[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2007

Re: Wer kennt diesen Pilz / Haareis

Geschrieben von: Schnuffel
Datum: 5. April 2007, 01:27 Uhr

Antwort auf: Re: Wer kennt diesen Pilz (manitusrache)

Hallo,

bei uns in Mitelhessen wächst dieser Pilz oft schon im November und bis in den März hinein. Er beschränkt sich auch nicht auf Buche, sondern geht ebenso gern an Erle (wo es schön feucht ist) und andere Laubhölzer. Auch an Nadelholz (Fichte) wurde er schon mehrfach gesichtet. - Aber jetzt Schluss mit lustig.

Die Erklärung in den Links zur Entstehung von Haareis sind meiner Meinung nach dort, wo es ums Detail geht, schlichtweg falsch. Die Anomalie des Wassers spielt hier überhaut keine Rolle. Von einem Herauspressen durch die Ausdehnung des Wassers unterhalb 4°C und beim Gefrieren kann keine Rede sein. Die Ausdehnung beim Gefrieren beträgt gerade mal 11 %. Auch die "verholzten Gefäße in den toten Ästen" ins Spiel zu bringen, ist abwegig: das Haareis wächst üblicherweise quer zur Astrichtung und dem Verlauf der Gefäße.

Ich erkläre mir das Wachstum des Haareises einfach so, dass vom nassen Holz ohne Druck Wasser nachgeliefert und an der Ansatzstelle der Eiskristalle angelagert wird. Dadurch werden die Eiskristalle verlängert und vom Holz weggeschoben. Bei der Startphase der Bildung von Haareis spielen sicher auch Kristallisationskeime eine große Rolle, da reines Wasser bis auf etwa -5°C oder noch weiter abgekühlt werden muss, damit die Kristallisation einsetzt, d. h. bis auf eine Temperatur, die bei der Haareisbildung nicht vorliegt. Als Kristallisationskeime wurden schon Pilzhyphen oder Pilzsporen diskutiert. Ich glaube aber, dass es die Cellulose- oder Ligninstrukturen des Holzes sind, die angelagerte Wassermoleküle bereits in die richtige Position bringen, die sie im Eiskristall einnehmen.

Ein weiterer Faktor bei der Haareisbildung, der meines Wissens bisher noch nie ins Spiel gebracht wurde, ist der starke Wind, der mir bei jedem Auftreten von Haareis wegen der hohen Luftfeuchte immer besonders unangenehm aufgefallen ist. Ich vermute, dass durch diesen Wind die bei der Kristallisation des Wassers freiwerdende Wärme rasch abgeführt wird und dadurch ein "Zusammenfließen" der dünnen Eiskristalle zu dickeren Strukturen oder sogar einer Eiskruste verhindert wird. (Große Kristalle wachsen immer auf Kosten von kleineren Kristallen, "fressen" diese sozusagen auf, was in jeder Gefriertruhe zu beobachten ist.) Vielleicht hängt mit dem Wind auch zusammen, dass Haareis vorwiegend an Buchen und anderen Laubhölzern auftritt, da naturgemäß im Fichtenwald der Wind im Winter weniger kräftig bläst. Dass beim Kammeis am/im Erdboden viel gröbere Strukturen gebildet werden, wäre dementsprechend vielleicht mit fehlendem Wind zu erklären.

Ich hoffe, dass meine Vorstellungen halbwegs verständlich ausgedrückt sind, doch allzu einfach geht es bei einem so komplizierten Phänomen wie Haareis halt nicht.

Gruß
Schnuffel

Beiträge in diesem Thread

Wer kennt diesen Pilz -- manitusrache -- 1. April 2007, 22:36 Uhr
Re: Wer kennt diesen Pilz -- Karl-Heinz -- 1. April 2007, 22:46 Uhr
Re: Wer kennt diesen Pilz -- Karl-Heinz -- 1. April 2007, 23:27 Uhr
Re: Wer kennt diesen Pilz -- coco -- 2. April 2007, 10:21 Uhr
Re: Wer kennt diesen Pilz -- Badner -- 2. April 2007, 20:57 Uhr
Re: Wer kennt diesen Pilz -- manitusrache -- 4. April 2007, 19:28 Uhr
Re: Wer kennt diesen Pilz / Haareis -- Schnuffel -- 5. April 2007, 01:27 Uhr

[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2007 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.