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Pilze Pilze Forum Archiv 2007
Re: Anwendungsreihenfolge/ Dauer der Reagenztests
Geschrieben von: Werner Antwort auf: Anwendungsreihenfolge/ Dauer der Reagenztests (Krötenhocker)
Datum: 30. Januar 2007, 15:52 Uhr
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Hallo Jens, ich will wenigstens die von den meisten verwandte "sanfte Farbpanscherei" ein bisserl vertreten, sonst entsteht der Eindruck, niemand würde das mehr machen. Ich bin zwar prinzipiell auch der Meinung, daß man alles erst mal in Wasser ansehen sollte und außerdem, daß das meiste in Wasser auch ausreichend zu sehen ist. Es gibt jedoch etliche Dinge, die man gerade als Anfänger in Wasser viel schwerer sehen kann. Beispiel Schnallen. Die sind i.d.R. in Kongorot viel besser sichtbar. Ein weiteres Beispiel ist die gelifizierte HDS, die man - egal wie - oft sehr, sehr schlecht sehen kann. Wenn überhaupt geht es mit Toluidinblau, von Andreas Gminder lernte ich auch Kongorot dafür herzunehmen. Dann gibt es weiterhin die siderophile Granulation, die ohne Chemikalien nicht möglich ist bzw. bestenfalls erraten werden kann. Die Cyanophilie von Gewebe und Sporen läßt sich nur mit Baumwollblau nachweisen. Zellinhalte lassen sich oft gut mit Phloxin B darstellen, genauso ist damit die Unterscheidung reifer/unreifer Sporen auf der Lamelle möglich. Generell ist es so, daß feinste Strukturen oft zwar in Wasser sichtbar sind, in Kongorot aber z.B. dadurch, daß Zellwände angefärbt werden, diese viel besser erkennbar werden. Ich bin deshalb ein Anhänger der "Hornberger Schule", die auch von Andreas Gminder und Prof. Clemencon vertreten wird, die schwer zu beurteilende Strukturen immer nachträglich noch mal eingefärbt ansieht. Mir jedenfalls ist gerade als Anfänger dadurch sehr viel erleichtert worden und ich kann mich dem nicht anschließen, daß gerade Anfänger nur in Wasser mikroskopieren sollten. Bei Sporen ist es natürlich so, daß die Ornamente wohl mit Phasenkontrast oft sehr gut sichtbar sind, im normalen Lichtmikroskop brauche ich für die Russulales z.B. aber immer Melzer, um den Unterschied z.B. zwischen grobnetzig, unterbrochen netzig und feinwarzig klar zu sehen. Das nur mal der Vollständigkeit halber, um die andere Sichtweise auch vertreten zu haben. Ich mache es meist so, daß ich in das Wasserpräparat z.B. das Kongorot einziehe, d.h. also nach der Betrachtung in Wasser seitlich einen Tropfen Kongo durch Kapillarwirkung einziehen lasse. Wenn zu viel Wasser unter dem Deckglas ist, kann man auf der dem Tropfen gegenüberliegenden Seite mit einem Tempotuch absaugen. Wie schon erwähnt ist das für ein Sporenabwurfpräparat wg. des "Tsunamis" weniger geeignet, für Lamellen- und sonstige Schnitte dagegen sehr gut. Niemals sollte man 2 Chemikalien hintereinander aufbringen (außer bei Dingen, wo das vorgeschrieben ist - z.B. siderophile Granulation). Also niemals erst Kongo und dann Baumwollblau ins gleich Präparat einziehen. Gruß, Werner
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