Gelegentlich fallen an Bäumen kränkelnde oder tote Äste auf, die wie mit Kohlenstaub überzogen aussehen. Beim näheren Hinschauen entdeckt man dann auch oft Risse in der Rinde, aus denen das schwarze Pulver hervorbricht, oder gar kleine, vulkanähnliche Hügelchen, die sogenannten Konidienlager, denn meist handelt es sich bei dieser Erscheinung um asexuelle Vermehrungsstadien (Nebenfruchtformen, Anamorphen) von Ascomyceten. Unter dem Mikroskop findet man oft mehr dazu heraus und kann den Pilz teils sogar auf Artebene eingrenzen.
Gestern nun hatte ich solche Äste an Hainbuche beobachtet. Ursache solcher Staubentwicklung sind an dieser Baumart meist Anamorphen von Melanconiella-Arten (Diaporthales; dann mit braunen, elliptischen oder tropfenförmigen Konidien, „Melanconium cf. stromaticum“), der „Hyphomycet“ (Hauptfruchtform wohl unbekannt) Cheirospora botryospora, oder man findet, wie ich gestern, große, dunkel olivbraune, dreifach septierte Konidien – das sollte dann Stilbospora macrosperma sein.
Nach meinem bescheidenen Wissen ist nun zu Stilbospora macrosperma keine Hauptfruchtform bekannt (zu häufigen und auffälligen Anamorphen, bei denen keine Hauptfruchtform bekannt ist oder diese lange verkannt war, gäbe es auch andere prominente Beispiele). Gestern nun schauten aus der Rinde ein paar unauffällige Perithezien mit ihren Ostiolen hervor, und die Ascosporen, die ich bei diesen gefunden habe, ähneln den Konidien der Stilbospora so stark, dass es mich wundern würde, wenn das nicht die Hauptfruchtform dazu sein soll.
Daher hoffe ich, dass jemand mehr darüber weiß, und dass dieser Jemand vielleicht meinen Hilferuf hier liest.
Zunächst noch einmal ein Foto der Konidien: