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Pilze Pilze Forum Archiv 2009

Re: Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln

Geschrieben von: Ingo Wagner
Datum: 31. Mai 2009, 02:48 Uhr

Antwort auf: Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln (harald andres schmid)

Hallo Harald Andres!

: Die Verwirrung in der Literatur über den Pilz ist nämlich ziemlich komplett -
: man könnte fast meinen, die Autoren hätten von ganz verschiedenen Pilzen
: geredet: B&K behaupten, das Ding hätte vereinzelte, spindelige
: Pleurozystiden.

Da ist wohl eine Cheilozystide als Pleuro durchgegangen.

: In sich funktioniert der Schlüssel bei B&K für diesen Pilz allerdings
: lustigerweise, da dieses Detail im Schlüssel nicht gefragt wird.

Manchmal würde man vielleicht einfacher geschlüsselt zum Ziel kommen, z.B.:

1 : Stiel, besonders jung, auffallend gelb, Hut rosalich, Holzbewohner, büschelig ----> Mycena renati
(Vgl. Funde an Abies mit M. bresadolana)

: Bei den Cheilozystiden die selbe Uneinheitlichkeit, besonders was die Form
: betrifft.
: Ich habe in mehreren Präparaten ausschliesslich dick keulige Zystiden
: gesehen, ganz wenige etwas verlängert-zugespitzt.
: Keine einzige mit fingerförmigen Auswüchsen.

Ich glaube, du findest noch welche. Die sind halt etwas unauffälliger und gehen unter zwischen den dicken.

: Diese Beschreibung stimmt am ehesten mit der bei Krieglsteiner (Grosspilze
: Baden-Württembergs), S. 384, überein: "54: Cheilozystiden in der
: Regel keulig oder, falls apikal stark verzweigt, bzw. ausgestülpt, mit
: meist keuligem Umriss und verschmälerter Basis."
: Für andere Autoren sind die Cheilozystiden schlank-spindelig, mit
: langgezogenen stumpfen Verzweigungen, usw.

Die Cheilos sind blasig, blasig mit ausgezogenem Fortsatz ("Zipfelmütze"), meist aber spindelig-flaschenförmig, weniger häufig auch mit einem oder zwei längeren Fortsätzen, eventuell mit zusätzlich kleinen seitlichen Ausstülpungen an diesen, welche mich immer etwas an Schaufelgeweihe des Elchs erinnern.

Das schwierige ist, dass man beim Schlüsseln oft herausfinden muss, was mit Begriffen wie "Auswüchsen", "Fortsätzen", "Ausstülpungen" oder "Protuberanzen" gemeint ist. In B/W sind da z.B. mit Auswüchsen die igeligen Noppen gemeint (verwendet um rosella auszuschließen).

: Da würde man in den Schlüsseln nie zum richtigen Pilz finden.
: Gar nicht zu schlüsseln (!) ist der Pilz im "Gröger".
: Das hat mich am meisten überrascht, weil ich sonst große Stücke auf dieses
: Buch und die ausgezeichneten Schlüssel halte: Um zu Mycena renati zu
: gelangen muss man sich für den Teilschlüssel e auf Seite 350 entscheiden:
: "Helmlinge mit abweichend gefärbter L-Schneide..."
: Wie meinen?
: Die Lamellen von M. renati werden mit der Zeit etwas rosalich, aber nicht die
: Schneide separat!

Das Problem der Mycenen mit farbigen Schneiden ist mitunter, dass die Färbung auch mal weniger deutlich ausgebildet sein kann (jung) oder ganz fehlt, ich kenne das z.B. auch von M. viridimarginata. Nach deinem Bild hätte ich aber keine Probleme die Schneiden als gefärbt anzuerkennen; an zu viel Stellen ist das wahrzunehmen als das ich an fotografisch bedingten Schatten glauben möchte.
Vielleicht würde mich ein Foto in Draufsicht vom Gegenteil überzeugen können?

: Beim gleichen Schlüsselschritt bei Krieglsteiner, S. 383, muss man sich für
: genau den umgekehrten Weg entscheiden, um dann anschliessend in die
: richtige Sektion (Rubromarginata) zu gelangen: "26: Lamellenschneiden
: den Flächen gleichfarbig, blasser oder weisslich".

Man muss sich hier nicht genau anders entscheiden, sondern gelangt auf beiden Wegen (auch: Lamellenschneiden meist intensiver gefärbt als Flächen 27 --> 32 --> 34 = Rubromarginatae) zum Ziel, es wird lediglich der Inkonstanz Rechnung getragen.

: Meine Frage ist die: Was genau hat Gröger damit wohl damit gemeint?
: Er legt sich lustigerweise nicht fest, welche Farbe die Lamellenschneiden
: denn nun annehmen sollten, erwähnt im Beschrieb lediglich die sich
: rosalich verfärbende gesamte Lamelle.
: Wenn ich mein obiges Bild betrachte, sehe ich am Hutrand eine gelbliche
: Verfärbung der Lamellen, die ich allerdings eher als ein Verfärben durch
: "Vergammelung", nicht als ein typisches Artmerkmal interpretiert
: hätte.

Farbbeurteilung nach Bild ist ja manchmal etwas problematisch. Sicherlich ist auf deinem Bild (Lamellenschneiden) Gelb dabei, was wohl durch ein Abtrocknen vom Rand her rührt, aber ich möchte meinen, dass durch die Lupe, z.B. am ganz rechten Fruchtkörper, auch die geforderten Farbtöne rosalich, rosabraun wahrzunehmen sein müssten.

Ist natürlich etwas spekulativ, was ich da behaupte. Ich entschuldige mich mal jetzt schon, wenn ich daneben liege mit meinen Vermutungen.

Viele Grüße
Ingo W

Beiträge in diesem Thread

Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln -- harald andres schmid -- 30. Mai 2009, 19:15 Uhr
Re: Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln -- Der Juergen -- 30. Mai 2009, 22:36 Uhr
Re: Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln -- Der Juergen -- 31. Mai 2009, 09:58 Uhr
Ausschnittsvergrößerung Foto -- Der Juergen -- 31. Mai 2009, 10:16 Uhr
Re: Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln -- Wolfgang P. -- 31. Mai 2009, 12:03 Uhr
Re: Bild Mycena renati mit Frage zu Schlüsseln -- Ingo Wagner -- 31. Mai 2009, 02:48 Uhr
Verschiedene Schlüssel benutzen -- Markus Wilhelm -- 31. Mai 2009, 11:08 Uhr
Nahaufnahme Lamellen (2 Bilder) -- harald andres schmid -- 31. Mai 2009, 13:21 Uhr

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