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Pilze Pilze Forum Archiv 2010

Re: Haarbecherchen

Geschrieben von: Ingo Wagner
Datum: 24. Mai 2010, 11:15 Uhr

Antwort auf: Haarbecherchen *PIC* (DieterB)

: Hallo zusammen,

: bei der Suche nach Phytoparasiten fiel mir gestern bei Aschau i. Chiemgau
: neben einem Graben auf einem vorjährigen, runden grasartigen Stängel ohne
: Knoten diese Pilzchen auf. Unter der Annahme, dass es sich um eine Binse
: handelt, fand ich dabei irgendwo im Net ein Binsen-Haarbecherchen, Lachnum
: apalum. Zwar sind die Saprobionten nicht mein Betätigungsfeld, aber wenn
: schon mal da, interessiert mich auch die Art. Könnte sie richtig sein?
: Gibt es evtl. einen Schlüssel für die Gattung oder Familie?

: Details: Becherdurchmesser bis 1,1 mm; Sporen 9,7-10,1 x 1,95-2,1 µm, am Ende
: mit einem kleinem Fortsatz; Paraphysen an der Oberfläche granuliert.

: Danke für Eure Hilfe im voraus und viele Grüße
: Dieter

Hallo Dieter!

Sehr schöne und aussagekräftige Aufnahme. Ich wundere mich etwas, dass bei dieser Vergrößerung der hintere Becher noch scharf ist.

Lachnum apalum (Binsen-Weißhaarbecherchen) oder auch L.diminutum (Kurzsporiges Binsen-Weißhaarbecherchen) können es nicht sein. Die haben mehr fädige Sporen.

Ehrlich gesagt, habe ich Probleme damit, das Substrat als Binse einzuschätzen.
Binsenstängel sind ganz weich und lassen sich überall biegen ohne zu knicken. Und sie liegen natürlich nur dort, wo Binsenbüschel wachsen. Das wäre dir sicher aufgefallen

Dein Substrat sieht etwas holzig aus, wie ein Pflanzenstängel. Die richtige Angabe des Substrates wäre ziemlich wichtig.
Etwas erinnert es mich an Filipendula ulmariae (Mädesüß), dann wäre es zu 98% Lachnum nudipes (Nackfüßiges Haarbecherchen), aber irgendwie sind mir die Haare deines Bechers dafür viel zu lang.

Unbekannte Lachnum-Arten zu bestimmen kosten meist sehr viel Zeit, und es bedarf genauer Angaben.
Schätze nach deinen Sporenmaßangaben hast du ungefähr 2 oder 3 Sporen gemessen, das reicht nicht. Der Sporenfortsatz würde mich interessieren, kann mir da nichts drunter vorstellen.
Die Paraphysen sind übrigens nicht granuliert, das sind die Haare. Die Paraphysen sind die lanzettlichen Elemente zwischen den Asci in der Fruchtschicht (auf deinem 2. Mikrobild).

Ansonsten bräuchte man für eine möglichst gute Bestimmung neben dem Substrat die Größenangabe sämtlicher Mikroelemente (Sporen (Größe, Inhalt und Menge des Inhaltes), Asci (Größe, Porusreaktion, Hakenverhältnis), Paraphysen (Größe, Inhalt, wie weit über reife Asci überstehend) und Haare (Länge am Rand und an Außenseite, Form der Spitze, wieviel Septen).

Makroskopisch und nach vielem, was man sonst erkennen kann, erinnert mich dein Becher an Lachnum virgineum (Jungfern-Weißhaarbecherchen). Allerdings wüsste ich jetzt nicht, was es dann für ein Substrat sein könnte.
Grasbewachsende Arten sind meist kleiner und weniger langhaarig. Außerdem scheint mir etwas Inhalt in den Paraphysen zu sein.....

Der einzig brauchbare, mir bekannte Lachnum-Schlüssel, mit dem man was anfangen kann, wird wohl der auf der Baral-DVD "in vivo veritas" sein.

VG Ingo W

Beiträge in diesem Thread

Haarbecherchen *PIC* -- DieterB -- 24. Mai 2010, 08:33 Uhr
Re: Haarbecherchen -- Ingo Wagner -- 24. Mai 2010, 11:15 Uhr
Re: Haarbecherchen -- DieterB -- 24. Mai 2010, 13:57 Uhr

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