: Ich frage mich, wie der gute Felix den Pilz bestimmt hat.

: Im Thüringer Wald hat er den wohl nicht kennengelernt.

: Ist der in einer hierzulande gängigen Literatur zu finden?

: Gruß Alis

Ich danke Dir, Alis, das ist endlich mal eine Stimme der Vernunft! Im Grunde ist es unfassbar, mit welcher Naivität und welch bodenlosem Leichtsinn in diesem Thread geplaudert wird ... Da findet jemand in Australien einen Röhrling und hat offenbar nichts anderes im Kopf, als ihn sich einzuverleiben. Schlimm genug. Aber fast schlimmer noch die Reaktion: Phaeogyroporus portentosus, aha, der also, alo klicken wir uns mal durchs Net und gucken, ob wir Rezepte für den Felix finden.

Die Bestimmungsversuche, die hier angedeutet sind - Pilz-Bilderbuch unbekannter Qualität, Internet-Seiten ohne jede Garantie für Seriosität - würden wir hier in Dld als PSVler zu Recht als vollkommen unzureichend ansehen. Auch alle anderen Kriterien: Makro- und Mikromerkmale, Ökologie, verwechselbare Arten, Verbreitungsgeographie innerhalb Australiens usw. usf., wenigstens eine elementare allgemeine Artenkenntnis - auf all das scheint es in diesem seltsamen Fall von Touristen-Pilzberatung nicht anzukommen.

Also, wer immer Kontakt zu unserm Forums-Freund Felix hat, der möge ihn vor solchen hanebüchenen Futterversuchen abhalten. Es gibt in anderen Teilen der Welt hochgiftige Röhrlinge, und in Australien gibt es Dutzende von Röhrlingsarten, die noch nie beschrieben geschweige denn gegessen worden sind.
Das Speisepilzsammeln hat in der weißen Bevölkerung des Landes keine Tradition, und die z. T. hervorragenden Pilzkenntnisse der schwarzen Urbevölkerung sind nur bei wenigen weißen Ethnologen angekommen.

Ich bin in Australien durch Wälder gelatscht, in denen hinter jedem Eukalyptusbaum 5 unbekannte Pilze standen. Wenn es dort mal geregnet hat, ist die Artenvielfalt gigantisch. Vor 20 Jahren sagte mir mal einer, dass vielleicht 5-7% der australischen Großpilzflora bekannt sind.

Felix hat mir kurz vor seine Abreise einen Sonderdruck mit schönen Bildern aus der Umgebung von Erfurt geschickt. Er soll fotografieren, was das Zeug hält, alles, was er dort an Pilzen findet, von oben, von unten, von hinten und vorne; er soll mit seinen Pilz-Bilderbüchern Bestimmungsversuche machen, aber nicht so tun, als hätte diese Bildchen-Vergleicherei was mit echten Bestimmungen zu tun! Und er soll um Gottes willen mit diesen pubertären Fressexperimenten aufhören, die nichts weiter sind als russisches Roulette.

Ich bitte um Verständnis dafür, dass mir der Gaul hier etwas durchgegangen ist, aber man macht sich echt Sorgen, wenn man diese Texte liest...

Schöne Grüße
Till