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Pilze Pilze Forum Archiv 1999
Re: Zäune und anderes Ungemach
Geschrieben von: Boris Antwort auf: Re: Zäune und anderes Ungemach (Bruno)
Datum: 13. Oktober 1999, 11:30 Uhr
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: : Die Viernheimer Düne liegt im gleichen Ballungsgebiet, ist völlig offen und obgleich kleiner, auch in keinem schlechteren Zustand. Zumindest fährt hier niemand Motocross-Rennen wie in einigen anderen Naturschutzgebieten! Nach den Worten eines befreundeten Gärtners ist die obere Landespflege H auch nicht weniger bissig als ihre Kollegen in BW. Wahrscheinlich hat die lokale untere Landespflege diese Entscheidung auf eigene Faust getroffen, und ich hoffe dass es auch so bleibt. Auf solchen Dünen wachsen z.B. Pilze die man normalerweise nie zu Gesicht bekommt, Zitzen-Stielboviste etc. Zur Anfahrt: Wenn du mal wieder eine Fernfahrt Richtung Frankfurt-Karlsruhe machst und das Autobahnkreuz Viernheim überquerst, liegt die Düne in der Ecke des südöstlichen "Kleeblatts", genau gegenüber vom Rhein-Neckarzentrum. Ist ein bisschen schwer anzufahren, frag dich am besten in Viernheim nach dem Schützenhaus durch, park dort und lauf den Rest zu Fuß. : : Komisch, ich habe ein Gebiet mit 8 seltenen Orchideenarten nahe Bad Dürkheim das ich regelmäßig zum Fotografieren aufsuche, und ich sehe keine Pflanzen zertrampelt. Es bilden sich Trampelpfade aus, an denen sich die Leute dann halten, das wars aber dann auch. Vielleicht sind ja am Michaelsberg mehr LKW-Fahrer unterwegs die mehr Platz brauchen als normale Leute, auch auf den Wegen? Nur ne kleine persönliche Retourkutsche für die erotischen Gefühle. Vergiß es. : Sieht zwar schön aus, aber ob die Brombeeren wissen, dass sie draußen bleiben müssen? Brombeeren wachsen eh in jedem Wald, Schlehenhecken in jedem Trockenrasen. Ohne den Eingriff von einigen Naturschützern mit Motorsensen würden sie sich sowieso überall verbreiten. Jetzt ist der besondere Trick nur sie an strategisch wichtigen Stellen stehen zu lassen. Ich bleibe dabei, keine Ausnahme oder freier kontrollierter Zugang. Sonst haben organisierte Forscher aus dem akademischen Bereich den nichtorganisierten Forschern gegenüber einen Vorteil. Und nur weil sie keinen Lehrstuhl haben, tragen die "Hobbyisten" zur Wissenschaft genausoviel, vielleicht sogar mehr bei. Orchideengärtner Werner Frosch aus Hessen z.B. hat mehrfach publiziert zum Thema Arterhaltung und Vermehrung von Cypripedium, Orchis und Ophrys Arten. Solche Leute verdienen es nicht von den akademischen Fachidioten wie Dreck behandelt zu werden und verdienen Unterstützung, keine Knüppel zwischen die Beine! : Der 2. ist mir auch noch sympathisch. Vom ersten halte ich nicht viel. Einfach keinen geschmack, der Herr. 1) wäre dir wahrscheinlich sympathischer mit einem Korb voll Steinpilze. Und zu 2) hätte ich noch eine nette Geschichte: Mein Meistergärtner an der Uni hat mir mal erzählt wie er als er noch klein war, immer einen Muttertagsstrauß aus breitblättrigen Knabenkräutern für seine Mutter pflückte. Im Zeitalter der Wiesenentwässerung und -überdüngung ist dieser nette Brauch leider mitsamt den ausgedehnten Orchideenwiesen in Vergessenheit geraten - Aber es gibt sie noch! Im Dahner Land und im Voralpenland, auch wenn die Politiker es nicht wahrhaben wollen und ein großes Zweiblatt (selten wie Dreck) genauso verbissen mit Bürokratie schützen wie ein hochseltenes Affenknabenkraut. : : Klasse! Der gesunde Menschenverstand bleibt auf der Strecke, aber der blieb ja immer schon zu kurz... Dem Formalismus und der Bürokratie traue ICH nicht immer. Dafür hab ich an der Uni schon zuviel von beidem gehabt. : Kleiner Revoluzzer? Sturm und Drang? Nee, im Gegenteil. Ich vertrete eher eine Politik der Zivilcourage und dem "Wehret der Anfänge". Wenn jeder Bundesbürger die Augen offenhält und ein, zwei Vogonen absägt, können nie diese himmelschreienden Mißstände entstehen, die zu Kriegen, Revolten und anderen Unruhen führen. Denn wenn Otto Normalverbraucher sich erstmal erhebt und auf die Straße geht, muss schon viel zu viel passiert sein. Viel zu viel individuelles Leid... Gruß, Boris
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