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Pilze Pilze Forum Archiv 2008
Aber jetzt zur spannendsten Frage überhaupt:
Geschrieben von: Stephan Weißer Antwort auf: Alles klar mit den Braunen Ritterlingen ?! (Ingo)
Datum: 14. November 2008, 23:03 Uhr
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Welcher von denen ist denn nun der giftige? Jetzt kommt ein bisschen freies Schwadronieren. Der festfleischige Weißstielige ohne Radialstreifen ("T. pessundatum") hat m. E. am Ehesten das Zeug zum Marktpilz, der der "Weißbraune Ritterling" in früheren Zeiten wohl mal gewesen war, denn er sieht ohne Frage am leckersten und vertrauenswürdigsten aus. Zu diesem passt auch m. E. am besten der durch die Literatur geisternde Begriff "Sandröschen". Wenn das, wie ich annehme, der langjährige Marktpilz war, kann es nicht der Giftpilz sein, denn sonst wäre er ja bei den ersten Unbekömmlichkeiten bald wieder vom Markt genommen worden. Auch von T. striatum kann man annehmen, dass er in diesem Sinne marktfähig ist. Am wenigsten als Marktpilz würde sich m. E. der kleine Weichfleischige ("T. stans") eignen, der meiner Erfahrung nach nicht allzu haltbar sein kann. Bei diesem haben wir hier schon verschiedene Meinungen zu seiner Bitterkeit gehört. Wäre T. stans grundsätzlich wohlschmeckend, so wäre zu erwarten, dass in den teilweise harten Zeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dieser Pilz - er scheint mir ein Massenpilz zu sein - von vielen Pilzsammlern privat verwertet worden wäre. Dann wäre aber nicht so lange (erst in den 50er Jahren meinte NEUHOFF in den Westfälischen Pilzbriefen, auf die Problematik hinweisen zu müssen) der breiten Masse unbekannt geblieben, dass er giftig ist. Dadurch, dass der Pilz aber von allen "Weißbraunen" wohl der bitterste ist (von T. ustaloides mal abgesehen, den ich selber schon vor Jahren mal gekostet habe), blieb die Giftigkeit unentdeckt. Ich erkläre mir es so, dass die Leute früher als "weißbraune Ritterlinge" T. pessundatum und T. striatum gesammelt und folgenlos konsumiert haben. Als die Zeiten härter und die Mägen leerer wurden (die Literatur spricht von einem Vorfall in den frühen 30er Jahren - Hungersnot wegen der Weltwirtschaftskrise - und von einem aus dem Jahr 1943, als der Krieg in vollem Gange war und es sicher auch nicht mehr viel zu beißen gab), wuchs die Versuchung, in dem massenhaft vorkommenden T. stans die beiden nützlichen Ritterlingsarten zu sehen. In dieser Zeit wurde T. stans dann eben auch mitverspeist und da fiel er dann endlich als Giftpilz auf. Meiner Meinung nach müsste T. stans, so wie wir ihn hier diskutieren, der Giftpilz sein.
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