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Pilze Pilze Forum Archiv 2008

Neue Folge: Täubling der Woche #24

Geschrieben von: Thüringer-Holz
Datum: 25. Juli 2008, 16:04 Uhr


heute:

Russula praetervisa Sarnari 1998 syn.
Russula pectinatoides Peck 1907 - Kratzender Kamm-Täubling


Liebe Kolleginnen und Kollegen, endlich wieder Frischmaterial! Heute ein
typischer Vertreter des niedersächsischen sandigen Flachlandes aus der Untersektion "Foetentinae".

Der Kratzende Kamm-Täubling ist ein typischer anspruchsloser Parkpilz, er erscheint auf Freiflächen,
Wiesen und Grünanlagen auf sandigen Böden unter Laubbäumen.

Auffälliges Merkmal ist die kupferrotbraune "Fleckung" an den verschiedensten Stellen und die meist
orangegelbe oder orangerote Stielbasis. Beide Merkmale können unterschiedlich stark ausfallen.

Der deutsche Name ist sehr treffend gewählt. Anfangs schmecken Fleisch und Lamellen ganz mild,
bis sich nach einiger Zeit ein widerlich kratzender Geschmack im Rachen breit macht.

Um Verwechslungen mit dem sehr ähnlichen Camembert-Täubling vor Ort auszuschließen, hilft die
Geruchsprobe. R.pectinatoides hat eine stark fruchtige Komponente andere Autoren meinen er riecht
nach Gummi oder Kautschuk. Der Camembert-Täubling riecht nach Camembert-Käse
und ist deutlich beißend scharf im Geschmack.

Hut: umberbraun, blass bis rußbraun, elfenbeingraulich, hell -oder dunkler graubraun vor allem in der Hutmitte
dunkler, auch ockerbraun oder gelbbraun, jung fast sepiafarben, mit oder ohne kupferrotbraune "Fleckung",
Oberhaut schmierig, gequollen, gummiartig zäh, kammrandig, trocken nur ein dünnes durchsichtiges
abziehbares Häutchen, lange etwas glänzend, erst kugelig, dann gewölbt, später niedergedrückt bis
trichterförmig, Rand erst eingebogen, später ausgebreitet, wellig und gelappt, sogar hochgebogen

Lamellen: grauweißlich bis creme, häufig rostfleckig, mäßig gedrängt, häufig gabelig, mit Querverbindungen

Stiel: rein weiß, runzelig gerieft, meist abwärts verjüngt, von der Basis
aufwärts nach Druck deutlich grauend, am Grund mit oder ohne kupferrote Flecken oder Fasern

Anmerkung aus MHK: "Die Rotfärbung am Stielgrund rührt von feinen
roten Körnchen in den Längshyphen her."

Die Chemische Reaktion an der Stielbasis mit KOH:
Hierzu haben Robin und ich unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Der KOH-Test vor Ort verlief meist
negativ, dennoch kommt es hin und wieder vor, dass durch das auftragen von KOH (20%) an der Basis
eine orangerote Färbung eintritt. Diese liegt wohl an den besagten feinen roten Körnchen
in den Längshyphen, sollte aber niemals so stark kräftig rot-orange-braun
ausfallen wie bei R.insignis.

Fleisch: weiß unter der Huthaut graugelblich, blasig, starr, spröd-gebrechlich

Wert: ungenießbar

Vorkommen: Juli bis September, besonders unter Quercus, meidet Kalk

Sporen laut MHK: rundlich bis länglich, 8-9 x 6-7 ym mit kleinen Warzen oder Stacheln,
deren netzige Verbindung zerstückelt ist

Sporenstaub: dunkel creme (IIc)

SARNARI führt in seinem Werk R.pectinatoides zur neu beschriebenen Art Russula praetervisa.
Er schreibt vermutlich unter "Note Tassonomiche e Nomenclatoriali" über gut zwei Seiten eine Menge dazu,
warum, wieso und weshalb er das gemacht hat. Leider bin ich des italienischen nicht mächtig. Über eine
kurze übersetzte Zusammenfassung wäre ich sehr dankbar.

Bis zum nächsten mal

Euer Felix

Beiträge in diesem Thread

Neue Folge: Täubling der Woche #24 -- Thüringer-Holz -- 25. Juli 2008, 16:04 Uhr
Wieder ganz grosses Kino Felix.... -- Christoph G -- 25. Juli 2008, 16:12 Uhr
Re: Neue Folge: Täubling der Woche #24 -- Jochen Girwert -- 25. Juli 2008, 17:27 Uhr
Re: Neue Folge: Täubling der Woche #24 -- phragmobasidie -- 25. Juli 2008, 17:46 Uhr
Re: Neue Folge: Täubling der Woche #24 -- Jochen Girwert -- 25. Juli 2008, 18:03 Uhr
R. pectinatoides versus praetervisa -- Interhias -- 26. Juli 2008, 14:39 Uhr
Vielen Lieben Dank Hias!!!!!!! *oT* -- Thüringer-Holz -- 27. Juli 2008, 10:25 Uhr

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