sportgeräten hingegen ist nichts einzuwenden. Gewollte kollektive Naturentfremdung. : Oh, schöne neue Welt, die solche Bürger hält! : : Ich selbst kaufe jedenfalls keine Wildpilze mehr im Laden. Wenn ich keine finde (zur Zeit leider häufiger) - habe ich eben Pech gehabt. : Schön für dich, aber kein Grund, anderen das Recht abzusprechen. Nicht jeder hat einen vollen Wald vor der Tür, und wer das Glück hat sollte lernen mit anderen zu teilen. Wird Zeit, dass mal die schweigende Mehrheit aufsteht und auf ein paar Zehen tritt! : Guten Appetit, Boris : http://www.grin.net/~cturley/Boris/Nature/natureD.html So Du lesen kannst, hast Du sicher bemerkt, dass ich ausschließlich von mir geschrieben habe, als ich anmerkte keine Wildpilze mehr zu kaufen. Ich habe mich außerdem nirgends gegen das private Sammeln ausgesprochen. Das kommerzielle Sammeln bringt m.E. allerdings den Menschen so nahe an die Natur wie ein "Naturfilm" im Fernsehen. Selbermachen ist hier angesagt und nicht das Konsumieren. Uns so ist ein gekaufter Pilz - besonders für mich - ein mehr oder weniger billiger Ersatz. Das die privaten Naturnutzer aus dieser hinausgeschützt werden sollen emfinde ich als eine ebenso durchsichtige wie dreiste Strategie der zuständigen Behörden. Das gilt allerdings nicht nur für Pilzsucher sondern für alle, die sich gerne draußen bewegen. Mit was z.T. abwegigen Begründungen hier Wanderer, Bergsteiger, Kletterer, Kanuten, Taucher und was weiß ich noch für Leute hier am Naturgenuß gehindert werden, geht so langsam auf keine Kuhhaut mehr. Vielleicht könnte man ja alle Gruppen zu einer "Initiative für Natur" gewinnen, die dem Einzelnen ein Betretungsrecht erstreiten soll. Wenn's so weitergeht, reduziert sich sonst der Zugang zur Natur auf die Multimediastation daheim!
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