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Dithmarscher Pilze

Geschrieben von: Thomas Pruss
Datum: 28. September 2014, 09:55 Uhr


Moin zusammen,
gestern war ein Glückstag: 5 Stunden Pilze sammeln, ohne Zeitdruck!!! ;-)

Ich hatte mir einen Wald bei St. Michaelisdonn ausgesucht, der am Rande der Dithmarscher Geest liegt und, wenn ich nicht alles täuscht, den klangvollen Namen "Christianslust" trägt.
Auf dem GoogleMaps-Bild ist die Lage und meine ungefähre Laufroute eingetragen:

Los ging es von der Hauptstraße:

Der Wald ist in erster Linie Nadelwald mit Fichten, ein paar Kiefern und recht vielen Lärchen. Dazwischen eingesprengt Flecken mit Jungbuchen und Roteichen:

Gleich am Wegesrand ein erster Farbtupfer:

Rotkappe

Und noch ein paar "Fantastic colours" unter einer Roteiche:

Grünlinge

Hohlfußröhrlinge gab es in Massen:

von quitschegelb bis dunkelbraun

Aber auch die Ockertäublinge hatte es brandeilig mit dem Wachstum:

klein, mittel, groß

Allenthalben krochen die Hundsruten auf dem Boden herum:

und die Kreuzspinnen betätigten sich als Wegelagerer:
Kankras Lauer

In deren Netze bin ich bestimmt 20 Mal rein gerannt. Irgendwann kam ich mir vor wie Frodo auf dem Weg nach Mordor! ;-)

Perlpilze gab es auch reichlich:

Das Schöne: Nur etwa die Hälfte war vermadet.

Taufrisch auch die Gedrungenen Wulstlinge:

Farbtupfer im Moos:

Speitäublinge

Die Fuchsigen Scheidenstreiflinge wollten es ihnen gleich tun, aber eher in gedeckten Farben:

Von den Apfeltäublingen waren die meisten schon überständig. Aber ein paar gute Exemplare hatte ich auch noch gefunden:

Dann kam das erste Highlight der Tour:

Die etwa 4 kg schwere Krause Glucke hing unter dem Wurzelgeflecht einer umgestürzten Fichte. Daher war sie auch blitzsauber, ohne Sand, Ästchen und Einwohner!

Das zweite Highlight vermute ich in diesen Gesellen:

Orangefuchsiger Raukopf!
Glaube ich zumindest, denn alle Merkmale weisen darauf hin

Da ich aber mit Schleierlingen allgemein nicht so firm bin, kann ich bei den Gesellen auch nur raten, dass es sich um Lilastielige Schleimfüße handelt:

Und an den Milchlingen sitze ich noch:

Die Milch floss nicht sehr reichlich und schmeckte irgendwie bitter und nach Spülmittel.

Auch wenn ich knapp 60 km fahren muss, werde ich diesen Wald wohl noch öfter aufsuchen. Vor allem auch, weil sich hier die Sturmschäden aus dem letzten Jahr in starken Grenzen halten.

Ein paar Worte noch zu St. Michaelisdonn, und hier vor allem zum 2. Teil des Namens "-donn":
Als nach der letzten Eiszeit der Meerespiegel um ca. 60 m anstieg, wurden die Dünen und Endmoränen der Dithmarscher Geest zu einer Steilküste an der Nordsee. Die Küste ragte bis zu 30 m hoch auf. Das waren dann Kliffs, aus denen sich der Name der heute auf ihnen liegenden Ortschaften und Flurstücke wie "Kleve" entwickelten. "Kleve" = "Kliff". Stürme und Wellenschlag erodierten dann die äußerst nährstoffarmen Dünen, der Sand lagerte sich als Nehrunghaken vor der Küste ab, und diese Sandbänke nennt mann "Donn" oder "Dunn".
Durch Landhebung, Absenkung des Meeresspiegels und durch Landgewinnungsmaßnahmen gerieten die Donns und Kliffs immer weiter ins Hinterland, die Gegend davor nennt man heute "Marsch". Am Fuße der Geest entsprangen und entspringen immer noch Quellen mit klarem Süßwasser. Dieses Wasser war für die Marschbewohner sehr wertvoll, denn das Grundwasser der Marsch war (und ist) brackig und kaum trinkbar.
Nahe St. Michaelisdonn gibt es den Sagen umwobenen "Goldsoot" (Soot = Brunnen). In der Tat war das Quallewasser der Geest für die Marschbewohner so wertvoll wie Gold.

Grüßlis
Thomas

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