: Hallo vezi!

: Freut mich natürlich, dass du dich mit kleinen Becherchen
: "herumärgerst".
: Ja, wo fang ich an: Beschreibung in Wikipedia ist sehr zweifelhaft, z.B.
: "Porusreaktion mit Lugol fast nicht blau" --> das trifft eher
: auf H. vernus zu, nicht auf imberbis;
: "Farbe im jungen Zustand fahlgelb" --> falsch, jung sind sie
: weiß;
: "Excipulum besteht aus parallel liegenden Hyphen...." -->
: falsch, H. imberbis wird von manchen Autoren auch zu Phaeohelotium
: gestellt aufgrund des auch von dir dargestellten Excipulumaufbaus, welches
: zumindest teilweise aus angulären Zellen besteht.

: Die bräunliche Färbung deiner Apos ist kein Dreck, sondern deutet auf
: "Rötende Reaktion" hin (siehe auch Inhalt deiner Paraphyse, das
: ist keine kopfige Form, sondern etwas ungünstige Aufnahme des tropfigen
: Inhalts, der für die rötende oder bräunende Oxydation verantwortlich ist).

: Die Asci müssen für Vergleichszwecke mit neuerer Literatur vital gemessen
: werden, das bedeutet, die Sporen müssen noch zweireihig am oberen Ende des
: Ascus positioniert sein. Ist das nicht mehr der Fall, schrumpfen die Asci
: durch fehlenden Innendruck (Turgor) locker um ein Viertel in der Länge und
: auch etwas in der Breite. Deshalb musst du die 10 fehlenden µm nicht
: überbewerten.

: Die paarweise Tropfenbildung bei einigen Sporen ist Ergebnis nachlassender
: Vitalität (Chemie, Stress, Temperatur, Trockenheit usw.), in deinem Fall
: verschmelzen einige kleine Tröpfchen zu mittleren.

: Zusammengefasst: du hast einen Hymenoscyphus, der anguläres Excipulum hat,
: damit sind vernus und imberbis noch voll im Rennen.

: Bild 173 in PdS ist nicht vertauscht, sondern nach heutiger Erkenntnis die
: Beschreibung von Hymenoscyphus imberbis, meiner Meinung nach von der
: Nachbarart Hymenoscyphus kathiae (ist wie imberbis mit mehr Öl in Sporen).

: Beide Arten sind übrigens oft relativ "verstecktstielig" und die
: Scheibe wird schnel konvex und röten tun sie "wirklich" und
: schnell. Zusätzlich haben die Sporen eher eine Tendenz zur Eiförmigkeit,
: wenn auch manchmal polar etwas zugespitzt.

: Ich wäre also nach deinen Informationen eher an Dirks Seite mit Hymenoscyphus
: vernus, bin aber trotzdem nicht sicher, weil die Porusreaktion schon recht
: gut auf deinen Bildern zu sehen ist.

: Über Phaeohelotium subcarneum kann ich nichts sagen, schätze aber, dass die
: Art unter anderem, schon existierendem Namen besser aufgehoben ist.

: Setz dich mal mit der Hakenfrage auseinander: vernus hat keine Haken!

: VG Ingo W

Hallo Ingo!

Ich denke, ich habe einen Ast mit Hymenoscyphus vernus gefunden.

Den habe ich aus seiner wohltemperierten Umgebung herausgerissen, mehrere Stunden, eingewickelt in Alufolie in meinem Rucksack erhitzt und auch gebeutelt, wodurch es in den Paraphysen zu Reaktionen gekommen ist. Dann habe ich den Ast einen Tag lang in einen Kühlschrank getan, der schonmal gern Erdbeeren gefriert, wenn er in Fahrt ist. Das hat die Asci oder die Fruchtkörper oder den Pilz "getötet"? , wodurch die Schlauchwände der Asci geschrumpft sind und zwar von H.vernus-typischen 90µm auf 70µm.
Daß ich keine deutliche Rötung am Fruchtkörper feststellen konnte, als ich den zerhackt habe, könnte daran liegen, daß es schon auf der Rucksacktour zu Paraphysenreaktionen gekommen ist, der Fruchtkörper beim Test noch kühlschrankkalt und auch nicht mehr ganz vital war.
Die Porusreaktion auf Lugol war allgemein recht schwach. Am Anfang dachte ich sogar, daß gar keine stattgefunden hat, dann habe ich Asci gesehen, die sich genau so verfärbt haben, wie Du beschrieben, bzw gezeigt hast: Ein sanfter Punkt im Inneren. Aber dann habe ich eben auch Asci gefunden bei der die Reaktion recht deutlich war. Und dann wusste ich nicht mehr weiter: Ist das Lugol nicht überallhin gekrochen, habe ich nicht richtig geschaut, ist das eine richtig oder das andere, pipapo, am Ende habe ich mich der Bewertung der Intensität der Reaktion enthalten und nur angegeben, daß eine stattgefunden hat und deutliche Beispiele dafür gezeigt.
Daß die Asci am oberen Ende oft gekrümmt sind ist mir auch aufgefallen.
Meine Pilze haben keinen Haken. Es reicht doch wenn man bei Dutzenden von Asci keinen Hakenfuß erkennen kann um das sagen zu können, oder muß man ausdrücklich eine hakenlose Verbindung zu einer Basis finden?

Du hast mir mit Deiner ausführlichen Antwort einiges an Verständnis vermittelt und enorm weitergeholfen. Vielen Dank!

lg vezi