: Hallo Kazuya,
: Nein, entschiedener Widerspruch. ´Diese Botschaft kenn ich wohl, allein mir
: fehlt der Glaube´. lch meine vielmehr, es ist eine nationale,
: machtpolitisch initiierte und vom deutschen Volk begierig aufgenommene
: Neurose. Die Muttersprache und andere kulturelle
: Gepflogenheiten/Realitäten werden, gewissermaßen alternierend zur
: Machtinstanz im voreilenden Gehorsam, vergöttert oder verdammt. Was hat
: z.B. die Anrede ´hi´ denn mit Elektronik zu tun?
: Gruß Waldschrat
Aber geh, tu's nicht übertreiben, das klingt ja ganz nach Verfolgungswahn. Keine Machtinstanz hat je den Gruß Hi gefördert. Der letzte staatlich geförderte Gruß klang so ähnlich, nur mit einem l dran...
Die Anglisierung der Alltagssprache hat mehrere Gründe. Erstens freilich die erwähnte technologische Entwicklung, die oft aus den USA kommt und daher Begriffe verwendet, die man erst eindeutschen müsste.
Und selbst, wenn eine Entwicklung nicht aus den USA kommt, hat sich v.a. im Internet Englisch nun einmal zur lingua franca entwickelt, mit der international kommuniziert wird. Und nicht nur technologisch, sondern auch Pop-kulturell (Musik, Kino, TV etc.) ist die Leitkultur amerikanisch, da muss gar keine Instanz intervenieren. Nehmen wir das Bsp. "Event", das man natürlich eindeutschen kann mit "Ereignis" oder "Veransataltung". Allerdings werden diese Begriffe den Bildern nicht ganz gerecht, die viele im Kopf haben, wenn sie "Event" hören. Mit dem Begriff wird beispielsweise gleich ein bestimmtes Lebensgefühl mitgeliefert, er bezeichnet also nur besimmte Ereignisse und ist semantisch nicht mehr deckungsgleich. Daher wird der Begriff benutzt. So, wie die ganze Welt einige deutsche Begriffe wie Leitmotiv, Hinterland, Über-Ich oder Waldsterben benutzt, für die direkt übersetzte Worte kein vollständiger Ersatz wären, da sie eigene, spezifische Konzepte wiedergeben. Nur ist das Deutsche halt nicht so dominant, weshalb eben viel weniger Worte Eingang in andere Sprachen finden
Das alles ist nicht neu, im 18. Jh. wurde unsere Sprache z.B. recht stark französisiert, v.a. in Wien (Potschamberl, Trottoir, Pompfüneberer...)- und ich glaube in Berlin auch, wenn ich mich nicht täusche. Leitkulturen haben eben prägenden Einfluss auf Sprache, die nie statisch war, sondern ständigen Veränderungen unterworfen ist und bleiben wird.
Das soll aber nicht heißen, dass ich die Blüten dieser Entwicklung nicht sähe, die diese Entwcklung manchmal treibt. So heißt der Nachtslalom in Schladming seit ein paar Jahren nur noch "Night Race" (sprich: Nait Rëiss), obwohl es ursprünglich ja schon eine Bezeichnung gab und Schi Fahren keine besondere angelsächsische Sportart ist.
Oder unser allseits geliebtes Handy, das eigentlich ein cell phone ist und nur bei uns Handy genannt wurde weil der Begriff so handy war.
Es ist meiner Meinung nach weniger eine tatsächliche Politik dahinter als eine kulturelle Anpassung, die nahtlos in eine kulturelle Selbstaufgabe wechseln kann.