Hallo Forum,
da der Thread von gestern bereits am absaufen ist, hier nochmal kurz und direkt
eine Zusammenfassung aus meiner Sicht.
Am vergangenen Samstag erhoffte ich bei meiner Waldquerung eigentlich nicht Besonderes.
OK – den einen oder anderen Halsbandritterling wollte ich schon finden. Ebenso
die ersten jungen Grünlinge.
Allerdings wurde ich ein wenig ausgebremst. Diverse Stachelinge, auch überraschend
erschienene, hatten meinen Zeitplan etwas ausgebremst.
So kam es, daß ich in dem Waldstückchen, in welchem ich die Ritter erwartete, etwas später ankam,
als ursprünglich geplant. Zur Erinnerung: am Samstag Nachmittag war es bedeckt, und die Sicht in dem
dichten Kiefernbestand war bereits mehr als bescheiden.
Mithin – eher hell erscheinende Arten wie Grünlinge und Halsbänder sind da noch gut auszumachen.
Details wie Lamellenform, Farbnuancen und derartige Dinge sind da vor Ort schon schwieriger
festzustellen. Zumal wenn man, wie ich, bereits auf eine Lesehilfe angewiesen ist.
Auch nicht so einfach, die rechte Schärfe und Helligkeitseinstellung an der Kamera hinzubekommen.
Immerhin war es genau dieser Umstand, der mich ins grübeln brachte. Waren zum gleichen Zeitpunkt
doch mehrere Sammler im Waldstück unterwegs – so auch Senioren, die wohl auch
Grünlinge sammeln würden, wenn denn welche da gewesen wären.
Wie berichtet, waren die Grünen in Ansätzen bereits zu sehen. Allesamt aber nicht mehr, als auf dem
dritten Bild im gestrigen Beitrag. Im gesamten Areal fand ich keinen einzigen ausgewachsenen
Grünling vor. Bis auf diese eine prächtige Kollektion (der dritte ist nicht im Bild).
Als kleinen Snack hatte ich da noch eine kleine Büchse Gulaschsuppe, mit der ich gleich nach meiner
4-stündigen Exkursion den kleinen Hunger stillen wollte. Da diese wirklich sehr mickrig war, hatte ich vor,
sie mit einigen Waldpilzen zu verfeinern.
Dafür hatte ich schon einen prächtigen Pfifferling und einen kleineren Steinpilz eingelocht.
Ein oder zwei Grünlinge, wegen des prächtigen Aromas dazu, das reicht aus. So dachte ich.
Daß ich ausgerechnet diese Kollektion abgelichtet hatte, war auch dem Umstand zu verdanken, dass es
sich um die ersten ausgewachsenen "Grünlinge" des Jahres handelte.
Normalerweise ignoriere ich die, zumal ich in den vergangenen Jahren genügend von denen
gepixelt hatte.
Kurzum: in meiner Residenz angekommen, konnte ich diese Ritterlinge erstmals
bei normalem Licht in Augenschein nehmen - als ich sie zwecks Verwertung putzen wollte.
Dabei fiel mir sofort die völlig andere Beschaffenheit der Unterseite auf. Schuppiger Stiel,
grau- bis cremefarbene Lamellen. Immerhin – die Hutfarbe lag noch deutlich im Bereich derer des Grünlings.
Letztendlich brachte eine Geruchs- und Kostprobe Gewissheit, daß es keine Grünlinge sein konnten.
Irgendein Geruch war definitiv nicht feststellbar. So etwas kann bei trocknen Grünlingen schon vorkommen.
Allerdings ist es so, daß der Grünling zu den wenigen Arten zählt, deren Geschmack ich mit verbundenen
Augen erkennen kann. (Bitte jetzt nicht bei Wetten Dass anmelden).
Nach etwa zwei bis drei Minuten Herumkauens stellte sich nicht die Spur des bekannten Aromas ein.
Im Gegenteil – da war eine ganz leichte Spur von Schärfe, mit leicht adstringierendem Effekt.
Also nie im Leben ein Grünling! Welche ähnliche Art darf dann aber im gleichen
Terrain wie T. equestre fruchten?
Mein Verdacht, anhand der Makromerkmale, war sofort T. joachimii. Leider hatte ich eben keines
meiner Ritterlingswerke bei der Hand. Per Telefon konnte mir von Zuhause aus kurzfristig geholfen werden.
Die Makrobeschreibungen im Riva passten eigentlich. Nur der Hinweis zu Geruch, Geschmack und vor allem
zum Standort (kalkhold!) wollten mir nicht recht gefallen.
Allerdings scheint es mit solchen Angaben, bei seltenen Arten, gerne mal zu hapern. Hatte ich doch vor
einigen Stunden gerade einen Hexenrig von Gallenstachelingen, einem ausgewiesenen Laubbaumbegleiter,
im selben Terrain ausfindig gemacht.
An dieser Stelle noch zwei Detailaufnahmen:
Was ich an dieser Stelle noch einmal zusammen fassen möchte: Selbst als Kenner der Grünlinge hätte
ich um ein Haar eine extrem ähnlich wirkende Art als Grünling klassifiziert, da ich sie an diesem
Standort nicht erwartet hatte.
Wenn Sammler Grünlinge ernten, und Tricholoma joachimii zu dieser Zeit noch im selben Gebiet fruchtet,
wird dieser mit absoluter Sicherheit als Grünling gesammelt und auch konsumiert werden.
Über den Speisewert von T. joachimii ist definitiv nichts bekannt. Er kann genauso gut essbar sein, wie
er unbekannte Giftstoffe enthalten kann.
Vielleicht wäre es das ja wert, einige weiter gehende Nachforschungen zu betreiben.
Das war’s erst mal mit meinen Gedanken zum Thema
N8i Ingo