: Hallo Forum,
: nachfolgend noch ein Nachtrag zu Rhodocybe gemina. Gar so häufig ist die Art
: ja dann
: doch nicht vertreten. Eher überall selten bis gestreut. So ist es auch nicht
: ungewöhnlich,
: dass diese Art so manchem altgedienten Pilzexperten noch nie begegnet ist.
: Das ist aber
: nicht weiter wild, denn dazu ist das Forum unter anderem ja auch da –
: Erfahrungsaustausch.
: Ich für meine Person habe zum Beispiel noch nie einen Saftling in Natura
: gesehen.
: An dieser Stelle möchte ich in einem kurzen Auszug die Beschreibung im Pareys
: (Bon) wiedergeben.
: Fleischrötlicher Tellerling – Rhodocybe truncata (aktuell: Rhodocybe gemina)
: Hut: 8-12cm; glatt oder leicht bereift; blass ockerrosa oder gelb- bis
: rotbräunlich marmoriert.
: Rand leicht eingerollt; bisweilen gekerbt
: Lamellen: bogig herablaufend, blass ockerrosa
: Stiel: variabel, 3-8x1-2 cm; weißlich oder wie der Hut gefärbt
: Fleisch: blaß, mit aromatisch, mehlartigem Geruch; mitunter an Lepista nuda
: erinnernd
: Geschmack: Öl- oder Nussartig
: Vorkommen: Mischwälder, grasiges Buschland, Wegränder usw.
: selten; RL4, essbar
: hier noch ein Bild, welches aber unter ungünstigen Lichtverhältnissen zu
: leiden hatte
:
: An dieser Stelle noch ein paar praktische Erfahrungen, da ich dieses Jahr
: erstmals in der
: Lage war, eine größere Menge zu testen.
: Geruch: einzigartig, irgendwie nach Lepisa, aber nicht nach L. nuda. Leicht
: süßlich, aber nicht aufdringlich
: und vor allem nicht ein bisschen mehlartig (süsslich würzig!)
: Geschmack, roh probiert: Hammer! Einmalig würzig, nach längerem Kauen stellt
: sich ein intensiv-pilzig-
: nussiger Geschmack ein. Nussöl könnte hinkommen.
: Kulinarisch: So 300 Gramm habe ich mal mitgenommen. Nach Geruch und Geschmack
: der rohen Pilze
: hatte fest damit gerechnet, dass die Top 10 meiner Lieblings-Speisepilze
: gründlich auf den Kopf gestellt würde.
: Ich habe die Pilze im Anschluss mit den beiden geläufigsten
: Zubereitungsmethoden traktiert. Allerdings ohne Melzer und KOH!
: V1: Dünsten: Die Pilze in etwas Fett anbraten, zusammen mit Zwiebel, und dann
: mit Brühe aufgießen,
: etwas andicken und nachwürzen (Pfeffer, Salz, Rahm, Knoblauch, Schnittlauch).
: Erstaunlicherweise gaben die Pilze so gut wie kein eigenes Aroma an die
: Umgebung ab. Wenn man
: dieses Verfahren mit Rötelritterlingen anwendet, hat man in jedem Fall ein
: deftiges Pilzgericht auf
: dem Teller, welches, gleich ob man das Aroma mag oder nicht, die verkochte
: Art hervorhebt.
: Egal, ob Lepista nuda oder L. saeva, ich würde sie mit verbundenen Augen
: erkennen. In ein Gericht von
: Lepista nuda würde ich allerdings nicht reinbeißen. Ich würde schon beim
: Zubereiten fluchtartig die Küche verlassen! ;-))
: Das einzige Aroma, was von R. gemina übrig blieb, war ein leicht bitterer
: Nachgeschmack.
: V2: Braten: In wenig Butter geschmort waren sie schon bedeutend besser. An
: dieser Stelle eine Eigenheit: Wer den Geruch und den Geschmack von Lepista
: saeva (personata) kennt – genau so roch es beim Schmoren.
: Ohne Brühe, mit der entsprechenden Menge an Pfeffer und Salz versehen, ging
: es schon etwas besser.
: Auch hier empfand ich leider einen (gaaanz leichten) bitteren Nachgeschmack.
: Und den mag ich nicht.
: Aus meiner Sicht hat es den Anschein, dass bei der Zubereitung von den ganzen
: leckeren Aromen
: vor allem die Bitterstoffe übrigbleiben. Wem das nichts ausmacht, für den
: dürfte Rhodocybe Gemina
: genau das Richtige sein. Von der Bitterkeit her ist die Art milder als
: Lactarius deliciosus (gebraten).
: Von der Konsistenz her ist sie sogar sehr delikat. Irgendwo zwischen
: Hallimasch/ Rasling und
: Maronenröhrling (eigentlich ideal). Im Zusammenhang mit Eiergerichten kommt
: sie bestimmt richtig gut.
: Unter dem Strich handelt es sich für mich um eine gute Art, ein Mischgericht
: zu verfeinern.
: Für ein Einzelgericht kommt sie für mich eher nicht in Frage. Damit hat sie
: auch in meiner
: Top 10 nichts verloren.
: Wahrscheinlich werde ich darauf in Zukunft, auch ob ihrer Seltenheit,
: komplett verzichten.
: Warum sollte ich mir damit auch die Raslinge versauen?!
: Viele Grüß ins Pilzland – Ingo
Hallo Ingo,
habe Deinen Artikel mit großem Interesse gelesen und frage mich nun sehr neugierig welche Deine Top 10 sind?
Viele Grüße aus Marburg-Roland