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Pilze Pilze Forum Archiv 2003
Nachtrag
Geschrieben von: Christoph Antwort auf: Möglich, aber... (Christoph)
Datum: 17. Februar 2003, 22:00 Uhr
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1. Tippfehler (kann halt keine Schreibmaschine): "Gäeuben" soll "Glauben" sein
2. DNA: Ein Problem taucht am seltesten auf (ist aber auch lösbar): wer hat denn die Organismen bestimmt, die sequenziert wurden? Ein Fall wäre z.B. Russula mairei. In der Genebank ist eine Sequenz hinterlegt, die steht außerhalb der normalen Russulen, sehr weit von den Speitäublingen weg. Nimmt man ne typsiche R. mairei, sequeziert die, so steht sie, o Wunder, nahe bei R. emetica. Trotzdem geistert die "falsche" immer noch in rezenten Publikationen rum. Man müsste also nur Typusmaterial sequenzieren?! Und es gibt so viele Arten, die erst noch beschrieben werden müssen. Und von all denen soll das gesamte Genom sequenziert werden? Wo wir noch nicht mal das Geld haben, sie einerseits vor dem Aussterben zu retten (weil wir uns Umweltschutz ja nicht mehr leisten können, wie es manchmal heißt), noch genug Systematiker haben, die sie erkennen und beschreiben können? Sollen wir die neuen Pilzarten sammeln, in nen Mixer hauen, die Sequenz analysieren (das ganze Genom), um zu wissen, obs was neues ist? Und das machen wir immer wieder aufs neue, weil niemand mehr ausgebildet wird, die Art an sich auch "so" zu erkennen? Das schwarze Zukunftsbild wäre, jeder hätte einen Bestimm-o-mat, eine Art Mixer, wo wir alles reinschmeißen, und dann werden die Namen ausgespuckt und neue Namen entwickelt, die an eine zentrale Datenbank gehen. Niemand kann die Namen selber irgendeinem Organismus zuordnen. Wir haben Millionen, oder Milliarden von Namen (es gibt ja soooo viele Tiere) - und was haben wir davon? Nichts. Und niemand kann mehr prüfen, wie man am Anfang welchen Namen definiert hat. Und dann kommt der große Crash, die Daten gehen verloren... und der Mensch muss von ganz vorne Anfangen. Hoffentlich gibt es dann noch irgendwo verstaubte Systematiklehrbücher, damit wenigstens ein paar anfangen können, einen "Knolli" von nem "Champignon" zu unterscheiden ;-))) Sehr überzeichnet, aber im Kern finde ich die Aussage richtig. Man ist dann zu "technikgläubig". Es schadet sicher nicht, sich auch in Zukunft der klassischen Systematik anzunehmen, die nicht verstaubt ist, sondern hochmodern, die versucht, im Konsens alle Methoden, die man ergreifen kann, auch zu verwenden und zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Deshalb finde ich die Systematik auch so spannend. Viel spannender als die Taxonomie (ohne werten zu wollen, denn ohne Taxonomie auch keine Systematik!!!). Ich hoffe, dass ich als Systematiker keine aussterbende Spezies bin *grins*, sonst bitte ich dringend, eine "Rote Liste" zu verfassen, damit wir nicht aussterben... Grüße
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